Pharmakonzerne

Laif: Bayer wirbt trotz Lieferengpass

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Berlin -

Kommunikation braucht einen guten Anlass, lautet eine Maxime in der PR. Gesundheitstage sind ein beliebter Grund in der Pharmabranche, um bei den Rezipienten das eigene Produkt in Erinnerung zu rufen. Bayer informiert zum Internationalen Tag der seelischen Gesundheit, dass gegen Depressionen Laif hilft – die seit Monaten andauernden Lieferprobleme erwähnt der Konzern nicht.

Am 10. Oktober, dem Tag der seelischen Gesundheit, macht die World Federation of Mental Health mit Unterstützung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) alljährlich weltweit auf psychische Erkrankungen aufmerksam. Bayer hat im Vorfeld die Presse per Mitteilung darüber informiert, wie es dazu kommt, dass die Seele aus der Balance gerät, und was man dagegen tun kann.

Johanniskraut wirkt laut Bayer „wie eine innere Motivationshilfe, wie eine helfende Hand“: Hochdosiert eingesetzt, verhelfe die Arzneidroge zu neuem Elan und helle die Stimmung auf, sodass Unbeschwertheit und Leichtigkeit in den Alltag zurückkehrten. Neben der stimmungsaufhellenden gebe es auch eine ausgleichende Wirkung und könne für besseren Schlaf sorgen. „Wichtig für die Wirksamkeit ist eine ausreichende Dosierung von 900 mg Johanniskraut täglich, am besten in einer Tablette – etwa Laif 900 Balance aus der Apotheke.“

Unerwähnt lässt der Konzern, dass dieses Laif 900 Balance seit nunmehr einem Jahr immer wieder in der Apotheke fehlt. Vielerorts führt das Präparat die Liste der Lieferengpässe an, bei der verschreibungspflichtigen Variante haben Patienten mitunter bereits drei Rezepte eingereicht, ohne eine Packung bekommen zu haben.

Eigentlich sollte die Engpässe bis Sommer behoben sein, doch dann wurde ein neuer Termin erst für Oktober in Aussicht gestellt. Noch gibt es keinen Nachschub: Sobald Laif wieder lieferfähig sei, werde man selbstverständlich informieren, so ein Sprecher auf Nachfrage.

Grund für die Lieferengpässe waren laut Bayer Probleme mit der Qualität des Rohstoffs, der in verschiedenen Ländern eingekauft werde. Besitze das pflanzliche Rohmaterial zu wenig Wirkstoff, könne der Extrakt nicht die gewünschte Qualität erreichen, so der Sprecher. Fertige Präparate hätten so gleich nach der Produktion wieder in die Vernichtung gehen müssen. Zu einer möglichen Verunreinigung seiner auch aus Wildsammlung gewonnenen Droge wollte sich Bayer nicht konkret äußern.

Außerdem gibt es immer wieder Probleme mit aufgequollenen oder aufgeplatzten Tabletten. Der Konzern verweist auf die chemische Eigenschaft der verwendeten Rohstoffe, wodurch die Filmtabletten „gegenüber Feuchtigkeit empfindlich“ seien. Um dies künftig zu verhindern, habe man bereits „Maßnahmen zur Minimierung der Feuchteempfindlichkeit“ eingeleitet. Eine neue Formulierung werde für das vierte Quartal erwartet.

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