Cannabis

Deutschland im Hanfrausch: Hilfe für alles

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Berlin -

Immer mehr Firmen nehmen Cannabis-Produkte in ihr Sortiment auf. Die Kunden sind überzeugt, obwohl die Wirksamkeit in Studien umstritten ist. Aufgrund der fehlenden berauschenden Wirkung von Cannabidiol (CBD) untersteht die Substanz nicht dem Arzneimittelgesetz und kann als Nahrungsergänzungsmittel vertrieben werden. Die Unternehmen folgen dem Trend und vermarkten die Pflanze in allen erdenklichen Bereichen – ob als natürliches Schmerzmittel speziell für die Frau, als Zellschutz in Gesichtscremes oder als Superfood in Müsliriegeln.

Die Hersteller von CBD-Ölen sind mittlerweile zahlreich. Viele der Produkte haben Bio-Qualität. Je nach Konzentration des Öls liegen dem Produkt verschiedene Indikationen zugrunde. Über Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln ist noch wenig bekannt. Deshalb sollten Patienten mit einer Dauermedikation vor der Einnahme von CBD Rücksprache mit dem behandelnden Arzt halten. Einheitliche Zufuhrempfehlungen gibt es nicht. Die Dosierungen richten sich nach Gewicht, Stoffwechsellage und Indikation, daher empfiehlt sich zu Beginn eine niedrige Dosierung, die bei Bedarf schrittweise gesteigert werden kann. Grob lassen sich drei Dosierungen unterscheiden:

Mikrodosierung: Hier werden 0,5 mg bis 20 mg CBD pro Tag eingenommen. Geeignet ist diese niedrige Dosierung zur Schlafförderung und zum Stressabbau.

Standarddosierung: Die Tagesdosis liegt bei 20 mg bis 100 mg CBD. In dieser Menge wirkt der Stoff leicht entzündungshemmend. In der Selbstmedikation wird die Gesamtdosis meist auf drei Teildosierungen aufgeteilt.

Makrodosierung: Eine Einnahme von mehr als 100 mg CBD pro Tag sollte nur in ärztlicher Absprache erfolgen. Die Dosierungen können auf bis zu 800 mg pro Tag gesteigert werden. Therapiert werden chronische Schmerzen und diverse Spastiken.

Die gängigsten Konzentrationen der Öle sind 5 Prozent und 10 Prozent. Es wird zwischen CBD-Isolaten und Vollspektrum-Ölen unterschieden. Bei Produkten, die das gesamte Spektrum enthalten, sind neben den Cannabinoiden noch Flavonoide und Terpenoide enthalten. Hier sollte der Kunde auf den reinen CBD-Gehalt achten.

Hanföl hat in den vergangenen Monaten ebenfalls einen festen Platz im Beauty und Lifestyle Markt eingenommen. Die Pflanze scheint ein Alleskönner zu sein.

Hautpflege

Hanfsamen enthalten Antioxidantien, die Zellschädigungen vorbeugen und freie Radikale abfangen. Diese entstehen unter anderem durch Luftverschmutzung, Rauchen und UV-Strahlung. Sie schädigen die Zellen, dadurch wird der Alterungsprozess beschleunigt. Verschiedene Kosmetikhersteller bieten Gesichts- und Körperpflegeprodukte mit Hanfsamenöl an. Dermal aufgetragen wirkt Cannabidiol antioxidativ, entzündungshemmend und regenerativ. Hanfsamenöl wirkt zellregenerierend und unterstützt die Feuchtigkeitsversorgung der Haut.

Das österreichische Unternehmen Austrohemp bietet Cremes für trockene, gereizte und unreine Haut an. Darüber hinaus gibt es einen wärmenden Gelenkbalsam, der in Kombination mit Capsicum und Campher verspannte Muskeln lockern soll und entzündungshemmend wirkt. Dermasel bringt in diesem Herbst ein Hanfölbad auf den Markt. Aufgrund des hohen Gehaltes an ungesättigten Fettsäuren eignet sich das Produkt zur Pflege trockener Haut, die Produkte dürfen auch bei Neurodermitis angewendet werden. Zusätzlich zu Hanföl sind Sonnenblumenöl und Totes Meersalz enthalten. Eine Flasche reicht für bis zu zehn Anwendungen, zur Dosierung wird die Verschlusskappe genutzt: Eine halbe Kappe reicht für ein Vollbad aus und wird in das einlaufende Wasser gegeben. Erhältlich ist das Produkt in sechs verschiedenen Duftrichtungen: Rosenblüte, Lavendel, Zitrone, Eukalyptus, Salbei und Rosmarin. In der Winterzeit kann das Hanfölbad mit Eukalyptus bei Erkältungsbeschwerden genutzt werden.

