Efluelda wird Pflicht

BMG: Keine Angst vor Impfstoff-Monopol

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Berlin -

Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) hat keine Sorge mehr, dass ein Engpass beim hochdosierten Grippeimpfstoff Efluelda von Sanofi zu Versorgungsproblemen führen könnte. Und auch bei den mRNA-Vakzinen gegen Corona sieht man keine Abhängigkeit von einzelnen Herstellern.

Ältere Menschen ab 60 Jahren können in der kommenden Saison nur noch mit Efluelda geimpft werden. Die seit zwei Jahren geltende Ausnahmeregelung, nach der die Praxen abweichend von der Impf-Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) auch andere Vakzine einsetzen können, wurde nicht verlängert.

Wie sich die Bundesregierung auf einen umfangreichen Lieferengpass vorbereite, wie es ihn 2012 in Bayern gegeben habe, und ob in einem solchen Fall genügend andere Impfstoffe für die vulnerable Gruppe der über 60-Jährigen zur Verfügung stünden, wollte der CDU-Gesundheitsexperte Dr. Georg Kippels wissen. Doch laut BMG liegen keine Anhaltspunkte dafür vor, dass es zu einem solchen Lieferengpass kommen könnte.

„Nicht jeder Lieferengpass führt zwangsläufig zu einem bundesweiten Versorgungsengpass. Häufig reicht die bereits auf dem Markt befindliche Menge des betroffenen Impfstoffs und die von alternativen Impfstoffen mit der gleichen Indikation aus, um den Lieferengpass zu überbrücken“, so das BMG in seiner Antwort auf Kippels Anfrage. „Ist kein für die jeweilige Indikation und das Alter zugelassener Impfstoff mit vergleichbarer Antigenzusammensetzung verfügbar, gibt die Stiko-Empfehlungen an, wie alternativ – unter Verwendung anderer verfügbarer Impfstoffe – ein Impfschutz sichergestellt werden kann.“

Mit dieser Standardaussage ist die Frage freilich nicht beantwortet, denn das BMG selbst hatte nach der Einführung von Efluelda die Sorge gehabt, dass ein Ausfall nicht zu kompensieren sein könnte. Immerhin werden Grippeimpfstoffe mit weitem Vorlauf produziert; gerade erst wurden die Bestellungen für die kommende Saison abgeschlossen. Daher war eine Ausnahmeregelung beschlossen worden.

Monopol für Efluelda

Allerdings hat sich Efluelda mittlerweile durchgesetzt, in der relevanten Altersgruppe liegt der Marktanteil bei mehr als 90 Prozent. In der Saison 2021/22 hatte der Impfstoff von Sanofi seine Premiere; in der Saison zuvor war eine kleinere Menge Fluzone aus dem Ausland importiert worden. Vierfach höher dosiert als die bisherigen Grippeimpfstoffe, sollen die Vakzine speziell bei Menschen über 60 Jahren eingesetzt werden.

Im Januar 2021 sprach sich die Ständige Impfkommission (Stiko) für den Hochdosis-Impfstoff aus: „Die Stiko empfiehlt für Personen ab 60 Jahren die jährliche Influenza-Impfung im Herbst mit einem inaktivierten quadrivalenten Hochdosis-Impfstoff (mit jeweils aktueller von der WHO empfohlener Antigenkombination), aufgrund einer geringfügigen, aber signifikanten Überlegenheit der Impfeffektivität“, heißt es. „Dieser Hochdosis-Impfstoff wird von den Krankenkassen erstattet.“

Der G-BA hatte die Schutzimpfungs-Richtlinie im Frühjahr 2021 entsprechend angepasst. Damit wäre faktisch – trotz des deutlich höheren Preises – nur noch Efluelda erstattungsfähig gewesen. Daher hatte das BMG per „Verordnung zum Anspruch auf Schutzimpfung gegen Influenza und Masern“ geregelt, dass Praxen auch die Standardvakzine bei älteren Patient:innen einsetzen können. In der kommenden Saison gilt die zuletzt noch einmal verlängerte Ausnahme nicht mehr.

mRNA-Verträge gesichert

Auch bei den mRNA-Impfstoffen sieht das BMG keine Abhängigkeit von einzelnen Firmen: „Die Bundesregierung hat 2022 Verträge zur Vorhaltung von Produktionskapazitäten, das Hochfahren der Produktion der Impfstoffdosen im Pandemiefall und eine kurzfristige Lieferung der Impfdosen an die Bundesrepublik Deutschland – sogenannte Pandemiebereitschaftsverträge – für die kommenden Jahre bis 2029 abgeschlossen“, heißt es in der Antwort auf eine weitere Anfrage von Kippels. „Durch die Pandemiebereitschaftsverträge sind Herstellungskapazitäten unter anderem für mRNA-Impfstoffe gesichert. Im Sinne der Risikostreuung wurden für die Reservierung von mRNA-Herstellungskapazitäten Pandemiebereitschaftsverträge mit drei Herstellern – BioNTech, der Bietergemeinschaft CureVac/GSK sowie der Bietergemeinschaft Wacker/CordenPharma – abgeschlossen.“

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