Lieferengpässe

Laif kommt langsam

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Berlin -

Mit der Übernahme von Steigerwald hat Bayer nicht nur den Blockbuster Iberogast, sondern auch das Problemkind Laif 900 ins Sortiment aufgenommen. Das verschreibungspflichte Johanniskraut-Präparat sowie die rezeptfreie Variante Laif 900 Balance sind seit Monaten nicht lieferbar. Jetzt wurde die Produktion wieder angekurbelt.

Bayer hatte seit März mit Teillieferungen Großhändler bedient, konnte aber die Nachfrage nicht voll erfüllen. Allenfalls die kleine Packung à 60 Stück war erhältlich, die Großpackung nicht zu bekommen. Das soll sich nun ändern: In den vergangenen Wochen sei begonnen worden, die Produktion wieder zu starten, sagt ein Sprecher. Teilweise konnte bereits geliefert werden. Ein konkretes Lieferdatum wollte der Konzern noch nicht nennen: „Sobald die volle Lieferfähigkeit wieder sichergestellt ist, werden wir entsprechend informieren.“

Grund für die Lieferengpässe waren laut Bayer Probleme mit der Qualität des Johanniskrauts selbst. Die Rohstoffe würden aus verschiedenen Ländern eingekauft, da komme es vor, dass der Wirkstoffgehalt schwanke. Besitze das pflanzliche Rohmaterial zu wenig Wirkstoff, könne der Extrakt nicht die gewünschte Qualität erreichen. Fertige Präparate hätten so gleich nach der Produktion wieder in die Vernichtung gehen müssen.

Zu einer möglichen Verunreinigung wollte sich Bayer nicht konkret äußern. In der Branche hält sich hartnäckig das Gerücht, dass ein zu hoher Gehalt an Pyrrolizidinalkaloiden (PA) zu den Engpässen geführt hat. Bayer bezieht Johanniskraut nicht nur aus GACP-kontrolliertem Anbau, sondern auch aus Wildsammlungen. Oft wachsen Korbblütler in der Nähe, vor allem bei Jakobskreuzkraut ist die Verwechslungsgefahr groß.

Laif ist mit 900 Milligramm das höchstdosierte Johanniskrautpräparat am Markt. Die Lieferschwierigkeiten haben der 1998 eingeführten Marke zugesetzt. Der Marktanteil ist zum Jahresanfang eingebrochen: Im Januar wurde in den Apotheken noch Ware im Wert von 615.000 Euro abgegeben, im Februar waren es nur 355.000 Euro. Fast ein Drittel seines Geschäfts hat der Konzern im Vorjahresvergleich eingebüßt, als in den ersten beiden Monaten noch 1,4 Millionen Euro auf Basis der Apothekenverkaufspreise (AVP) erlöst wurden. Im Februar lag der Rückgang sogar bei 43 Prozent.

Die Konkurrenz hat von den Einbußen profitieren können. Hinter Laif rangiert Jarsin von Klosterfrau, gefolgt von Neurapas (Pascoe), das neben Johanniskraut auch Baldrian und Passionsblume enthält. Weitere Johanniskraut-Präparate sind Felis (Hexal), Neuroplant (Dr. Willmar Schwabe), Johanniskraut AL (Aliud) und Hyperforat (Dr. Gustav Klein).

Mit Stimmungsaufhellern werden nach Zahlen von IMS Health in den Apotheken pro Jahr rund 28 Millionen Euro auf AVP-Basis umgesetzt; rund 1,2 Millionen Packungen werden abgegeben. Der Markt ist überschaubar, aber seit Jahren stabil. Mit 7,5 Millionen Euro beziehungsweise einem Marktanteil von etwa 27 Prozent liegt Laif mit weitem Abstand vorn.

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