Produktionsausfälle

Exportbeschränkung: Engpass bei Paracetamol und Erythromycin möglich

, Uhr
Berlin -

Indien hat Exportbeschränkungen für 13 Wirkstoffe verhängt. Die Ausfuhr der betroffenen aktiven Substanzen und Fertigarzneimittel muss bis auf unbestimmte Zeit genehmigt werden. Welche Auswirkungen das auf die Arzneimittelversorgung in Deutschland haben kann, verrät ein Blick in die Abhängigkeit vom asiatischen Markt.

Weil Indien aufgrund der aktuellen Lage in China die eigene Arzneimittelversorgung sicherstellen will, wurde für 13 Wirkstoffe und entsprechende Arzneimittel eine Exportbeschränkung verhängt. Die Liste gibt zwei Zeichen – zum einen, dass Indien sich um die eigene Bevölkerung kümmert und zum anderen, dass Indien nicht alle anderen Länder in einen Versorgungsmangel stürzen will. Die Wahl der Arzneistoffe scheint wohl durchdacht. Allerdings könnten die Auswirkungen in Deutschland spürbar sein.

Vom Exportverbot betroffen sind Paracetamol, Tinidazol, Metronidazol, Aciclovir, die Vitamine B1, B6 und B12, Progesteron, Chloramphenicol, Erythromycin-Salze, Neomycin, Clindamycin-Salze und Ornidazol.

Die gute Nachricht vorweg: Indien hat nicht für alle 13 Substanzen ein CEP-Zertifikat. Für Tinidazol, die Vitamine, Progesteron, Chloramphenicol, Neomycin, Clindamycin-Salze und Ornidazol gibt es keine Abhängigkeit für den deutschen Markt. Allerdings halten verschiedene chinesische Hersteller ein CEP-Zertifikat. Allein für Clindamycin-Salze sind es zehn in China, keiner von ihnen liegt in der Provinz Hubei, in Europa gibt es einen Hersteller in Italien.

Für diese Wirkstoffe bestehen Abhängigkeiten

Indien ist in der Produktion von Erythromycin führend, sieben Hersteller halten ein CEP-Zertifikat, zwei gibt es in China und nur einen in Spanien. Hier könnt es eng werden, allerdings wäre ein Versorgungsengpass Branchenkennern zufolge erst in einigen Monaten spürbar.

Für Paracetamol gibt es in Indien vier Hersteller, fünf in China, und je einen in Frankreich und der Türkei, aber auch in den USA. Schätzungsweise in drei bis vier Monaten könnte das Exportverbot allerdings in deutschen Apotheken vor allem im OTC-Geschäft spürbar sein. Unternehmen, die die aktive Substanz aus Indien beziehen, müssen jetzt eine zweite Quelle aktivieren. Was dann passiert, ist aus den Supermärkten bekannt. Die Unternehmen machen das, was auch Privatpersonen machen, nämlich Hamsterkäufe. Das Rennen um die chinesischen Lieferanten hat begonnen. Ob diese jedoch den Bedarf decken und den Ausfall Indiens kompensieren können, ist derzeit noch unklar.

Abhängigkeiten gibt es auch für Aciclovir, allerdings ist hier angesichts der vielen anderen Hersteller kein Engpass zu erwarten. Es gibt einen in China und mehrere in Europa: Recordati (Italien), Teva (Israel), Olon (Italien), Uquifa (Spanien), Quimica Sint (Spanien) und Excella (Deutschland). In Indien gibt es einen Hersteller für Metronidazol, drei gibt es in China und einen in Italien.

Das Fazit eines Insiders: „Während wir für die Vitamine B1, B6, B12 und auch andere Wirkstoffe sind kaum Auswirkungen erwarten, sind beim Paracetamol, Metronidazol, Erythromycin und vor allem beim Clindamycin die Abhängigkeiten für CEP-Ware sehr hoch.“

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Mehr zum Thema
China verunsichert Unternehmen
Neue Engpässe wegen Anti-Spionagegesetz?
Mehr aus Ressort
Verstöße gegen unsinnige Auflagen
Müller fordert Corona-Amnestie

APOTHEKE ADHOC Debatte