Großhandel

Sanacorp: Countdown für neue Niederlassung

, Uhr aktualisiert am 08.02.2021 17:27 Uhr
Berlin -

Die Sanacorp will einen Fleck auf der Landkarte schließen und baut eine neue Niederlassung in Hessen. Vom Standort in Neuenstein bei Bad Hersfeld aus sollen Kunden von Kassel bis Fulda beliefert werden. Einen Niederlassungsleiter gibt es angeblich auch schon.

Mit aktuell 17 Niederlassungen beliefert die Sanacorp nach eigenen Angaben bundesweit rund 7500 Apotheken. Doch in Mitteldeutschland gibt es einen letzten weißen Fleck auf der Landkarte: Von Thüringen, Hessen und Nordbayern aus gesehen sind die nächsten Niederlassungen ziemlich weit weg: im Norden in Hannover, im Osten in Chemnitz, im Süden in Fürth und im Westen in Mainz beziehungsweise in Herne, Düsseldorf und Hürth.

Diese geografische Lücke will die Sanacorp jetzt schließen. Schon seit 2019 laufen die Vorbereitungen für einen neuen Standort in Neuenstein bei Bad Hersfeld. Nördlich der Ortschaft Obergeis wurden Hallen auf ehemaligem Brachland errichtet; vermutlich hat die Sanacorp das Grundstück gekauft – von allen Niederlassungen sind nur die Häuser in Saarbrücken und Hamburg gemietet, der Standort in Herne war 2019 verkauft und angemietet worden.

Hier soll ein neues Vertriebszentrum mit angegliedertem Zentrallager in Betrieb genommen werden. Offenbar steht die Eröffnung demnächst bevor. In den vergangenen Wochen wurde in Stellenanzeigen nach Personal für den Standort gesucht – bis hin zum Betriebsleiter. Dem Vernehmen nach wurde man mittlerweile bei der Konkurrenz fündig: Jochen Ellrich soll nach 35 Jahren die Noweda-Tochter Spangropharm verlassen haben, um die Leitung des neuen Sanacorp-Standorts zu übernehmen.

In Neuenstein soll täglich von 7 bis 21 Uhr gearbeitet werden, samstags bis 18 Uhr. Als zentraler Umschlagsplatz für anderen Niederlassungen soll der Standort darüber hinaus bis 3 Uhr nachts in Betrieb sein. Nach internen Planungen wird mit einem Aufkommen von 100 Kleintransporter sollen tagsüber sowie 30 innerhalb der Ruhezeiten gerechnet. Darüber hinaus sollen 70 Lkw zwischen 6 und 22 Uhr sowie 20 Lkw in der Nacht den Standort frequentieren.

Der neue Standort wird laut einem Sprecher im kommenden Jahr in Betrieb gehen und von seiner zentralen Lage aus über Nacht alle Niederlassungen beliefern. Die behördliche Genehmigung für das neue Gebäude liege vor und die Bauarbeiten hätten bereits planmäßig begonnen. Nach Fertigstellung stehe den Apotheken in der Region ein weiteres starkes, apothekereigenes Großhandelsunternehmen zur Verfügung.

„In der aktuellen Phase, in der das E-Rezept vor der Tür steht und damit die Schwelle zum Versandhandel deutlich abgesenkt wird, sehen wir diesen Neubau mit den beiden funktionalen Ausrichtungen als zusätzliches starkes Serviceangebot an unsere Kunden“, so Vorstandschef Dr. Herbert Lang. „Während andere Marktteilnehmer ihr Serviceangebot herunterfahren, setzen wir mit dem neuen Haus ein klares Signal und sehen dies neben der Leistungsfähigkeit auch als ein eindeutiges Bekenntnis für den Erhalt und die Zukunftsfähigkeit der inhabergeführten Vor-Ort-Apotheken.“

Dass die Sanacorp bislang in der Region nicht mit einer eigenen Niederlassung vertreten war, hat historische Gründe: Kurz nach dem Krieg hatten sich Sanacorp und Noweda als Genossenschaften in Oldenburg auf eine Gebietsaufteilung verständigt. Doch damit ist es seit 15 Jahren vorbei: Nach den Differenzen um die Machtverteilung bei der Anzag und dem weitgehenden Ausstieg der Noweda beim Frankfurter Großhändler war die Sanacorp 2008 mit einem Neubau in Gelsenkirchen ins Stammgebiet der Noweda in Nordrhein-Westfalen vorgestoßen.

Seitdem ging es Zug um Zug: Die Noweda kaufte 2008 den baden-württembergischen Privatgroßhändler Kapferer und erweiterte ihre Präsenz deutlich gen Süden. Mit der Übernahme des Düsseldorfer Familienunternehmens von der Linde stellte die Sanacorp kurz darauf ihr Geschäft am Rhein auf solide Füße.

2016 kaufte die Noweda den größten Privatgroßhändler Ebert+Jacobi und baute ihr Geschäft in Süddeutschland massiv aus. Parallel wurde in Böblingen eine Niederlassung eröffnet. Zuletzt übernahm die Sanacorp mit Fiebig einen weiteren Privatgroßhändler mit 750 Kunden. Dadurch kann die Genossenschaft ihren Marktanteil um 1 Prozentpunkt leicht ausbauen.

Marktführer im deutschen Pharmagroßhandel ist Phoenix mit einem geschätzten Anteil von rund 28 Prozent. Dahinter rangiert Noweda mit 22 Prozent. Gehe kommt auf etwas mehr als 15 Prozent; die Schwesterfirma AHD auf rund 13 Prozent. Dazwischen rangiert Sanacorp. Den Rest des Marktes teilen sich die Privatgroßhändler Kehr, Max Jenne, Otto Geilenkirchen und Krieger sowie die auf Phoenix zurückgehende Hageda-Stumpf aus München und AEP.

 

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