ApoRetrO

Über Geld spricht man doch

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Berlin -

Nicht vergessen: Der kommende Donnerstag ist „Tag der Apotheke“. Die vergangene Woche war eher zum Vergessen für die Apotheke: Während erneut Meldungen über Horror-Retaxationen wegen Formfehlern grassieren, bekommen die Kassen ihre innig geliebte Null-Retax auch noch in Karlsruhe abgesegnet. Die Apotheker fordern ein Ende des Wahnsinns. Unterdessen fordern die Ärzte – eigentlich alles. Die Woche im Rückspiegel.

Nach dem Start von ARMIN gibt es den nächsten ABDA/KBV-Abkömmling: Die TK zahlt Apothekern, die Diabetiker enger betreuen, 50 Euro.Abzüglich Mehrwertsteuer. Und nicht dauerhaft, aber immerhin. An dem Coaching nehmen 400 Versicherte Teil, wenn die Apotheken mitmachen, könnten weitere Indikationen folgen: Rheuma, Asthma/COPD oder koronare Herzkrankheiten. Es tut sich was in Sachen Zusatzvergütung – aber stimmt auch die Kosten-Nutzen-Rechnung?

Nach der sehnen sich Barmer-Vize Dr. Rolf-Ulrich Schlenker und Professor Dr. Gerd Glaeske schon jetzt auf dem Arzneimittelmarkt. Dass der Bestandsmarkt nicht mehr auf Überflüssiges durchforstet werden soll, finden beide so richtig pharma. Glaeske hat sich mit einer Xarelto-Scheltemit Bayer angelegt und wird sich – so viel sei als Ausblick verraten – am kommenden Montag wieder eingehend zu Apothekern äußern.

Damit wird er vermutlich alleine bleiben. Machen wir uns nichts vor: Der Großteil der Bevölkerung wird nicht wissen und es auch nicht merken, dass am Donnerstag Tag der Apotheke ist. Dagegen dürfte wirklich jeder mitbekommen haben, dass der Deutsche Ärztetag war. Bei einer Umfrage in der Düsseldorfer Altstadt konnten sogar 84 Prozent richtig beantworten, dass es der 117. war. Die Barmer GEK bedankte sich bei der Vorstellung ihres Gesundheitsreports (in Berlin) sogar bei allen Anwesenden, dass sie der Kasse den Vorzug vor Montomery und Gassen gegeben hatten.

Wenn die Apotheker also für ihren DAT im Herbst einen ähnlichen medialen Aufschlag wünschen, können sie von den Ärzten lernen: Wichtig ist eine gute Mischung aus eigenen Forderungen (Wir wollen mehr Geld!) und zugegebenen Schwächen (Wir reden zu viel über Geld.), aus alltäglichen Problemen (Wartezeiten) und nicht so Alltäglichem (Versichertenstammdatenmanagement), aus emotional aufgeladenem Themen (Sterbehilfe) und emotional ganz Aufgeladenem (Verbot von Bierwerbung). Ach ja, dann noch mehr Geld für Amtsärzte, mehr Geld für PJler und mehr Geld für die Arbeit mit der neuen Gebührenordnung.

Schlechtem Geld soll man bekanntlich kein gutes hinterher werfen. Die Apobank wollte sich gutes Geld von aus ihrer Sicht schlechten Managern wiederholen. Aber das Landgericht Düsseldorf sah nicht, dass die Ex-Apobänkler die Finanzkrise hätten vorhersehen müssen und ließ sie laufen. Jetzt muss die Apobank dem verzockten Geld auch noch Prozesskosten und Abfindungen hinterher werfen.

Über den plötzlichen Abgang von ABDA-Geschäftsführer Jürgen Siegemund (Finanzen, Personal und Verwaltung) ist dagegen wenig bis nichts bekannt. Am Montag war er weg und anscheinend kam das sogar für den Einen oder Anderen in der Jägerstraße überraschend.

Andere kann man einfach nicht ziehen lassen: Dr. Thomas Trümper bleibt Phagro-Chef. Offensichtlich sind die Großhandelsbosse so zufrieden mit seiner Arbeit, dass er auch ohne Alliance-Chefsessel weitermachen soll. Die nötige Satzungsänderung wurde verabschiedet, damit Trümper nicht verabschiedet werden musste.

Bei „seiner“ Alliance wurde dagegen bereits im März der Abschied von Vivesco beschlossen. Im Juli wird umgestellt, oder im August, oder im Herbst – Alphega muss sich noch hübsch machen. Der Trend bei den Mitgliedszahlen erhöht jedenfalls die Chancen, dass demnächst wirklich 75 Prozent aller Vivesco-Apotheker für die Umbenennung sind.

Verglichen mit der legendären gläsernen Urne sind die vermeintlichen Unregelmäßigkeiten bei der Kammerwahl in Westfalen-Lippe eher Petitessen: Die Wahlunterlagen wurden ein paar Tage früher als erwartet verschickt. Das gab ein bisschen Ärger im GroKo-Kammervorstand.

Größeren Ärger gibt es in Hessen: Die AOK glaubt nicht, dass Krebspatienten wirklich ein Apothekenwahlrecht benötigen. Die zum Teil sechsstelligen Retaxationen werden voll abgezogen. Der HAV hat sich für den Gang vor Gericht gewappnet und wird wohl in den Stellvertreterkrieg ziehen.

Die Zeiten, in denen Ärzte quasi ihren gesamten Haushalt aus Werbegeschenken der Pharmaindustrie zusammenstellen konnten, sind glücklicherweise vorbei. Heutzutage lässt sich die Industrie die eigenen Zehn Gebote sogar vom Bundeskartellamt absegnen.

Tauchen trotzdem kleinere Nützlichkeiten in der Praxis auf, sorgen die Mitbewerber schnell für Ordnung: Das Oberlandesgericht Hamburg (OLG) hat Roche verboten, Ärzte mit einem Hammer auszustatten. Werbegeschenke müssen nämlich zur Verwendung in der Praxis bestimmt sein. Zur ärztlichen Behandlungstätigkeit. Und da wollte Roche lieber nicht weiter diskutieren. Der Richterhammer fiel – Konkurrent Bayer gewann den Prozess.

Gewinne zu verlosen – in diesem Fall „Damen-Geldbörsen“ – ist dagegen erlaubt, wenn es der Qualitätssicherung dient. Beim Gewinnspiel in einer PTA-Zeitschrift mussten die Teilnehmer oder Teilnehmerinnen acht Fragen zu Aspirin beantworten. Das Quiz hat es bis vor den Bundesgerichtshof geschafft. Die Lösung: Was nicht das Portemonaie der Chefin füllt, sondern der PTA ein neues bringt, ist ok.

Was sonst noch war ist und kommt: Die AOK schreibt Sildenafil aus, Cialis soll OTC werden und Großhandels-Apotheken sollten ihre Erlaubnis hüten. Die Schonfrist der ApBetrO-Novelle läuft aus und die Sanacorp feiert Geburtstag. Die Zahl der knallenden Korken ist dem Geschäftsbericht zu entnehmen.

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