Arzneimittellagerung

Sensorist: Temperaturkontrolle digital

, Uhr
Berlin -

Ein dänisches Start-up plant, mit einem kleinen Gadget den deutschen Apothekenmarkt zu erobern. Sensorist hat einen digitalen Wärmesensor entwickelt, der die Temperaturführung in Echtzeit trackt und lückenlose Protokolle ermöglicht – alles per App und in der Cloud.

Was haben Apotheken und Weinkeller gemeinsam? In beiden muss die Temperatur stimmen. Während es sich beim Wein aber um eine Frage des Geschmacks handelt, ist in Apotheken gesetzlich festgeschrieben, welche Temperaturen wo herrschen dürfen. Einige Produkte dürfen bei Zimmertemperatur gelagert werden, aber nicht über 25 Grad. Denn § 4 Abs. 2d Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) schreibt vor, dass in der Offizin „eine Lagerhaltung unterhalb einer Temperatur von 25 °C“ möglich sein muss – wer sich an den vergangenen Hitzesommer erinnert, weiß, dass das eine Herausforderung sein kann. Bei anderen Arzneimitteln wiederum ist eine Aufbewahrung bei Kühltemperatur vorgeschrieben, also zwischen 2 und 8 Grad.

Manuelle Temperaturkontrollen in verschiedenen Bereichen der Apotheke können ein lästiges Muss sein, das Sensorist überflüssig machen will: Das 2012 gestartete Unternehmen verspricht Apothekern, ihnen die Arbeit abzunehmen. In Dänemark konnten sie das einem Unternehmenssprecher zufolge schon in 40 Prozent der dortigen Apotheken tun. Auch international verkaufe Sensorist zunehmend: In über 55 Länder wurde das kleine Gerät bereits verkauft, insgesamt 35.000 Stück. Allerdings nicht nur an Apotheken, sondern auch an Weinkeller, die Nahrungsmittelindustrie oder Gewächshausanlagen. Nun soll Deutschland an der Reihe sein. Zwei der sieben Mitarbeiter sind Deutsche, die Kunden für den hiesigen Markt akquirieren sollen.

25 Apotheken in Deutschland nutzen das System bereits, darunter die drei Frankfurter Apotheken von Inhaber Ismail Özel. Seine Mitarbeiter hätten vorher zwei bis drei mal am Tag ein Problem mit der Temperaturführung in den verschiedenen Lagerabschnitten erkannt, berichtet er. Die manuell erfassten Temperaturdaten seien stets gesammelt und dann in einer Excel-Tabelle ausgewertet worden. „Daran konnte die Apotheke Temperaturprobleme erkennen, wofür es aber manchmal schon zu spät war“, so Sensorist über Özel. Besonders relevant bei einem größeren Betrieb: Das Temperaturfenster kann am jeweiligen Standort eingestellt werden. Wird es in einem der Bereiche zu warm oder zu kalt, erhält der Zuständige eine Warnung auf das Handy oder per E-Mail.

Außerdem falle die Archivierung der Daten weg, weil diese automatisch in die Cloud geladen werden und auch per App abgerufen werden können. „Wenn Ihre Apotheke dann inspiziert wird, brauchen Sie nur die App und den darauf gespeicherten Temperaturverlauf vorzulegen“, erklärt der Unternehmenssprecher. Die Daten werden automatisch grafisch aufgearbeitet. Der Rhythmus der Messungen lässt sich einstellen: Zwischen einer und 180 Minuten Zeitabstand. Die Standardeinstellung sind 15 Minuten. Wer sich die Arbeit der Temperaturkontrolle sparen will, muss allerdings auch etwas in die Tasche greifen: 749 kostet das Sensorist-Paket im ersten Jahr und enthält neben dem Gerät auch den Zugang zur App. Ab dem zweiten Jahr fallen dann 329 Euro an. Für Bestandskunden gibt es dann allerdings einen Nachlass von 50 Euro.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Neuere Artikel zum Thema
Mehr zum Thema
„Jeder Enttäuschung geht eine Erwartung voraus“
Paartherapie für OHG-Apotheker
Mehr aus Ressort
Pierre-Fabre-Spendenaktion
Model Toni Garrn dankt Apothekenteams
Inhaber muss seinen Betrieb schließen
Real-Apotheker: „Ich kann kein Jahr warten“

APOTHEKE ADHOC Debatte