Kommentar zu Engpässen

Bild: Mehr Freiheiten für Apotheker!

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Berlin -

Dass er die Versorgungslage eigentlich ganz gut im Griff hat, kaufen die Medien Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) nicht ab. Wer lädt schon zu einem Spitzengespräch ein, wenn es nichts zu besprechen gibt? Wer warnt schon vor Hamsterkäufen, wenn es dafür keinen Grund gibt? Für die Bild-Zeitung ist die Sache klar: „Mehr Freiheiten für die Apotheken!“

Es war ein skurriler Auftritt im Bundesgesundheitsministerium (BMG): Nach dem Spitzengespräch trat Lauterbach gemeinsam mit seinen Gästen vor die Presse; es war kaum Platz auf der Bühne für alle Beteiligten. Zu sagen hatte außer dem Minister aber niemand etwas, ein wenig wirkte es so, als hätte Lauterbach seine Gäste in Geiselhaft genommen.

Der angebliche Fünf-Punkte-Plan für Kinderarzneimittel entpuppte sich als Luftnummer:

  • Punkt 1: Zusätzlich zum Beirat wird ein Steuerungskreis eingerichtet. Produktion ist bereits maximal hochgefahren, Versorgung weitgehend gesichert. Notfalls Importe.
  • Punkt 2: Eltern sollen nicht hamstern. Ärzte sollen sparsam verordnen.
  • Punkt 3: Wiedereinführung der Sars-CoV2-Abgabeerleichterungen: Apotheken dürfen austauschen, werden nicht retaxiert.
  • Punkt 4: Keine Festbeträge, keine Rabattverträge – so wie im ALBVVG beschlossen.
  • Punkt 5: Besonnenes Handeln, sachlich-realistische Kommunikation aller Beteiligten.

Und so fiel es Lauterbachs Gesprächspartnern fiel es sichtbar schwer, etwas Konstruktives zu sagen. Man sei an der Grenze des technisch Machbaren, gab der Generikachef zu Protokoll. Die Vertreterin des Hausärzteverbands brachte die Entbudgetierung ins Spiel, obwohl Lauterbach sich das eigentlich verbeten hatte. Und die beiden Vertreter der Kinder- und Jugendärzte beteiligten sich noch schnell an der Definition, was zulässige Vorräte sind, und gaben dann runderhum zu, dass sie eigentlich gar nichts machen müssten, die Apotheken seien hier gefordert.

So blieb es dann auch richtigerweise bei der Bild-Zeitung hängen. „Apotheker brauchen mehr Freiheiten. Fehlt ein wichtiges Antibiotikum, sollten sie im Notfall einen anderen Wirkstoffgehalt ausgeben dürfen.“ Denn auch wenn die Unternehmen die Produktion zum Teil verdoppelt hätten, würden auch in diesem Winter Medikamente fehlen. „Was helfen würde: regionale Datenbanken, in denen Ärzte und Apotheker nachschauen können, wo ein Medikament vorrätig ist. Das wäre eine große Erleichterung für Patienten und medizinisches Personal.“

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