Telemedizin

DrEd: Umzug nach Deutschland?

, Uhr
Berlin -

Nächste Woche wollen die Ärzte den Weg für die Telemedizin freimachen und auf dem Ärztetag in ihrer Berufsordnung Fernbehandlungen ohne direkten Patientenkontakt zulassen. Als einer der Pioniere in diesem Markt sieht sich DrEd für den neuen Markt gut gerüstet. Mehr noch: Das Unternehmen denkt darüber nach, seinen Standort von Großbritannien nach Deutschland zu verlagern – nicht nur wegen des Brexits: Die Zulassung von Fernbehandlung mache Deutschland als möglichen Standort attraktiv.

DrEd setzt darauf, dass mit der Öffnung der Fernbehandlung perspektivisch auch die Fernverschreibung fester Bestandteil der ärztlichen Versorgung wird. Der nächste Schritt wäre aus Sicht der Firma die Aufnahme telemedizinischer Leistungen in den Erstattungskatalog. Durch die anstehende Entscheidung des Ärztetages werde die Telemedizin gesamtgesellschaftlich an Bedeutung gewinnen. Telemedizin werde ein Teil des Alltags – genauso, wie das Online-Banking oder die Reisebuchung über das Internet heute nicht mehr wegzudenken seien.

Außerdem muss sich DrEd auf den Brexit vorbereiten. Noch ist nicht klar, wie die Regeln für den Ausstieg Großbritanniens aus der EU im Detail ausfallen. Bei einem „harten“ Brexit jedenfalls wäre eine Verlagerung des Firmensitzes von DrEd aus Großbritannien in ein anderes EU-Land erforderlich. Dann käme als Alternative auch Deutschland infrage. Bis zur Änderung der Vorschriften, die deutschen Apothekern seit Ende 2016 die Bedienung von Rezepten aus reinen Telesprechstunden verbieten, muss DrEd weiterhin mit ausländischen Versandapotheken zusammenarbeiten.

Allein im vergangenen Jahr hat sich laut DrEd die Zahl der Online-Behandlungen aus Großbritannien verdoppelt: „Die Online-Welt ist längst fester Bestandteil im Lebensalltag der Menschen. Sie shoppen online, buchen Reisen im Netz, erledigen ihre Bankgeschäfte von Zuhause und konsultieren den Arzt per Internet“, so DrEd.

Seit dem Start im Jahr 2011 habe DrEd bereits über 400.000 Beratungen und Behandlungen für Patienten aus Deutschland durchgeführt. Ende 2016 waren es 200.000 Behandlungen. Diese Zahl habe sich bis Ende 2017 etwa verdoppelt. „Die stark wachsende Nachfrage in Deutschland zeigt deutlich, dass die Patienten bereit sind für Telemedizin. Im letzten Jahr lagen wir erneut über Plan. DrEd ist europaweit um 40 Prozent gewachsen“, erklärt Firmenchef David Meinertz. DrEd berät von London aus bundesweit Patienten aus allen 16 Ländern.

Egal ob Stadt oder Land: Die ortsunabhängige, digitale medizinische Beratung und Behandlung erspare dem Patienten Anfahrtswege und Wartezeiten. Das bedeute vor allem mehr Lebensqualität, auch in unterversorgten Regionen: „Telemedizin ist ein sinnvoller Ansatz, um den bestehenden Ärztemangel auszugleichen und Versorgungslücken zu schließen. Wir sehen uns nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung zum Arzt vor Ort“, so Meinertz.

Außer in Deutschland ist DrEd in Österreich, Schweiz, England, Irland und Frankreich aktiv. Mehr als 100 Mitarbeiter arbeiten für das in London gegründete Unternehmen. Europaweit führen die Ärzte von DrEd monatlich 100.000 Beratungen und Behandlungen durch. In der ersten Jahreshälfte 2018 werde die Online-Praxis die Zweimillionste Behandlung zählen.

2018 sei ein spannendes Jahr für Telemedizin-Anbieter im deutschen Markt. Die Bundesärztekammer habe in Aussicht gestellt, auf dem Ärztetag Anfang Mai Fernbehandlungen in ganz Deutschland zuzulassen. So könnten Ärzte in Deutschland bald auch Patienten aus der Ferne behandeln, mit denen sie vorher nicht in persönlichem Kontakt waren. Auch Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ist seit Jahren ein Befürworter von Online-Sprechstunden und hat bereits angekündigt, Fernsprechstunden zu erlauben. Dies ist bislang nur in Schleswig-Holstein und im Rahmen eines Modellprojekts in Baden-Württemberg möglich.

„Eine solche Öffnung würde dem Markt eine neue Dynamik verschaffen. Die Vielzahl der digitalen medizinischen Leistungen haben großes Potenzial, Patienten den Alltag zu erleichtern und einen wichtigen Beitrag zur medizinischen Versorgung zu leisten“, sagt Meinertz. „Sollten Fernbehandlungen aus Deutschland zugelassen werden, wäre eine adäquate Erstattung telemedizinischer Leistungen durch die Krankenkassen der nächste logische Schritt.“

„Die Zahl der Patienten, die wiederholt ärztlichen Rat bei DrEd suchen und unsere Leistungen auf der unabhängigen Bewertungsplattform Trustpilot mit einem ‚hervorragend‘ bewerten, bestätigen uns, dass wir gute Arbeit leisten und dass die Menschen zunehmend Vertrauen zur Telemedizin fassen“, so Meinertz.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Mehr zum Thema
Marburger Bund punktet bei Tarifverhandlungen
Unikliniken: 10 Prozent mehr bei reduzierter Stundenzahl
Geld für Ärzte und Medizinstudenten
Kassen kritisieren „Ausgabensteigerungsgesetz“
Mehr aus Ressort
Reha-Sparte wird abgestoßen
GHD verkauft OTB

APOTHEKE ADHOC Debatte