Rote-Hand-Brief

Cyproteronacetat: Risiko für Meningeome

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Berlin -

Die Zulassungsinhaber cyproteronhaltiger Arzneimittel informieren derzeit mittels Rote-Hand-Brief in Übereinstimmung mit der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) und dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) über das Risiko für Meningeome bei der Anwendung.

Cyproteronacetat (CPA) wird als Monotherapie in einer Dosis von 10 mg und 50 mg bei mittelschweren bis schweren Androgenisierungserscheinungen bei Frauen eingesetzt. Dazu zählen beispielsweise Hirsutismus, schwerere Formen der Akne sowie androgenetische Alopezie – oftmals in Verbindung mit schweren Verlaufsformen von Akne oder Seborrhoe. Bei Männern wird der Wirkstoff in der palliativen Therapie des metastasierenden oder lokal fortgeschrittenen inoperablen Prostatakarzinoms sowie zur Triebdämpfung bei Hypersexualität und Sexualdeviationen eingesetzt.

Risiko für Meningeome bereits bekannt

Unter der Anwendung wurde ein vermehrtes Auftreten von Meningeomen beobachtet, hauptsächlich bei Dosen von 25mg pro Tag oder höher. Das Risiko steigt mit zunehmenden kumulativen Dosen. Bereits 2008 wurde ein solcher Zusammenhang beschrieben: Zwischen hohen Dosen CPA von 50 mg pro Tag zeigten sich klinische Anzeichen und Symptome eines Meningeoms. Diese können unspezifisch sein: Sehstörungen, Hörverlust oder Ohrensausen, Geruchsverlust, sich mit der Zeit verschlimmernde Kopfschmerzen, Gedächtnisverlust, Krampfanfälle oder Schwäche der Extremitäten zählen dazu. Die Fachinformationen wurden damals dahingehend aktualisiert und ein entsprechender Warnhinweis, sowie die Gegenanzeige bei bestehendem oder früher aufgetretenem Meningeom ergänzt.

Eine französische Kohordenstudie zeigte nun erneut einen kumulativen, dosisabhängigen Zusammenhang zwischen Cyproteronacetat und Meningeomen: Die Studie basiert auf Daten der französischen Krankenkasse (CNAM) und umfasst eine Population von 253.777 Frauen, die Tabletten mit 50-100 mg Cyproteronacetat einnahmen. Die Inzidenz eines mittels Operation oder Strahlentherapie behandelten Meningeoms wurde verglichen zwischen Frauen, die hochdosiertem Cyproteronacetat (kumulative Dosis ≥ 3 g) und Frauen, die lediglich einer geringen Exposition gegenüber Cyproteronacetat (kumulative Dosis < 3 g) ausgesetzt waren. Es wurde ein Zusammenhang zwischen der kumulativen Dosis und dem Auftreten gezeigt.

Aufgrund dieser Daten soll die Behandlung mit Cyproteronacetat in den Stärken 10 mg, 50 mg, 100 mg oder 300 mg/3 ml außer zur palliativen Therapie eines Prostatakarzinoms nun auf Situationen beschränkt werden, in denen alternative Behandlungen oder Interventionen nicht verfügbar sind oder in allen Anwendungsgebieten als unangemessen angesehen werden. Außerdem sollte die niedrigste mögliche wirksame Dosis verwendet werden.

Keine neuen Sicherheitsbedenken bei niedrigen Konzentrationen

Im Zusammenhang mit niedrig dosiertem CPA konnten hinsichtlich des Risikos eines Meningeoms keine neuen Sicherheitsbedenken identifiziert werden. Da jedoch das Meningeomrisiko mit zunehmenden kumulativen Dosen von Cyproteronacetat steigt, sind niedrig dosierte Kombinationsprodukte jetzt bei Patienten mit Meningeom oder Meningeom in der Anamnese kontraindiziert.

Der Wirkstoff wird beispielsweise in einer 1 mg-Stärke in Kombination mit Estradiolvalerat zur Hormonsubstitutionstherapie (HRT) bei peri- und postmenopausalen Estrogenmangelsymptomen sowie zur Prävention einer Osteoporose bei postmenopausalen Frauen mit hohem Frakturrisiko, die eine Unverträglichkeit oder Kontraindikation gegenüber anderen zur Osteoporoseprävention zugelassenen Arzneimitteln aufweisen angewendet. In einer 2 mg-Stärke wird CPA außerdem in Kombination mit Ethinylestradiol (EE) zur Behandlung mäßig schwerer bis schwerer Akne aufgrund von Androgenempfindlichkeit oder Hirsutismus bei Frauen im gebärfähigen Alter angewendet.

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