„Ambitioniert, aber erreichbar“

So plant die Sanacorp bis 2023

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Berlin -

Die Sanacorp will ihren Umsatz in diesem Jahr um 4,5 Prozent steigern, im kommenden Jahr soll die Schwelle von 5 Milliarden Euro genommen werden. Und ab 2022 soll sich auch die Ertragslage deutlich verbessern. Dies geht aus internen Planungen des Managements hervor, die die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Mazars laut einem Gutachten für „ambitioniert, aber erreichbar“ hält.

Umsatz
2018 hat die Sanacorp ihren Umsatz um 3,5 Prozent auf 4,6 Milliarden Euro gesteigert, im laufenden Jahr sollen es 4,5 Prozent mehr werden (4,8 Milliarden Euro). Den vergleichsweisen hohen Zuwachs erklärt das Management mit dem höheren Anteil an Hochpreisern sowie der Gewinnung von Neukunden.

Danach soll es jeweils um 3,5 Prozent nach oben gehen:

  • 2020: 5 Milliarden Euro
  • 2021: 5,2 Milliarden Euro
  • 2022: 5,4 Milliarden Euro
  • 2023: 5,6 Milliarden Euro

Marktanteil
Nachdem die Sanacorp bereits 2017 und 2018 leicht über Markt gewachsen ist, sollen in diesem Jahr erneut 0,7 Prozentpunkte mehr drin sein. Um Kunden der Wettbewerber zu gewinnen, wird auch mit steigenden Rabatten kalkuliert. Mit einem Marktanteil von rund 15 Prozent liegt die Sanacorp hinter Gehe und vor Alliance Healthcare Deutschland (AHD) auf Rang 4. Mit Abstand vorn liegen Phoenix (28 Prozent) und Noweda (21 Prozent).

Rohertrag
Die Rohertragsmarge soll in diesem Jahr leicht auf 4,8 Prozent ansteigen und sich danach bei 4,7 Prozent einpendeln. Um dieses Ziel trotz geringerer Margen im Hochpreissegment zu erreichen, will die Geschäftsführung Rabatte für Bestandskunden einschränken. Dagegen ist man sich in Planegg bewusst, dass sich Neukunden oft nur mit besseren Konditionen gewinnen lassen.

Sonstige Erträge
2019 rechnet das Management mit rückläufigen Werbekostenzuschüssen der Industrie (12 Millionen Euro), danach sollen diese wieder proportional zu den Umsätzen steigen. Was die Service- und Dienstleistungsgebühren der Apotheken angeht, hat die neue Gebührenstruktur beim Kooperationskonzept „Meine Apotheke“ bereits 2018 für einen Anstieg gesorgt. Gegenläufig wirkt sich aber der erwartete Rückgang der Teilnehmerzahl aus, sodass konstante Einnahmen von 12 Millionen Euro erwartet werden.

Kosten
Der Personalaufwand soll entsprechend der tariflich vereinbarten Steigerungen pro Jahr um 2,5 Prozent steigen. Die Miet- und Leasingkosten liegen ab diesem Jahr gut ein Viertel höher als bislang; Grund ist der Verkauf der Niederlassung Herne mit anschließender Anmietung. Auch die EDV-Kosten liegen fortan aufgrund neuer Wartungsverträge gut 50 Prozent über dem bisherigen Niveau. Als Sonderaufwendung wird die Sanierung des Vertriebszentrums in Düsseldorf bis 2021 knapp 15 Millionen Euro verschlingen. Insgesamt summieren sich die jährlichen Kosten in den kommenden Jahren auf durchschnittlich 230 Millionen Euro, nach rund 209 Millionen Euro in den vergangenen drei Jahren.

Ergebnis
Das operative Ergebnis (EBITDA) soll in den kommenden drei Jahren relativ konstant bei durchschnittlich 32 Millionen Euro, nach jeweils 30 Millionen Euro von 2016 bis 2018. Nach dem Wegfall der Sonderaufwendung in Düsseldorf soll es einen spürbaren Anstieg auf mehr als 42 Millionen Euro geben. Aufgrund konstanter Abschreibungen ist die Entwicklung auf Ebene des EBIT kongruent.

Im Vergleich zu den direkten Wettbewerbern war die Sanacorp mit einer EBIT-Marge von 0,5 Prozent in den vergangenen drei Jahren eher ertragsschwach. Zum Vergleich: Phoenix und Gehe kommen laut Gutachten auf 1,4 Prozent, Noweda auf 1 Prozent. Nur AHD und die Privatgroßhändler weisen demnach noch schlechtere Margen auf.

Planungstreue
In den vergangenen Jahren ist es der Sanacorp nicht gelungen, die vom Management gesetzten Ziele zu erreichen. Während die Umsatzplanungen im niedrigen einstelligen Bereich unterschritten wurden, lagen die Erträge auf EBIT-Ebene insbesondere 2016 und 2017 deutlich unter den Erwartungen (44 beziehungsweise 32 Prozent).

Gründe waren das Nichterreichen der Umsatzziele in einzelnen Niederlassungen beziehungsweise Kundenverluste, die durch höhere Rabatte für Neukunden aufgefangen werden mussten. Außerdem führte der deutliche Zuwachs an Hochpreisern wie Solvaldi & Co. zu einem Margenverlust, der nicht vollständig durch Einsparungen und Lieferantenboni kompensiert werden konnte.

Bewertung
Die Gutachter halten die Umsatzplanung für „ambitioniert, aber erreichbar“. Ähnlich sieht es beim Ertrag aus: „Eine signifikante Verbesserung der Profitabilität ist vor dem Hintergrund des hohen Wettbewerbs- und Margendrucks im Pharmagroßhandel nur unter Ausnutzung von Skaleneffekten möglich“, schreiben die Prüfer dazu. Da nachhaltig keine Überrenditen zu erzielen seien, seien die Ertragspläne „ambitioniert, aber insgesamt angemessen“.

Mazars hat das Gutachten im Rahmen der anstehenden Zwangsabfindung der letzten verbliebenen Minderheitsaktionäre vorgelegt. Basierend auf dem ermittelten Firmenwert wurde ein Preis von 29 Euro je Aktie ermittelt. Vor drei Jahren hatte die Sanacorp den Vorzugsaktionären ein Angebot zur Übernahme ihrer Anteile gemacht, seitdem konnten mehr als 95 Prozent der Aktien eingesammelt werden, sodass ein Squeeze-out möglich ist.

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