Menstruationsbeschwerden

Das Schweizer Unternehmen Osiris bietet ein Pflegeöl mit 0,2 Prozent CBD zur Anwendung bei Menstruationsbeschwerden an. Der Inhalt einer Ampulle beträgt 1 ml und reicht für eine Anwendung. Das Öl wird in die Haut einmassiert, wodurch Verkrampfungen am Unterbauch gelöst werden können. Cannabidiol wirkt laut Unternehmen nicht nur schmerzlindernd, sondern erfüllt auch eine Art Katalysator-Effekt für die weiteren enthaltenen pflanzlichen Öle. Das Produkt enthält eine Kombination aus Schwarzkümmel, Johanniskraut, Mandelöl und Jojoba. Die Anwendung kann mehrmals täglich erfolgen. Eine Packung mit 10 Einzeldosen zu je 1 ml kosten 22,50 Euro. Osiris stellt ausschließlich CBD Aromapflege-Öle zur äußeren Anwendung her.

Hund und Katze

Im Gegensatz zum Menschen produziert das Tier in geringen Mengen eigenes CBD. Hunden und Katzen können CBD-Öle zusätzlich oral verabreicht werden. Beim Tier kann die Einnahme für bessere Beweglichkeit und ein harmonisches Verhalten sorgen. Das Immunsystem wird bei regelmäßiger Gabe unterstützt. Behandelt werden können chronischen Schmerzen und Gelenkbeschwerden sowie psychische Auffälligkeiten wie Unruhe und ängstliches Verhalten. Die Dosierung richtet sich nach dem Gewicht des Tieres. Gerade bei Katzen sollte eine einschleichende Dosierung stattfinden. Vor der ersten Anwendung sollte eine Rücksprache mit dem Tierarzt erfolgen. Cabinol gehört zur neugegründeten Sani-Pharm Unternehmensgesellschaft mit Firmensitz in Rosenheim.

Superfood

Hanfsamen enthalten Omega-3 und Omega-6-Fettsäuren, welche für die Funktion von Hormonhaushalt und Herz-Kreislauf-System relevant sind. Wichtig ist das Verhältnis der beiden Fettsäuren zueinander, in Hanfsamen beträgt es 3:1, optimal ist laut Deutscher Gesellschaft für Ernährung ein Verhältnis von 1:5. Geschälte Hanfsamen werden als Topping für Müsli genutzt. Müsliriegel mit Hanfsamen oder CBD sind in Drogerien und Bioläden in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen erhältlich. Reines Hanfsamen-Proteinpulver wird bevorzugt von veganen Sportlern zur Steigerung der Eiweißzufuhr genutzt. Dr. C. Soldan hat Hanf-Zitrone Bonbons im Sortiment. Der Hanfsamenextrakt soll die gereizte Schleimhaut beruhigen. Die Samen enthalten die Spurenelemente Eisen, Magnesium und Zink. Schon 30 Gramm Hanfsamen decken circa ein Viertel des Bedarfs an Eisen, die Hälfte des Bedarfs an Magnesium und ein Drittel des Bedarfs an Zink.

Tee und Kaffee

Auch im Teesegment finden sich immer mehr Mischungen mit Hanf. H & S hat sein Superfood-Tee Sortiment um die Sort Hanf plus Karkade erweitert. Hanf besitzt in der Teemischung eine entspannende Wirkung. Der Tee kann warm oder kalt getrunken werden. Auf der Rückseite der Verpackung wird dem Kunden direkt ein Rezeptvorschlag für einen gesunden Smoothie gegeben. Hierfür wird der Inhalt von zwei Beuteln mit den angegebenen Zutaten vermischt. Beim Kauf sollte der Kunde auf die Qualität der Teedroge achten. Bad Heilbrunner bietet drei Sorten Hanftee in Bio-Qualität. Der Tee kann mehrmals täglich getrunken werden und besitzt eine ausgleichende und beruhigende Wirkung. Die Sorten gehören zu einer Limited Edition und sind nur für eine gewisse Zeit erhältlich. Salus bietet Teebeutel mit einer Kombination von Hanf und Lavendel, diese Mischung soll entspannend und einschlaffördernd wirken. In ausgewählten Shops finden sich zudem CBD-haltige Kaffees. Das Koffein soll durch den Zusatz von CBD verträglicher werden. Das Getränk soll Nervosität verhindern und zu mehr Motivation und Entspannung verhelfen. Durch Zugabe des Öls zu herkömmlichem Kaffee kann die gleiche Wirkung erzielt werden, jedoch wird der Geschmack beeinflusst: Der Kaffee schmeckt bitter und harzig. CBD wird in anderen Ländern bereits alkoholischen und nichtalkoholischen Getränken beigemengt, bald soll es auch in Deutschland gebrautes CBD-Bier geben.

Die Vielfalt kennt kein Ende. Betrachtet man die USA und Kanada, so ist der Markt an Möglichkeiten noch nicht ausgeschöpft. Pflegende Nagellacke, Spirituosen oder Pflaster mit CBD-Zugabe könnten auch auf dem deutschen Markt funktionieren. Welche Trends werden erhalten bleiben, welche Produkte wieder verschwinden? Parallel laufen Studien zur Wirksamkeit von Cannabinoiden und Terpenen bei bestimmten Krankheitsbildern. Ob sich reine CBD-Isolate oder Vollspektrum-Varianten durchsetzen werden, ist abzuwarten.

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