Cannabis als Substitutionsmittel? Deniz Cicek-Görkem, 17.07.2018 14:07 Uhr
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Potenzial als Substitutionsmittel: Es gibt Hinweise, dass Cannabidiol (CBD) die morphinabhängige Belohnungsreaktion im Gehirn und die Rückfallrate bei Morphinabhängigkeit reduzieren kann. Foto: Cansativa
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Im Rahmen der Studie wurden 129 opioidsubstituierte Patienten mittels standardisierter, validierter Fragebögen zu cannabisspezifischen Erfahrungen befragt. Foto: AGES
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Im Vordergrund standen unter anderem die Menge des konsumierten Cannabis, die Konsumhäufigkeit, Konsummotive, etwaige Entzugserscheinungen und Nebenwirkungen. Foto: GW Pharm
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Bislang werden Methadon, ... Foto: APOTHEKE ADHOC
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Levomethadon und ... Foto: APOTHEKE ADHOC
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... Codein und Dihydrocodein, ... Grafik: APOTHEKE ADHOC
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sowie Morphin und Diamorphin eingesetzt. Foto: APOTHEKE ADHOC
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Therapiert wird überwiegend mit Methadon. Etwa 14 Prozent aller Patienten erhalten das Substitut, dessen Anteil jährlich innerhalb der letzten 15 Jahre um etwa 2 Prozent rückläufig ist. Grafik: BfArM
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Medikamente zur Substitution können nun sowohl zur Sichtvergabe als auch für den Take-home-Bedarf auf demselben Rezept verordnet werden. Die Verordnungen müssen mit dem Buchstaben „S“ und zusätzlich mit dem Buchstaben „T“ gekennzeichnet werden. Foto: APOTHEKE ADHOC
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Die Grundlage für Mischrezepte bildet das Novum, dass der Arzt für den den Take-home-Bedarf patientenindividuelle Zeitpunkte festlegen kann, an denen Teilmengen zur Sichtvergabe beim Arzt, in der Apotheke oder einer anderen zur Sichtvergabe bevollmächtigten Einrichtung abgegeben werden darf. Foto: APOTHEKE ADHOC
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Bislang wurden Take-home-Bedarf und Substitut zum unmittelbaren Verbrauch getrennt verordnet. Zudem wurden Verordnungen zur Sichtvergabe vom verschreibenden Arzt oder dem bevollmächtigten Praxispersonal direkt in die Apotheke geliefert. Nun dürfen Substitutionspatienten die Rezepte selbst in die Apotheke bringen. Foto: APOTHEKE ADHOC
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Für die Sichtvergabe muss zwischen Arzt und Apotheke eine entsprechende Vereinbarung bestehen, die schriftlich oder elektronisch festgehalten und dokumentiert werden muss. Außerdem muss der Arzt das Apothekenpersonal in die Sichtvergabe einweisen und ein Ansprechpartner benannt werden. Für den Take-home-Bedarf gilt jedoch ein Zuweisungsverbot. Foto: Elke Hinkelbein
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In Einzelfällen kann der Take-home-bedarf auf 30 Tage ausgeweitet werden. Der kleine Take-home-Bedarf wurde von bislang zwei auf fünf Tage ausgeweitet. Foto: APOTHEKE ADHOC
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Dokumentationsverlagerung: Beschlossen wurde die Auslagerung der Dokumentation auf die Apotheken zwar nicht. Dennoch bietet die neue BtMVV den Ärzten die Möglichkeit die Dokumentation abzugeben. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - Das Potenzial der Cannabispflanze in der Suchtmedizin ist noch wenig erforscht. Bisher gibt es Hinweise darauf, dass Cannabidiol (CBD) die morphinabhängige Belohnungsreaktion im Gehirn und die Rückfallrate bei Morphinabhängigkeit reduzieren kann. Wissenschaftler der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München legen nahe, dass Patienten mithilfe von Cannabis das Verlangen nach Suchtmitteln wie Alkohol, Benzodiazepine oder Opioide reduzieren können.
Bisherige Untersuchungen zeigen, dass die Prävalenz des regelmäßigen Cannabiskonsums unter opioidsubstituierten Patienten 50-mal höher ist als in der Allgemeinbevölkerung. Es geht auch hervor, dass in dieser Patientengruppe etwa jeder Zweite regelmäßig Cannabis raucht. Allerdings fehlen grundlegende Daten über das Cannabiskonsumverhalten opioidabhängiger Patienten. Der Zusammenhang zwischen Cannabis- und Opioidkonsum ist Gegenstand der Forschung, die Datenlage ist diesbezüglich noch uneinheitlich.
LMU-Wissenschaftler wollten mit einer Pilotstudie neue Erkenntnisse gewinnen, indem sie das Cannabis-Suchtverhalten von 128 ambulant opioidsubstituierten Patienten analysierten. Dazu wurden die Studienteilnehmer mittels standardisierter, validierter Fragebögen zu cannabisspezifischen Erfahrungen befragt. Im Vordergrund standen unter anderem die Menge des konsumierten Cannabis, die Konsumhäufigkeit, Konsummotive, etwaige Entzugserscheinungen und Nebenwirkungen.
Den Patienten wurde zudem venöses Blut zur Bestimmung der Tetrahydrocannabinol (THC)-, Cannabidiol (CBD)-, Cannabinol (CBN)- und Nikotin-Serumspiegel entnommen. Die Forscher evaluierten den Einfluss des Cannabiskonsums auf benötigte Substitutionsdosen. Die Patienten waren durchschnittlich 45 Jahre alt, drei Viertel aller Teilnehmer waren männlich. Im Median haben sie mit 14 Jahren angefangen, Cannabis in einer täglichen Menge von 1 g zu konsumieren.
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