Studentenproteste

Flashmobs für besseres Medizinstudium

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Berlin -

Mehrere tausend Medizinstudenten an 23 Fakultäten haben für ein besseres Studium demonstriert. Unter dem Motto „Richtig gute Ärzte werden“ gingen die Studenten auf die Straße, diskutierten mit Professoren und Politikern und organisierten Flashmobs und Informationsstände.

Zu den Veranstaltungen mit den meisten Teilnehmern gehörten die in München. Dort zogen etwa 300 Studenten mit Bannern vom Geschwister-Scholl-Platz zum Odeonsplatz. Weitere Demonstrationen fanden unter anderem in Kiel, Erlangen, Leipzig und Göttingen statt.

Die Studentenverbände „Medizinstudierende im Hartmannbund“ und „Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland“ (BVMD) hatten gemeinsam zu dem Aktionstag am 18. Mai aufgerufen. Auch die „Medizinstudierenden im Marburger Bund“ unterstützten den Aktionstag. Die Mediziner wollten mit den Aktionen auf das Eckpunktepapier „Masterplan Medizinstudium 2020“ aufmerksam machen, mit dem die Bundesregierung das Studium reformieren will.

Im Frühsommer sollte ursprünglich der erste Entwurf des Reformvorschlags öffentlich werden. Der Termin wurde nun auf den Herbst verschoben. Die Studenten sind enttäuscht, dass die Politiker weder Bund noch Länder in die abschließende Ausarbeitung des Masterplans einbeziehen. Gerade deshalb wollen die Studenten die öffentliche Aufmerksamkeit auf das Thema lenken.

Aus Sicht der Studentenverbände ist dieses Vorhaben gelungen: „Wir konnten unsere Kommilitonen für die Inhalte des Masterplan Medizinstudium 2020 sensibilisieren“, sagen Moritz Völker, Vorsitzender des Ausschusses der Medizinstudierenden im Hartmannbund, und Sukhdeep Arora, Präsident der BVMD.

Die angehenden Mediziner wollen die Reformpläne der Politik weiter beobachten. Sie stellen zudem eigene Forderungen: Dazu gehören die zielgerichtete Auswahl der Studienplatzbewerber, ein früher Praxis- und Patientenkontakt sowie die frühzeitige Einbindung der Allgemeinmedizin ins Studium.

Zugleich lehnen sie eine „Landarztquote“ ab: Mit ihr sollen sich Studienplatzbewerber dazu verpflichten, nach dem Abschluss in einer unterversorgten Region zu arbeiten. Das greife unangemessen in die persönliche Entscheidungsfreiheit der Studenten ein, heißt es aus den Verbänden.

Die Studenten wehren sich zudem dagegen, dass das Praktische Jahr (PJ) statt in Tertiale in Quartale aufgeteilt wird, wobei ein Quartal zwingend in der Allgemeinmedizin absolviert werden soll. Damit bliebe für jedes Fachgebiet weniger Zeit zum praktischen Lernen, kritisiert die Sprecherin der Medizinstudierenden im Marburger Bund, Stefanie Weber. Zudem würden den Medizinstudenten noch weniger Möglichkeiten gegeben, sich in einer frei gewählten Studienrichtung zu vertiefen.

„Wir hoffen auf ein Papier, mit dem das Medizinstudium sinnvoll weiterentwickelt werden kann. Denn nur so können wir richtig gute Ärzte werden“, sagen Völker und Arora. Sollten die Politiker Studienreformen vorschlagen, die aus Sicht der Medizinstudenten nicht sinnvoll seien, werde man erneut gemeinsam auf die Straße gehen.

Abgesehen vom Studium haben die Medizinstudenten auch Änderungsvorschläge für das PJ, denn sie fühlen sich ausgebeutet: Die ärztliche Approbationsordnung erlaube für die Praktikanten höchstens eine Aufwandsentschädigung bis zum BAföG-Höchstsatz von derzeit 597 Euro monatlich. Einen Mindestsatz gebe es dagegen nicht. Zudem stünde den angehenden Ärzten im PJ nur 30 Fehltage zu; dabei sei nicht eindeutig geregelt, ob es sich dabei nur um Urlaubs- oder auch um Krankheitstage handele.

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