Impfstoff kommt aufbereitet aus der Klinik

Südtirol: Apotheken impfen gegen Corona

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Berlin -

Auch in Italien hinkt die Impfquote bei steigenden Inzidenzen. Das Land sucht deshalb ebenso nach einem Weg, schnell vielen Menschen eine Impfung zu ermöglichen – und hat die nun in den Apotheken gefunden. Ab dieser Woche wird in den Offizinen Südtirols gegen Covid-19 immunisiert. Die Apotheken müssen nichts aufbereiten: Sie kriegen die Spritzen bereits fertig aus den Krankenhäusern geliefert.

Möglichst niedrigschwellig müssen die Angebote sein, um noch die letzten Menschen für die Impfung zu mobilisieren, ist man sich bei der Südtiroler Provinzregierung sicher. In den vergangenen Wochen wurden im deutschsprachigen Teil Italiens deshalb allerorten offene Impfmöglichkeiten geschaffen: von Impfbussen bis zu sogenannten Open Vax Days, bei denen beispielsweise auf dem Campus der Freien Universität Bozen Impfungen ohne Voranmeldung angeboten wurden. Organisiert und durchgeführt wurden die Impfaktionen vom Sanitätsbetrieb Südtirol, der Körperschaft, in der die vier Gesundheitsbezirke der Region Südtirol und ihre sieben Krankenhäuser zusammengefasst sind.

„Die Erfahrung aus den Open Vax Days und der Impfbusse hat gezeigt, dass sich immer wieder neue Menschen im Rahmen von wohnortnahen Angeboten für die Impfung entscheiden, besonders in Verbindung mit anderen Erledigungen“, erklärt nun Gesundheitslandesrat Thomas Widmann. Deshalb solle nun das niedrigschwellige Angebot ausgebaut werden. „Mit den Apotheken hat uns noch ein wichtiger Partner für ein flächendeckendes Impfangebot gefehlt und ich bin froh, dass wir diesen Schritt nun machen konnten.“

Der Sanitätsbetrieb hat deshalb die Möglichkeit eröffnet, Impfstoffe aus Krankenhausbeständen in den Apotheken zu verabreichen – bereits darreichungsfertig ausgeliefert. „Die Möglichkeit, sich vor Ort in der Apotheke nahe des Wohnorts impfen zu lassen, sehen wir als großen Vorteil, ganz besonders für Menschen, die weniger mobil sind“, so Generaldirektor Florian Zerzer. Denn erfahrungsgemäß würden mehr Impfungen verabreicht, wenn man dort ist, wo die Bürger zuhause sind. Das hat sich in den letzten Monaten durch den Erfolg der Impfbusse gezeigt, aber auch bei Impfaktionen in den Dorf- und Stadtzentren.

„Wir werden Anfang November starten, und wir sind sehr froh, dass es uns gelungen ist, mit den Apothekeninhaberinnen und -inhabern eine gute Lösung zu finden. Fast alle nehmen an der Kampagne teil, es reicht die Vormerkung, um die Erst- oder Zweitdosis der Coronaschutzimpfung zu erhalten“, so Zerzer.

Ob ihre Apotheke an der Kampagne teilnimmt, können Interessierte bisher nur vor Ort erfahren. Der Sanitätsbetrieb will aber bald eine laufend aktualisierte Liste mit teilnehmenden Apotheken auf seiner Webseite veröffentlichen. Den Ablauf der Coronaschutzimpfungen lege dann jedoch jede Apotheke selbst fest. In einigen können Impfwillige bei der Anmeldung in der laufenden Woche einen Termin für die darauffolgende Woche erhalten.

Die Apotheke vor Ort bestellt die benötigten Impfstoffspritzen in den Krankenhausapotheken, die die gebrauchsfertigen und abgezählten Impfungen dann ausliefern, wo sie nach der festgelegten Terminvereinbarung verabreicht werden. „Dadurch gibt es keinen Überschuss, die Impfungen werden immer genau in jener Menge und zum richtigen Zeitpunkt geliefert, an dem wir sie brauchen“, so Bonvicini.

Der Apothekerverband Federfarma unterstützt die Initiative ausdrücklich. „Auch wenn die Tests in Zukunft für uns mit höheren Einkaufskosten verbunden sind, werden die meisten von uns diesen Dienst für die Südtiroler Bevölkerung weiterhin anbieten“, so der Südtiroler Vorsitzende Matteo Bonvicini. „Mit der Möglichkeit, dass die Menschen sich nun auch direkt in den Apotheken vor Ort gegen Corona impfen lassen können, können wir die Prävention nun noch mehr unterstützen. Der Fokus liegt derzeit auf Personen ohne Begleiterkrankungen und ohne chronische Erkrankungen.“

Italien ist nicht das einzige europäische Land, das bei den Corona-Impfungen auf die Apotheken setzt. In Großbritannien beispielsweise wird die Immunisierung bereits seit Jahresbeginn auch in der Offizin durchgeführt. Die Apotheken hatten dort einen wesentlichen Anteil am schnellen Vorankommen der Impfkampagne zu Beginn und werden mittlerweile verstärkt für Booster-Impfungen eingesetzt. Laut britischem Gesundheitsministerium wurden allein in der vergangenen Woche zwei Millionen Auffrischungsimpfungen verabreicht, nachdem Gesundheitsminister Sajid Javid dazu aufgerufen hatte. Mittlerweile haben demnach rund sieben Millionen Menschen ihre Auffrischungsimpfung erhalten.

Um das Tempo hoch zu halten, soll deshalb laut einem Bericht des Telegraph nun noch mehr Apotheken gewonnen werden: Bisher würden demnach rund 1000 Apotheken im Vereinigten Königreich gegen Corona impfen. Ihre Zahl soll in den kommenden Wochen auf 1500 steigen, 300 seien bereits in den finalen Vorbereitungen, weitere 200 hätten bereits ihr Interesse geäußert. „Rund 1000 Apotheken bieten bereits Booster-Impfungen, aber es gibt keinen guten Grund, warum nicht tausende mehr dasselbe tun sollten“, erklärt Andrew Lane, Vorsitzender des Apothekerverbands.

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