„Man merkt, ob Talent und Leidenschaft vorhanden sind“

Super-PTA: Lieber nicht zu viel verraten

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Berlin -

Gute Angestellte werden für Apotheken immer wichtiger. Angesichts des Fachkräftemangels gehen Inhaber:innen mitunter neue Wege in der Personalsuche. Eine Inhaberin freute sich jüngst besonders über die Anstellung einer PTA. Die junge Frau fing als Schüler-Praktikantin in ihrem Betrieb an. „Man merkt, ob Talent und Leidenschaft vorhanden sind“, sagt die Apothekerin, die sich deshalb erstmals in ihrer zehnjährigen Tätigkeit als selbstständige Approbierte auf die Begleitung einer Ausbildung einließ.

Seit wenigen Wochen steht Stephanie Heldt* offiziell als ausgelernte PTA hinter dem HV-Tisch. Ihre Chefin will ihren Namen lieber nicht veröffentlicht wissen, auch sie selbst will sich nicht öffentlich zum Personalthema in Apotheken äußern. Zu groß sei die Gefahr, dass Mitbewerber auf ihr gutes Team aufmerksam würden und mit Abwerbeversuchen starteten – so angespannt ist die Lage auf dem Markt für Fachkräfte mittlerweile. Auch andere Inhaber veröffentlichen deshalb keine Mitarbeiternamen auf den Internetseiten oder bei Facebook, um es Kolleg:innen schwer zu machen, die Wunschkandidaten direkt anzusprechen.

„Ich glaube, das ist schon einmal vorgekommen“, sagt die Apothekerin zu den Abwerbeversuchen. Auch wenn zwei ihrer Angestellten es ihr bei den Kündigungen nicht mitgeteilt hätten, seien sie im Anschluss in ein und derselben Apotheken tätig gewesen. Da werde man als Arbeitgeberin schon misstrauisch. Belegen lässt sich der Verdacht aber nicht. Umso freudiger ist für die Apothekerin, dass sie ihr Team jetzt mit einer talentierten Nachwuchs-PTA erweitern konnte.

Nachwuchs-PTA zwei Jahre „aufgebaut“

Über die neue Mitarbeiterin sei sie „überglücklich“. „Ich habe sie über zwei Jahre lang aufgebaut und jetzt ein gutes Gehalt geboten.“ Die angehende PTA habe nach einem Schülerpraktikum Interesse an der Arbeit in der Apotheke gezeigt. „Seitdem ist sie hier stundenweise beschäftigt gewesen. Mir war sofort klar, dass sie Talent hat.“ Deshalb habe sie erstmals eine Auszubildende in ihrem Team aufgenommen. PTA-Schüler:innen müssen nach der zweijährigen schulischen Ausbildung ein sechsmonatiges Praktikum absolvieren. Manche Inhaber scheuen sich, Praktikant:innen aufzunehmen oder haben Vorbehalte, weil nicht genug Personal zur Einarbeitung und Begleitung des Nachwuchses vorhanden ist.

„Ich konnte nichts falsch machen, weil ich sie unbedingt in meinem Team wollte“, sagt die Apothekerin über ihr jüngstes Teammitglied. Doch zu einer Anstellung gehören auch immer zwei. Vielen Apothekenangestellten ist neben dem Lohn auch das Betriebsklima wichtig. „Sie hat sich hier sehr wohlgefühlt. Wir haben ein super Team.“

Um die gute Stimmung unter den Angestellten aufrechtzuerhalten, gebe es einen regelmäßigen Austausch zwischen der Chefin und den Mitarbeiterinnen. „Wir besprechen immer die Zufriedenheit. Das ist ganz wichtig, dass man auch im Vorfeld schon schaut, was man verbessern kann.“

Kaffeevollautomat fördert Zufriedenheit

Zu den Leistungen gehöre nicht nur ein „gutes Gehalt“, sondern auch ein flexibler Arbeitsplan, ein guter Kaffeevollautomat, kostenfreie Kittel, ein wöchentlicher Obstkorb sowie hin und wieder Boni beispielsweise in Form von Tankgutscheinen. Dass sich ein Mangel an pharmazeutischen Fachkräften anbahne, sei vorhersehbar gewesen, sagt die Apothekerin. Dass er so extrem ausfällt, habe sie nicht erwartet. „Es ist äußerst schwierig, Mitarbeiter zu finden. Eigentlich ist es unmöglich.“

Besonders wichtig sind PTA ein angenehmes Arbeitsklima und ein gutes Gehalt, dicht gefolgt von einem sicheren Arbeitsplatz und Sonderzahlungen wie Weihnachtsgeld. Das ist ein Ergebnis des großen PTA-Gehaltsreports 2021 von PTA IN LOVE, unterstützt von der Apothekengewerkschaft Adexa. 75 Prozent der PTA haben einen Tarifvertrag im Arbeitsvertrag vereinbart. Es fehlt PTA an Wertschätzung und Anerkennung (91 Prozent Zustimmung). Demnach sind sich die Kolleg:innen sicher: „Der PTA-Beruf wird aussterben, wenn die Attraktivität des Berufs nicht gesteigert wird“ (88 Prozent Zustimmung). Die meisten PTA (92 Prozent) wünschen sich eine Erweiterung ihrer Kompetenzen in der Apotheke. So sprechen sich 85 Prozent beispielsweise für eine zeitweise Vertretungsbefugnis von Apotheker:innen aus.

* Name von der Redaktion geändert

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