Betreuungskonzepte

Apotheker dürfen für TK beraten

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Berlin -

Im Haifischbecken Gesundheitswesen gönnt man sich nichts. Der Plan der Apotheker, sich bei der Betreuung von Chronikern stärker einzubringen, stößt vielerorts auf Widerstände: Auch Ärzte, Hersteller, Versender und Telefondienstleister wollen beim Medikationsmanagement mitspielen. Jetzt kommen die Apotheker bei der Techniker Krankenkasse (TK) ins Geschäft. Der Vertrag könnte das ABDA/KBV-Modell ein großes Stück voranbringen.

Seit mehr als einem Jahr hat TK-Chefapotheker Tim Steimle mit Vertretern von ABDA und Deutschem Apothekerverband (DAV) verhandelt. Die Kasse, deren Innovationswillen sich gelegentlich auch schon gegen den Berufsstand richtete, hat sich vorgenommen, die Pharmazeuten bei der Betreuung ihrer Chroniker stärker einzubinden.

Offensichtlich ist man sich einig geworden: Künftig sollen die Apotheker gezielt Typ-2-Diabetiker der Kasse mit Compliance-Problemen betreuen. Details zur Umsetzung und Honorierung sind bislang nicht bekannt; im Juni soll das Konzept vorgestellt werden. Die Gremien haben aber bereits zugestimmt.

Das Modell ist eine Ergänzung zum hauseigenen TK-Arzneimittelcoach, den die Kasse 2012 ins Leben gerufen hatte. Rund 7000 der mehr als 200.000 bei der Kasse versicherten Diabetiker kommen für das Modell in Frage, weil sie ihre Medikamente nur an jedem zweiten Tag vorschriftsgemäß einnehmen. Sie werden nach Einwilligung drei bis vier Mal angerufen. Im Gespräch sollen die Mitarbeiter herausfinden, warum die Therapietreue nicht stimmt, und Lösungen anbieten.

Unabhängig davon, wie erfolgreich das Projekt tatsächlich ist: Die Kasse hatte von Anfang an geplant, dass sich die Versicherten bei Problemen, die telefonisch nicht zu lösen sind, an ihren Arzt oder Apotheker wenden können. Auch wenn die Zusammenarbeit zunächst vergleichsweise wenige Patienten in ganz Deutschland umfasst, könnte sie doch zur Keimzelle für größere gemeinsame Projekte werden.

Steimle hat bereits signalisiert, dass die TK auch an Medikationschecks interessiert ist. Bislang hatte die Kasse mit dieser Aufgabe Ärzte betraut, etwa im Rahmen eines Versorgungsnetzes in Nürnberg. Auch die AOK Rheinland-Hamburg und die Knappschaft Bahn-See (KBS) setzen bislang auf die Mediziner.

Die TK will laut Steimle die pharmazeutische Kompetenz der Apotheker insgesamt mehr nutzen. So sei es langfristig vorstellbar, dass Apotheker mehr Verantwortung beim Austausch von wirkstoffähnlichen Produkten übernehmen, so der TK-Apotheker vor einem Jahr. Einerseits könne dadurch die Therapiesicherheit verbessert werden, andererseits ergäben sich dadurch Einsparungen.

Die ABDA hätte neben ARMIN ein weiteres Projekt am Start – ein starkes Signal nicht nur an die Politik, sondern auch an alle jene Kassen, die an eine Beratung außerhalb der Apotheke glauben. Jetzt müssen nur noch die Apotheker mitmachen.

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