Kurzfristige Kündigung, temporäre Schließung

„Die langfristige Bindung an den Betrieb gibt es nicht mehr“

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Berlin -

Das Seebad Ückermünde in Mecklenburg-Vorpommern hat eine Apotheke weniger. Noch will Inhaberin Uta Kolata den Verlust ihrer Filiale nicht hinnehmen. Denn es braucht nur einen Filialleiter und der Betrieb läuft wieder. Dass der frühere Mitarbeiter abgeworben und kurzfristig gegangen sei und die Haff-Apotheke deshalb schließen musste, sei „super traurig“.

Der Personalmangel sei ein großes Problem, sagt Kolata und spricht damit die Sorgen vieler Inhaber:innen an. „Die Zeit, in der der Nachwuchs hätte gefördert werden müssen, liegt zehn Jahre zurück.“ Die Schwierigkeiten deuteten sich bereits 2005 an, als sie ihren Hauptbetrieb, die Marien-Apotheke, übernommen habe. „Wir suchten bereits damals stetig Mitarbeiter.“ Ihrer Ansicht nach werde gerade in Schulen zu wenig über pharmazeutische Berufe aufgeklärt. Sie war selbst in der Schule ihrer Tochter, um für den Apotheker- und PTA-Beruf zu werben. „Nicht nur die Bundeswehr sollte an die Schulen gehen.“

Schwierige Personalplanung

Der fehlende Nachwuchs an pharmazeutischen Fachkräften sei ein Grund für den Engpass. Dazu kämen weitere: „Die langfristige Bindung an den Betrieb gibt es nicht mehr. Es ist schwierig, jemanden zu finden, mit dem man auch in den Folgejahren planen kann.“ Natürlich beschäftige sie auch Mitarbeiter:innen, die langfristig bei ihr angestellt sind. Doch gerade junge Kolleg:innen seien manchmal nur kurz vor Ort, etwa weil sie umzögen, Kinder bekämen oder sich beruflich ganz neu orientierten.

Dass ihr Filialleiter überraschend in einen anderen Betrieb wechselte, traf Kolata. „Es war sehr kurzfristig und unfair. Wir konnten nicht reagieren.“ Sie habe eine Apothekerin aus dem Ausland, die jedoch noch auf die Anerkennung der Approbation warte. Das Personalthema ist auch für Kolata nicht neu. 2016 musste sie bereits eine Filiale wegen des Mangels an Pharmazeut:innen schließen.

Werbung für Standort am Haff

Doch die 2008 von ihrem Vater übernommene Haff-Apotheke will die Apothekerin nicht abschreiben. „Wir wollen und können nicht aufgeben“, betont sie. „Wir benötigen einen Apotheker oder eine Apothekerin, um sie weiterzuführen.“ Die Räume seien erst vor einem Jahr „mit viel Liebe“ saniert worden. Die Kleinstadt-Apotheke mache Spaß und das Leben in Ueckermünde mit den vielfältigen Freizeitangeboten und dem Badestrand sei „super toll“.

Kolata hofft, die Stelle schnell neu besetzen zu können. Apothekenkund:innen können über eine Rufumleitung zur Hauptapotheke weiterhin Arzneimittel bestellen und werden per Botendienst beliefert. „Wir haben auch extra ein Firmenhandy angeschafft.“

Die Filiale schnell wieder zu eröffnen sei auch wichtig, weil sich die Stammkundschaft sonst nach Mitbewerbern umsehen. Dazu kämen die laufenden Kosten etwa für die Apothekensoftware. „Die Firma lässt einen nicht raus, der Vertrag läuft noch vier Jahre. Wir leiden sehr unter der Schließung.“

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