„Die Zeitung hat uns vorgeführt“

Apothekerin gibt Laientests zu früh ab

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Berlin -

Apothekerin Carolin Brenner könnte sich bald mit einem Ordnungswidrigkeitsverfahren rumschlagen müssen, weil sie Corona-Laientests an Kunden abgegeben hat, obwohl die noch keine Zulassung erhalten haben. Besonders ärgerlich sei aber nicht, dass ihr das durchgerutscht ist, sondern wie es an die Öffentlichkeit kam: Eine Lokalzeitung hat sie mit einem Testkauf reingelegt und den Fall dann aus ihrer Sicht unnötig skandalisiert.

Eigentlich hätte die Geschichte mit einem einfachen Hinweis erledigt sein können, denn Brenners Apotheke in Lahr hat die nicht zugelassenen Tests keinesfalls wider besseren Wissens unterm Ladentisch verkauft – ganz im Gegenteil: Ab dem Tag, an dem das Bundesgesundheitsministerium mit der Änderung der Medizinprodukte-Abgabeverordnung den Verkauf von Laientests erlaubt hat, warb sie auf den Internetpräsenzen ihrer Apotheke damit, dass bei ihr Spucktests erhältlich sind. Statt sie jedoch darauf anzusprechen, wandten sich offenbar einige Kunden an die Lahrer Zeitung (LZ) – die wiederum wandte sich ebenso wenig mit einer Anfrage an Brenner, sondern schickte vergangenen Donnerstag inkognito einen Testkäufer vorbei, um zu überprüfen, ob sie tatsächlich das verkauft, wofür sie wirbt.

Das tat sie selbstverständlich, und zwar einen „China-Import für 9,99 Euro. „Das war illegal“, schreibt die Lokalzeitung und macht auch keinen Hehl daraus, dass der Testkäufer bei der Abgabe zur Anwendung beraten wurde. Dennoch: „Es könnte schlimme Folgen haben“, warnt die LZ im Artikel auf ihrer Internetseite. Denn schließlich seien die Tests ja noch nicht zugelassen und es bestehe die Gefahr falsch-negativer Ergebnisse.

Brenner zeigt sich entsetzt über das Vorgehen der Lokalzeitung und darüber, wie sie sich nach ihrer Darstellung verhalten hat. „Die kamen am Tag nach dem Testkauf vorbei und haben sich aufgeführt wie eine Aufsichtsbehörde“, erzählt sie. „Ich war fassungslos. Sie haben mich darauf angesprochen, dass sie den Test bei mir gekauft haben, und mich dann im Backoffice verhört wie in einem schlechten Film. Es sei ja so gefährlich, was wir da machen.“

Genau diesen Vorwurf weist sie allerdings nach wie vor zurück. „Jeder, der nur ein bisschen was von der Sache versteht, weiß doch, dass kein Test gefährlicher ist als so ein Test, dessen hohe Sensitivität und Spezifität bereits belegt ist.“ Die Info, dass die Tests für den Verkauf an Endkunden nochmal gesondert zugelassen werden müssen, sei ihr im Stress der letzten Wochen schlicht durchgerutscht.

Es seien ohnehin nur wenige Tests verkauft worden und denjenigen Kunden räume sie natürlich die Möglichkeit ein, die Tests zurückzugeben. Viel wichtiger sei jedoch: „Meine Damen hier sind sehr gut für die Abgabe geschult und weisen die Kunden vorbildlich in die Handhabung ein“, sagt Brenner. „Die Tests sind ja nicht schlecht, sondern es dauert nur noch ein zwei, drei Wochen, bis sie die finale Zulassung erhalten.“

Dennoch, Gesetz ist Gesetz. Prinzipiell könnte ihr deshalb nun ein Ordnungswidrigkeitsverfahren drohen. Auch wenn sich weder Kammer noch Verband bisher bei ihr gemeldet hätten, habe sie vorsichtshalber schon einmal Kontakt zu ihrem Anwalt aufgenommen. Besonders bitter: Selbst die von Brenner genannten zwei bis drei Wochen könnten noch sehr konservativ geschätzt sein, denn nach Informationen von APOTHEKE ADHOC hat der TÜV Süd die erste Zulassung bereits erteilt.

Viel ärgerlicher als der eigentliche Fauxpas sei, dass sie nun öffentlich an den Pranger gestellt werde, als habe sie versucht, mit illegalen Produkten Geld zu verdienen. „Die Zeitung hat uns vorgeführt. Wir waren ein von nur zwei Apotheken hier, die vom ersten Tag kostenlose FFP2-Masken abgeben konnten und sind die einzige hier im Kreis, die ein Schnelltestzentrum aufbauen will – darüber berichtet in der Zeitung niemand“, klagt sie. „Da war nichts wohlwollend, das war meiner Meinung nach nur Bildzeitungsniveau.“

 

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