Kosmetikhersteller

Weleda verliert in Apotheken: Beide Deutschlandchefs weg

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Berlin -

Bei Weleda stehen die Zeichen auf Umbruch. Der Hersteller von Naturkosmetik und Homöopathika tauscht das komplette Spitzenpersonal im Bereich Marketing/Vertrieb aus: Neben COO Andreas Sommer gehen auch die beiden Geschäftsführer für den deutschsprachigen Raum. Hierzulande lief es zuletzt vor allem in den Apotheken schlecht.

Bislang waren für das Geschäft in Deutschland, Österreich und der Schweiz (DACH) Ramon Stroink (Naturkosmetik) und Andrea Meyer (Arzneimittel) verantwortlich. Beide scheiden Ende September beziehungsweise Ende Oktober aus; Weleda will die Verantwortung für diese Region neu ordnen. Sommer geht ebenfalls Ende September von Bord.

„Weleda verdankt Andrea Meyer und Ramon Stroink sehr viel. Sie haben unsere wichtigsten Märkte erfolgreich geführt. Wir haben aber auch auf der nächsten Managementebene hervorragende Kolleginnen und Kollegen, die in der Übergangsphase diese Märkte weiter bearbeiten und entwickeln. Bei der Neustrukturierung und Nachbesetzung werden wir uns daher Zeit lassen und gründlich vorgehen“, erklärte Aldo Ammendola, in der Geschäftsleitung für den Bereich Forschung und Entwicklung verantwortlich, zu den Veränderungen.

Bis eine neue Führungsstruktur steht und die Stellen nachbesetzt sind, wird Ammendola selbst die Führung des DACH-Marktes übernehmen. Als neuer Vertriebsleiter ist seit Frühjahr Alexander Sewald an Bord.

Weleda steht nach eigenen Angaben wirtschaftlich gut da und hat 2018 bei einem Umsatz von 412 Millionen Euro (plus 2,8 Prozent) ein Jahresergebnis von 14 Millionen Euro erzielt. Bei der Naturkosmetik erhöhte sich der Umsatz weltweit um 5 Prozent auf rund 308 Millionen Euro. Das Geschäft mit Arzneimitteln war dagegen rückläufig. Insgesamt sank der Umsatz hier um 3,5 Prozent auf rund 105 Millionen Euro.

Allerdings lief das Geschäft im deutschsprachigen Raum, der immerhin für 20 Prozent des Umsatzes steht, weniger gut. Während hierzulande in Drogeriemärkten ein Plus von 7 Prozent erzielt wurde, waren die Abverkäufe im Fachhandel rückläufig, sodass insgesamt nur ein Plus von unter 1 Prozent erzielt wurde. „Trotz großen Einsatzes in den Apotheken und in den Naturkostfachgeschäften und Biosupermärkten blieb dort das Geschäft hinter unseren Erwartungen zurück“, heißt es von Weleda. „Von einem neuen Partnerkundenkonzept in diesen Kanälen erhoffen wir uns eine Belebung.“

Das Problem: Der Kosmetikbereich legte zuletzt um 2 Prozent auf 140 Millionen Euro zu; gestützt wird der Bereich also durch die Umsätze im Drogeriemarkt. Der Arzneimittelbereich ist mit mehr als 4 Prozent ebenfalls rückläufig.

Auch in der Schweiz lag das Plus mit 1,5 Prozent unter dem Durchschnitt; in Österreich brachen die Erlöse sogar um 6,7 Prozent ein. „Wir sind stark abhängig von zwei Drogeriemarktkunden in Österreich, die einen Großteil des Gesamtumsatzes ausmachen. Mit einer neuen Vertriebsstrategie wollen wir hier die Situation verbessern.“

Stroink war 14 Jahre lang für Weleda tätig, er kam im Oktober 2005 als Head of Key Accounts zum Hersteller nach Schwäbisch Gmünd. Ein halbes Jahr lang war er für Großbritannien, Belgien/Niederlande und Skandinavien zuständig, bevor er im April 2011 als Geschäftsführer die Verantwortung für den Kosmetikbereich DACH übernahm.

Meyer war seit Anfang 2017 als Geschäftsführerin für den Bereich Arzneimittel verantwortlich. Von Hause aus Drogistin, hatte sue unter anderem für den schweizerischen Großhändler Galexis und den Fachverlag Sanatrend gearbeitet, bevor sie 2005 zum Homöopathikahersteller Omida kam. Dort hatte sie die Verantwortung für Marketing & Vertrieb, bevor sie 2011 zu Weleda kam. Seit 2012 leitete sie das gesamte Marketing im deutschsprachigen Raum.

Sommer hat 22 Jahre lang für Weleda gearbeitet, einige davon waren stürmisch. Besondere Verdienste habe er sich während der Sanierungsphase der Jahre 2012 bis 2014 erworben, aus der Weleda wirtschaftlich gesund hervorgegangen sei, sowie der daran anschließenden verstärkten Internationalisierung. „Wir sind Andreas Sommer für seine wesentlichen Beiträge zum Unternehmenserfolg und seine große Verbundenheit außerordentlich dankbar“, so der Präsident des Verwaltungsrats, Paul Mackay. Es sei ihm vor dem Hintergrund des zunehmenden Wettbewerbs gelungen, den Bereich Naturkosmetik erfolgreich weiterzuentwickeln.

Gesellschafter von Weleda sind die Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft und die Klinik Arlesheim, vormals Ita Wegman-Klinik, die zusammen ein Drittel der Anteile halten und mehr als drei Viertel der Stimmrechte. Die übrigen Namens­aktien sowie die stimmrechtslosen Partizipationsscheine befinden sich im Streubesitz. Laut Statuten dürfen die Namensaktien nur mit schriftlicher Zustimmung des Verwaltungsrats übertragen werden. Erwerber müssen Mitglied der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft sein.

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