1393 Einheiten ins Ausland verkauft

Paxlovid: Apothekerin aus Baden-Baden angeklagt

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Berlin -

Die Staatsanwaltschaft Baden-Baden hat gegen eine Apothekerin der Kurstadt Anklage wegen des Verdachts illegaler Geschäfte mit dem Corona-Medikament Paxlovid erhoben. Am Wochenende veröffentlichte das Rechercheteam von WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung (SZ) einen Bericht über die vom Bundesgesundheitsministerium georderten Arzneimittel, von denen einige Apotheken größere Stückzahlen veruntreut haben sollen.

Wie ein Sprecher der Behörde sagte, soll die Apothekerin aus Baden-Württemberg 1393 Einheiten Paxlovid ins Ausland verkauft haben. Die genauen Abnehmer sind nicht bekannt; es gebe Hinweise in Richtung Osten. Der Apothekerin wird Untreue in 63 Fällen vorgeworfen und unter anderem unerlaubtes Großhandeltreiben. Den Schaden bezifferte die Behörde auf über 900.000 Euro. Laut des Recherchenetzwerkes habe das BMG 650 Euro pro Packung Paxlovid an Pfizer bezahlt, was zum nun angegebenen Schaden passen würde.

Bereits Anfang 2023 fielen im Bundesgesundheitsministerium (BMG) Ungereimtheiten bezüglich der vom Ministerium gestellten Paxlovid-Bestände auf. So soll es durchaus von einzelnen Apotheken Bestellungen gegeben haben, die weit über die üblichen Packungsmengen hinausgingen. Nach bundesweiten Durchsuchungen im Dezember sind nun unter anderem in Berlin sechs Verfahren anhängig, in Bayern fünf.

Allein in der Hauptstadt sei mit dem vermeintlichen illegalen Handel mit Paxlovid ein Schaden von drei Millionen Euro entstanden. Bundesweit wurden bei mehr als 25 Staatsanwaltschaften Strafanzeigen gegen Apotheker:innen erstattet, teilweise wurden auch schon wieder Verfahren eingestellt.

Wie das BMG mitteilt, könne zu laufenden Ermittlungen keine Stellung genommen werden. „Das BMG hat in Fällen, in denen es Informationen über auffällig hohe Bestellzahlen durch einzelne Apotheken erreicht haben, sowohl die zuständigen Landesbehörden informiert als auch Anzeige bei den zuständigen Staatsanwaltschaften gestellt“, so eine Sprecherin.

Acht betroffene Apotheken in Bayern

In Bayern geht es derzeit um fünf Verfahren bezüglich acht Apotheken. Die Bayerische Zentralstelle zur Bekämpfung von Betrug und Korruption im Gesundheitswesen (ZKG) und polizeiliche Einsatzkräfte aus München, Nürnberg, Bayreuth und Regensburg durchsuchten am 19. Dezember mehrere Apotheken in Oberbayern, Mittelfranken, Oberfranken und der Oberpfalz wegen des Verdachts der Unterschlagung von Paxlovid, so Oberstaatsanwalt Matthias Held.

Dem aktuellen Verdacht nach sollen die Beschuldigten Paxlovid unter Missachtung der Vorgaben des BMG verkauft und dadurch unterschlagen haben. Auch Verstöße gegen das Arzneimittelgesetz (AMG) stehen im Raum. Laut ZKG wurden zahlreiche, teils digitale Dokumente sichergestellt. Diese würden derzeit gesichtet und ausgewertet, teilt die Behörde mit. In den bayrischen Fällen geht es um auffällige Bestellungen von Paxlovid in Höhe einer mittleren dreistelligen Anzahl bis hin zu knapp 2500 Packungen.

Über die Zahl der vermeintlich unterschlagenen Packungen und den damit einhergehenden Schaden könne derzeit nur spekuliert werden. Man sei erst am Anfang der Ermittlungen. In einzelnen Ermittlungsverfahren könne es aber durchaus um Schäden in Millionenhöhe gehen, so der Oberstaatsanwalt.

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