Klingbeil: Merkel soll von Spahn übernehmen dpa, 04.01.2021 09:00 Uhr
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Impf-Chaos: SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil fordert Bundeskanzlerin Angela Merkelauf, sich einzuschalten. Foto: Tobias Koch
Berlin - SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil hat die aktuelle Corona-Impfstrategie der Bundesregierung kritisiert und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) aufgefordert, sich einzuschalten. Deutschland stehe im Vergleich mit anderen Ländern schlechter da, sagte er im ARD-Morgenmagazin. Die Schuld hierfür gibt Klingbeil Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU).
Länder außerhalb der EU wie die USA und Großbritannien hatten Impfstoffe nach weniger umfangreichen Prüfungen Notfallzulassungen erteilt und begannen früher mit dem Impfen. Die Umsetzung läuft in Deutschland über die Länder, die jeweils eigene Regelungen haben. „Wir sehen in diesen Tagen, dass es chaotische Zustände gibt“, sagte Klingbeil.
Klingbeil forderte „eine nationale Kraftanstrengung“ unter der Leitung Merkels. Ähnlich sagte er das auch der Bild-Zeitung. Er wiederholte die Forderung, alle Pharmaunternehmen an einen Tisch zu rufen, um auszuloten, wie Kooperationsverträge aussehen könnten. Die Suche nach weiteren Produktionsmöglichkeiten für den einzigen in der EU bisher zugelassenen Impfstoff von Biontech läuft allerdings bereits.
Spahn hatte Ende des Jahres Lieferschwierigkeiten für die erste Januarwoche eingeräumt. Der Bund beschafft den Impfstoff zentral, die Lieferungen werden dann nach einem Schlüssel auf die Länder verteilt. Dort gibt es immer mehr Kritik: Nach Berlin und Bayern macht nun auch Hamburg seinem Ärger öffentlich Luft: Nach Einschätzung von Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) gibt es viel weniger Corona-Impfstoff als eigentlich nötig. „Der Bund hat insgesamt deutlich zu wenig Biontech-Impfstoff bestellt“, sagte Tschentscher der Bild-Zeitung. „Die Verteilung auf die Länder erfolgt zudem anhand der Bevölkerungszahlen, so dass Hamburg nur mit etwa 1,85 Millionen Einwohnern berücksichtigt wurde.“ Die Hansestadt versorge jedoch die gesamte Metropolregion mit rund fünf Millionen Menschen mit Gesundheitsdienstleistungen. Es gebe also „einen sehr hohen Bedarf an Impfungen für das medizinische Personal“, der bei der Verteilung nicht berücksichtigt worden sei.
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