Ehepaar findet Nachfolger

AvP-Pleite: Mit Apothekenverkauf Kredit abbezahlt

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Berlin -

Daniela und Paul Hundelshausen haben ihre Apotheken verkauft. Beide standen mehr als 30 Jahre als Selbstständige in der Offizin. „Die Hälfte meines Lebens habe ich hier verbracht. Tags und sehr oft auch nachts“, sagt Daniela Hundelshausen. Das Ehepaar durchlebte die AvP-Pleite und stand deshalb kurz vor der Rente mit Schulden im sechsstelligen Bereich da.

Mehrere Jahre suchten Daniela und Paul Hundelshausen nach einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger für die Brunnen- beziehungsweise Marien-Apotheke im Sauerland. Planmäßig konnten die Betriebe jetzt abgegeben werden, da das Rentenalter erreicht sei. „Wir freuen uns auf ‚das Leben danach‘.“ Beide Apotheken werden mit jeweils neuen Inhabern weitergeführt.

Berufsbild veränderte sich negativ

Die Selbstständigkeit wollte Hundelshausen damals wirklich, als sie 1991 ihre Apotheke neu eröffnete. „Ich habe zehn Tage später entbunden“, erinnert sie sich. Seitdem sind viele Jahre vergangen und der Sohn ist erwachsen geworden. Er selbst hatte keine Ambitionen, Pharmazeut zu werden und ist heute als Komponist erfolgreich. Er sei nie gedrängt worden, die Apotheken in zweiter Generation weiterzuführen. „Wir sind froh, dass wir den Abflug machen können. Das Berufsbild hat sich in den letzten, wenigen Jahren in eine Richtung entwickelt, die sich mit unserer Vorstellung des Betreibens verantwortungsvoller, der Patientenschaft zugewandter Pharmazie nicht mehr vereinbaren lässt.“

Früher habe man als Apothekerin oder Apotheker vielseitig und kreativ handeln können – sowohl im Bereich der praktischen Pharmazie als auch beim Marketing. „Inzwischen ist vieles derart überreguliert, dass die Zeit, die man früher hatte für Bürokratismus verwendet werden muss.“ Dadurch fehle die Zeit für persönliche Betreuung und Beratung. Marketingmaßnahmen seien nur noch abends nach 20 Uhr machbar gewesen. „Der Fokus der pharmazeutischen Tätigkeiten ist verloren gegangen.“ Apotheken befänden sich „am Gängelband der Krankenkassen“.

Kein Respekt von der Politik

Die Apotheken seien die „Marionetten im Theater der Gesundheitspolitik“ geworden. Eine Honorarerhöhung sei dringend notwendig. „Mich hat vor allem die immer weiter wachsende Respektlosigkeit vor unserem verantwortungsvollen Beruf seitens der Politik vergrault. Eigentlich wollte ich noch zwei Jahre meine Apotheke weiterführen, aber als sich die Möglichkeit zum Verkauf ergab, habe ich sofort zugesagt.“

Der Beruf habe Potenzial, und Hundelshausen will sich als Vertretungsapothekerin versuchen. „Möglicherweise kann ich damit besser leben als in der Selbstständigkeit.“ Das Paar durchlebte auch Rückschläge wie die Insolvenz des Apothekenrechenzentrums AvP im Jahr 2020. „Ich habe meine Lebensversicherung und eine Erbschaft reingesteckt und mein Mann musste einen hohen Kredit aufnehmen.“ Dieser sei mit dem Geld aus dem Apothekenverkauf abbezahlt worden.

Am meisten vermissen werde sie die Kundenkontakte. „Die persönlichen Gespräche, die persönliche Beratung, und die Möglichkeit, mit Empathie und Kompetenz im pharmafachlichen Bereich helfen zu können und Mut machen zu können.“ Die Zukunft der Vor-Ort-Apotheke werde davon abhängen, ob es Honoraranpassungen gebe. „Zum jetzigen Zeitpunkt steht der Aufwand, der betrieben werden muss, um eine Vor-Ort-Apotheke zu betreiben, in keinem Verhältnis zum erzielten Gewinn.“

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