Kosmetika

Warentest warnt vor Mineralölen

, , Uhr aktualisiert am 26.05.2015 18:37 Uhr
Berlin -

Kosmetika wie Vaseline und Lippenpflegeprodukte sind Untersuchungen der Stiftung Warentest zufolge unerwartet hoch mit kritischen Stoffen aus Mineralöl belastet. Vor allem von Lippenpflegestiften, die aromatische Kohlenwasserstoffe aus Mineralöl (MOAH) enthalten, raten die Verbraucherschützer deshalb ab. MOAH stehen im Verdacht, bei langfristiger Nutzung möglicherweise Krebs zu erregen.

Neue, eigentlich für Lebensmittel gedachte Analysemethoden hätten die hohen Werte sichtbar gemacht, so Stiftung Warentest. Eigentlich sollten auf Mineralöl basierende Kosmetika keine MOAH mehr enthalten. Sie wurden jedoch in allen 25 getesteten Produkten von Gesichtscreme bis Körperöl nachgewiesen.

Ein Körperöl von Dove hat laut Stiftung Warentest mit 0,005 Prozent den niedrigsten MOAH-Gehalt. „Das klingt wenig, ist aber das Achtfache dessen, was wir jemals an MOAH in Lebensmitteln gefunden haben – in Schokolade aus Adventskalendern“, so die Tester. Die höchste Belastung hatte im Test die Isana Vaseline von Rossmann mit 9 Prozent. „Das entspricht dem 15.000-Fachen unserer Funde bei Lebensmitteln.“

Besonders von Lippenpflegeprodukten auf Mineralölbasis rät die Stiftung Warentest ab. Der Wissenschaftliche Ausschuss für Verbrauchersicherheit der EU-Kommission (SCCS) schätze, dass Verbraucher im Schnitt rund sechsmal täglich Lippenprodukte auftragen und vollständig aufnehmen. Das entspreche 57 Milligramm Produkt. Den höchsten MOAH-Anteil hatte mit 1,4 Prozent Blistex MedPlus.

Die Hersteller zeigten sich laut Stiftung Warentest überrascht von den Testergebnissen. Beiersdorf teilte demnach mit: „Klassische mineralölbasierte Rohstoffe verwenden wir ausschließlich in Qualitäten, die dem europäischen Arzneibuch entsprechen.“ Ähnliche Antworten hätten Henkel, Johnson&Johnson und Unilever gegeben.

Aus Sicht der Stiftung Warentest sind die Testmethoden des Europäischen Arzneibuchs aber nicht geeignet, um MOAH nachzuweisen. Rohstoffe aus Erdöl sollen demnach mittels UV-Spektroskopie geprüft werden. Diese Methode sei aber auf den Nachweis polyzyklischer aromatischer Kohlenwasserstoffe ausgelegt und nicht für aromatische Mineralölbestandteile, moniert die Stiftung Warentest. Die Tester selbst verwendeten die für Lebensmittel etablierte Online-HPLC-GC-(FID)-Methode.

Laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sind nach derzeitigem Kenntnisstand keine gesundheitlichen Risiken für Verbraucher durch die Aufnahme von Mineralölen über die Haut zu erwarten. Allerdings gebe es noch Datenlücken bei der Langzeitanwendung – und unter anderem „hinsichtlich einer möglichen oralen Aufnahme … aus mineralölhaltigen Lippenstiften oder Handcremes“, so das BfR in einer Stellungnahme. MOAH-Gehalte in Kosmetika sollten deshalb vorsichtshalber auf „unvermeidbare Spurengehalte“ reduziert werden, rät das BfR.

Der Herstelleverband IKW teilte mit, man könne die Kritik der Stiftung Warentest nicht nachvollziehen. Die MOAH-Mengen, die in den Produkten trotz Reinigung der Mineralöle noch enthalten sein könnten, seien unbedenklich. Alle gesetzlichen Anforderungen würden erfüllt, betonte der Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel (IKW).

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