Medizinstudium

PJler wollen mehr Geld

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Berlin -

Jedes sechste Lehrkrankenhaus in Deutschland zahlt Medizinstudenten im Praktischen Jahr (PJ) keine Aufwandsentschädigung. Das hat eine bundesweite Erhebung des Hartmannbundes ergeben. Der Verband vertritt die Interessen der Ärzte. Der Studie zufolge gehen an 111 von 691 Universitätskliniken und Lehrkrankenhäusern Medizinstudenten leer aus. Gut die Hälfte der Krankenhäuser zahlt zwischen 201 und 400 Euro im Monat, nur 56 Häuser zahlen den BAföG-Höchstsatz von 597 Euro und mehr. Der Hartmannbund fordert eine bundesweit einheitliche PJ-Aufwandsentschädigung von 597 Euro monatlich.

Am schlechtesten kommen Studenten an der Berliner Charité weg: Von den 43 Charité-Lehrkrankenhäusern vergüten 30 das PJ nicht, gefolgt von der Universität Hamburg mit 15 „Nichtzahlern“ und dem Freistaat Bayern, wo ein Drittel der Lehrkrankenhäuser keine Aufwandsentschädigung zahlt – unter ihnen alle fünf Unikliniken.

„Dieses Ergebnis ist ernüchternd“, sagte Theodor Uden, Vorsitzender der Medizinstudierenden im Hartmannbund. „Wenn man bedenkt, dass die PJ-Studierenden die Abläufe der Kliniken und Stationen maßgeblich unterstützen, stimmen uns die aktuell vorliegenden Ergebnisse nachdenklich.“

Für die Studie wurden 2013 zunächst 1500 PJ-Studenten befragt. 90 Prozent gaben an, sich während ihres PJ als Vollzeitkräfte empfunden zu haben. Mehr als 50 Prozent der Befragten waren täglich acht bis zehn Stunden und mehr im Einsatz. Zu den Tätigkeiten zählten nach Angaben der Studenten mehrheitlich ärztliche Aufgaben wie das Schreiben von Arztbriefen, Visite, Assistenz bei Operationen, das Verabreichen von Medikamenten oder die eigenständige Betreuung von Patienten.

In einem zweiten Schritt wurden alle Universitätskliniken und Lehrkrankenhäuser angeschrieben, um die vorliegenden Daten zur Aufwandsentschädigung zu ergänzen. Dadurch entstand eine Liste mit Daten von 617 der insgesamt 691 Universitätskliniken und Lehrkrankenhäuser.

Der Hartmannbund fordert seit zwei Jahren eine bundesweit einheitliche PJ-Aufwandsentschädigung von 597 Euro im Monat. „Die Zeiten, in denen Studierende im PJ als kostenlose oder kostengünstige Vollzeitkräfte vereinnahmt werden, müssen der Vergangenheit angehören“, so Uden.

Die Erhebung des Hartmannbundes belege, dass PJ-Studierende qualitativ hochwertige Arbeit leisten. Dadurch würden sie nicht nur die Ärzte entlasten, sondern in der Personalplanung häufig ein fester Bestandteil. Darum sei es fair und konsequent, den Studenten eine angemessene Aufwandsentschädigung zu zahlen.

Gleichzeitig sprechen sich die Medizinstudenten des Hartmannbundes gegen eine frühere Forderung des Ärztetages nach einer Öffnung des BAföG-Höchstsatzes von monatlich 597 Euro nach oben aus. „Es wäre doch schon eine Riesen-Sache, wenn alle Lehrkrankenhäuser, die nichts zahlen, eine PJ-Aufwandsentschädigung einführen“, sagte Uden.

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