Mehr als 130.000 Euro Schaden

Apotheke zu: Erst AvP-Pleite, dann abgesoffen

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Berlin -

Aufgeben war nach der AvP-Pleite keine Option: Mit Mut und der finanziellen Unterstützung von Familie und Freunden stemmte Kerstin Elbers* aus Nordrhein-Westfalen die Insolvenz. Als jedoch am 1. Advent vor drei Jahren ein Ventil platzte und ihre Apotheke unter Wasser setzte, musste sie schließen.

23 Jahre war Elbers selbstständig. „Ich habe zuletzt ziemlich Pech gehabt“, sagt die ehemalige Inhaberin heute. Nach Bekanntwerden der AvP-Pleite war sie zunächst ratlos. Wie viele ihrer Kolleginnen und Kolleginnen fragte sie sich, wie so etwas passieren konnte. „Mein Vater war schon bei AvP, die letzten 50 Jahre war immer alles top.“ Die Suche nach Erklärungen verlief schleppend. Weder beim Verband noch bei Anwälten sah sie sich gut aufgehoben. „Man hat von der Thematik keine Ahnung.“

Bausparvertrag aufgelöst

Nach dem ersten Schock rappelte sie sich auf und blickte den Tatsachen in die Augen. Wegen der Pleite fehlten 120.000 Euro, inklusive Steuern sei ein Minus von rund 130.000 Euro entstanden, sagt sie. „Ich habe alles aufgelöst, Bausparverträge und das Konto meines Kindes.“ Doch noch immer reichte es nicht und sie lieh sich Geld bei Familie und Freunden. „Glücklicherweise konnte ich mein Haus behalten.“

Ihren Kredit konnte sie nach Rücksprache mit der Bank nicht aufstocken. Die 54-Jährige ließ sich auf den Vergleich ein und wartet nach drei Auszahlungen jetzt auf den letzten Abschlag. Ob die Entscheidung für einen Vergleich richtig war, sei schwer zu sagen – besonders nachdem mit der Entscheidung des Bundesgerichtshofs klar sei, dass man sich darauf nicht hätte einlassen müssen.

Wasserschaden und Mieterhöhung

Etwa zwei Jahre nach Bekanntwerden der Insolvenz kam es für Elbers noch schlimmer, wie sie sagt. Am 1. Advent platzte ein Ventil im Ärztehaus und die Wassermassen fluteten ihre Apotheke. „Erst war AvP und dann bin ich abgesoffen“, sagt die Apothekerin. Bereits zuvor habe es in dem Ärztehaus wegen Baupfusch Wasserschäden gegeben. „Viele Ärzte sind danach nicht mehr zurückgekommen. Dann hat es mich getroffen.“

Wegen der Reparaturen habe die Apotheke für ein halbes Jahr schließen müssen. Die nächste Hiobsbotschaft folgte wenig später: „Ich habe kurz vor Weihnachten die dritte Mieterhöhung erhalten. Meine Miete war an den Verbraucherpreisindex gekoppelt.“ Das sei der nächste Schock gewesen. Monatlich seien 6000 Euro fällig gewesen. „Das war nicht lustig. Ich musste schließen und war apothekenlos.“

Den Familienbetrieb nach der vierten Generation aufzugeben, sei hart gewesen. „Ich habe studiert, um das hier weiterzuführen. Die Existenzängste waren beim ‚Absaufen‘ noch schlimmer als bei der AvP-Pleite.“ Mittlerweile arbeitet Elbers als angestellte Apotheke und hat die Vergangenheit hinter sich gelassen. „Man muss es abschreiben und sich überlegen, was man Gutes hat, das bringt einen nach vorne.“

* Name von der Redaktion geändert

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