Kundenzeitschriften

Kunden spenden für die Umschau

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Berlin -

In der Kreuz-Apotheke in Recklinghausen haben die Kunden ein breites Angebot an Kundenzeitschriften. Tierfreunde, Naturheilkunde-Interessierte und TV-Fans kommen auf ihre Kosten. Natürlich fehlt die Apotheken Umschau nicht – alles von der Apotheke finanziert. „Das wissen viele Kunden nicht“, sagt Apothekerin Karoline Altmann. Seit Längerem erklärt sie im Beratungsgespräch den finanziellen Hintergrund und bekommt seitdem manchmal Spenden. 

Alles fing mit einer älteren Dame an. Die Kundin sei eine regelmäßige Umschau-Leserin, so Altmann. Die Apothekerin informierte sie unter anderem darüber, dass der Wort & Bild Verlag die Zeitschrift nicht etwa als Werbung an Apotheken sende, sondern dass die Hefte vom Inhaber bezahlt würden. „Sie kam ein paar Tage später zurück und sagte, das Gespräch habe sie sehr beschäftigt.“

Die Kundin wollte der Apotheke etwas zurückgeben. „Sie ließ eine Spende hier, die wir für einen guten Zweck oder für uns selbst nutzen sollten“, erinnert sich Altmann. Die 2 Euro wurden gespendet. Daraufhin begann die Pharmazeutin, Kunden aktiv auf die Hintergründe der Zeitschrift aufmerksam zu machen. „Die Reaktionen seien Erstaunen. Sie denken, der Verlag stellt uns das zur Verfügung.“

Der Hinweis auf dem Titel, dass die Zeitschrift von der Apotheke bezahlt sei, werde von den Kunden nicht wahrgenommen. „Vielen ist das nicht bewusst“, sagt Altmann. Die Aufklärung komme gut an, gemeckert habe noch keiner. „Es gibt hier überraschenderweise viele spendable Leute, obwohl wir in einer strukturschwachen Region liegen.“ Das Geld geht an den Tierschutz oder das Kinderhilfswerk – beide Organisationen werden von der Apotheke ohnehin unterstützt. „Wir runden die Beträge, die zusammen kommen auf und spenden auch die Trinkgelder von Kunden.“

Wie in anderen Apotheken forderten auch die Kunden der Kreuz-Apotheke die Umschau regelmäßig ein. Der Betrieb legt Wert auf ein gutes Zeitschriftensortiment. Für Kunden, die nur ein TV-Programm wollen, gibt es ein spezielles Angebot, weitere Hefte sind „Naturheilkunde & Gesundheit“, „Unsere besten Freunde“, „Nippers“, „Schlaukopf“ oder „Kopffit“, seit Kurzem auch das „My Life“ aus dem Hause Burda. „Viele können sich Zeitschriften nicht mehr leisten und schätzen diesen Service.“

Dafür seien vor Jahren andere Zugaben wie Kosmetikproben oder Kerzen gestrichen worden. Jeder bekommt die Zeitschrift aber nicht. Die Mitarbeiter haben einige Zeit testweise Statistik über die Nachfrage von „echten Kunden“ geführt, um die optimale Bestellmenge zu kalkulieren. „Wir wollen hier keine Zeitungstouristen“, betont Altmann. Immerhin koste ein Heft je nach Inhalt zwischen 50 Cent und 1 Euro. Die Kunden mussten mit Namen nachweisen, dass sie in der internen Kartei gelistet sind und erhielten erst dann das gewünscht Heft.

Bei dem Test sei herausgekommen, dass die errechnete Menge mit der Anzahl an bestellten Heften in etwa übereinstimmt. Der Apothekerin ist wichtig, genug Zeitschriften vorrätig zu haben. Viele Kunden kämen in die Apotheke und verlangten „ihre Umschau“, so Altmann. Andere ließen sich das Magazin sogar zurücklegen, wenn sie länger im Urlaub sind. „Das sind unsere ‚Spezialisten‘, die dafür meistens etwas in die Spendendosen packen.“

Einen etwas anderen Weg war Apothekerin Elke Ziller gegangen. Da sie die Zeitungsschnorrerei leid war, wollte sie die Umschau nur noch an zahlende Kunden abgeben. Sie verlangte für ein Heft 1 Euro, davon gingen 20 Cent an ein Kinderdorf.

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