Lauterbach fordert Solidarität

„Bitte keine Hamsterkäufe!“

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Berlin -

Die typische Erkältungszeit naht. Und viele Familien haben noch vor Augen, wie schwierig manche Medikamente für Kinder im Herbst und Winter 2022 zu bekommen waren. Gesundheitsminister Karl Lauterbach appelliert daher: „Bitte keine Hamsterkäufe!“

Eltern können aus Sicht von Lauterbach in diesem Winter auf eine stabilere Arzneiversorgung für ihre Kinder zählen – auch mit gegenseitiger Rücksichtnahme. „Wir sind deutlich besser aufgestellt als im letzten Jahr“, sagte der SPD-Politiker am Donnerstag nach einem Gespräch mit Vertretern von Apotheken, Ärzten und Herstellern in Berlin. Die Produktion etwa von Schmerzmitteln, Fiebersäften und Antibiotika habe im Vergleich zum Winter 2022 deutlich gesteigert werden können. Wenn nun keine große Infektwelle komme, werde man dem Problem Herr werden können. Zugleich appellierte Lauterbach an die Eltern: „Bitte keine Hamsterkäufe.“

Er rief zu Solidarität beim Kauf von Kindermedikamenten auf: „Ein kleiner Hausvorrat ist immer sinnvoll.“ Horten sei es aber nicht. „Wenn wir uns hier zusammennehmen, dann wird uns das Gleiche gelingen, was uns auch in der Gaskrise im letzten Winter gelungen ist“, sagte der Minister. „Knappheit war angesagt. Die Menschen haben sich vernünftig verhalten, und wir sind gut durchgekommen.“

Eine Flasche ist okay

Was genau bedeutet der Appell, nicht zu horten? Das sei eine Augenmaßentscheidung, sagte Lauterbach. Da Fieber oft über Nacht auftrete, sei „eine kleine Reserve“ Fiebersaft gut, um sofort reagieren zu können. Der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, Thomas Fischbach, erläuterte, es gehe darum, dass sich Eltern helfen könnten, wenn das Kind nicht direkt zum Arzt müsse. Das könne mit einer Flasche Ibuprofensaft gelingen. Abda-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening sagte, es passe, 100 Milliliter Fiebersaft da zu haben.

Die Produktion der Pharmabranche habe teils um bis zu 100 Prozent gesteigert werden können, berichtete Lauterbach. Werke seien sieben Tage die Woche rund um die Uhr im Drei-Schicht-Betrieb aktiv. „Wir sind wirklich an das technische Maximum gegangen“, sagte Teva-Deutschlandchef Andreas Burkhardt, der auch Vorsitzender von Pro Generika ist. Es gelte aber, über nachhaltige Verbesserungen zu sprechen, um nicht nächstes Jahr wieder genauso da zu stehen. Nötig seien unter anderem Investitionsanreize für Kapazitätserweiterungen.

Apotheken sollen mehr Flexibilität bekommen, um bei fehlenden Mitteln ausweichen zu können. So soll es leichter werden, die Darreichungsform etwa von Tropfen zu Tabletten zu wechseln, ohne dass extra Rücksprache mit dem Arzt oder ein neues Rezept nötig sind. Auch ein Ausweichen auf andere Packungsgrößen soll einfacher sein.

Viele Praxen wappnen sich schon für die Erkältungssaison. Man müsse sicher auch wieder von einer Infektwelle ausgehen, machte Fischbach deutlich. Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, Jörg Dötsch, sprach von einer wichtigen Nachricht für Familien, dass man vor einer günstigeren Ausgangssituation stehe. Das sei aber zunächst „ein Zwischenschritt“.

Lauterbach sagte, wenn es nun eine starke Grippewelle und eine starke Welle von Infektionen mit Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) geben sollte, seien Engpässe nicht komplett auszuschließen. Sollte es dazu kommen, würden zusätzliche Importe ermöglicht. Im Ministerium soll zur Beobachtung und schnelleren Reaktion für Herbst und Winter ein wöchentlich tagender Steuerungskreis eingerichtet werden.

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