Immunschwäche

Fresh-up: HIV und Aids

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Berlin -

Noch immer herrschen Vorurteile und Wissenslücken im Bereich HIV und Aids. Es handelt sich trotz vermehrter Aufklärung oft noch um Tabuthemen. Obwohl Aids vermeidbar ist, erkranken in Deutschland jedes Jahr mehr als 1000 Menschen. Das Fresh-up gibt einen Überblick über die wichtigsten Aspekte.

Die Unwissenheit beginnt oft schon bei den Begrifflichkeiten: Denn Aids ist nicht dasselbe wie HIV. HIV bezeichnet lediglich das potenziell aidsauslösende Virus – das „Humane Immundefizienz-Virus“. Die Abkürzung Aids hingegen steht für „Acquired Immune Deficiency Syndrome“ – das erworbene Abwehrschwäche-Syndrom. Denn durch die Infizierung mit HIV kann es unbehandelt zu einer Schädigung des körpereigenen Immunsystems kommen. Die Folge können lebensbedrohliche Erkrankungen sein, weil das Immunsystem die eindringenden Erreger nicht bekämpfen kann: Ist dies der Fall, spricht man von Aids.

Die Übertragung von HIV ist relativ schwer: In alltäglichen Situationen kann es trotz Körperkontakt zu keiner Ansteckung kommen. Denn die Virusmenge in Speichel, Schweiß oder Urin und Kot ist zu niedrig. Das Virus kann also beispielsweise nicht durch küssen oder die Benutzung der gleichen Toilette übertragen werden. Dafür sind größere Virusmengen nötig: Diese werden vor allem beim Geschlechtsverkehr über die Schleimhäute übertragen. Das heißt: Auch ohne Ejakulation kann es zu einer Ansteckung kommen. Einen Schutz vor der Übertragung stellen Kondome und Femidome dar.

Neben Kondomen kann auch die sogenannte „Prä-Expositions-Prophylaxe“ (PrEP) helfen: HIV-negative Personen können sie verwenden, um sich vor einer Ansteckung zu schützen. Bei Menschen mit erhöhtem HIV-Risiko, wie beispielsweise Partner von Menschen mit HIV, wird diese Therapie in der Regel sogar von der Krankenkasse übernommen. Für die PrEP werden die beiden HIV-Wirkstoffe Tenofovir und Emtricitabin verwendet. Sie reichern sich in den Schleimhäuten an und verhindern dort bei einem Eindringen der Viren deren Vermehrung.

Meist wird die PrEP mit einem täglichen Einnahmeschema empfohlen. Sie muss regelmäßig eingenommen werden, um die Wirkung sicherzustellen. Für Männer, die Sex mit Männern haben, gibt es auch die sogenannte anlassbezogene PrEP: Hier wird vor und nach dem Geschlechtsverkehr das Medikament eingenommen. Beide Varianten schützen bei richtiger Einnahme zuverlässig vor HIV. Innerhalb der ersten 48 Stunden nach einem Risikokontakt kann außerdem eine Postexpositionsprophylaxe (PEP) in Frage kommen: Dazu werden für vier Wochen HIV-Medikamente eingenommen, die HIV daran hindern, sich im Körper festzusetzen. Mit einer PEP muss so schnell wie möglich nach dem HIV-Risiko begonnen werden.

Neben Geschlechtsverkehr gibt es auch andere Ansteckungsmöglichkeiten. Eine davon ist der Drogenkonsum: Bei der gemeinsamen Verwendung von Spritzen und Nadeln kann das Virus ins Blut gelangen und sich ausbreiten. Außerdem kann es bei einer infizierten Mutter während der Schwangerschaft, bei der Geburt oder beim Stillen an das Kind übertragen werden. Besonders im ersten Zeitraum nach der Infektion ist das Risiko der Übertragung an andere erhöht, denn in dieser Zeit vermehrt sich das Virus enorm.

Das Gefährliche: Die meisten Menschen wissen zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass sie bereits infiziert sind. Daher finden in dieser Phase die meisten Übertragungen statt. Um herauszufinden, ob eine Infektion mit HIV vorliegt, gibt es verschiedene Tests. Einige davon sind Selbsttests, die Zuhause durchgeführt werden können. Wichtig: Nach einer möglichen HIV-Übertragung dauert es einige Zeit bis der Test ein sicheres Ergebnis anzeigt. Die meisten Tests reagieren nämlich auf Antikörper im Blut: Je nach Test kann es sechs bis zwölf Wochen dauern, bis die Antikörper zuverlässig nachgewiesen werden können.

Eine HIV-Infektion verläuft unbehandelt in vier Phasen. Zunächst kommt es zur akuten Infektion: Es kann zu unterschiedlichen Symptomen kommen. Meist treten grippeartige Beschwerden wie Fieber, Nachtschweiß, Abgeschlagenheit, Muskelschmerzen oder Lymphknotenschwellungen auf. Da sie recht unspezifisch sind, werden sie häufig falsch gedeutet. Sobald die Symptome verschwinden folgt die zweite, meist jahrelange symptomfreie Latenzphase. Dennoch wird in dieser Zeit bereits das Immunsystem geschädigt. Ohne Behandlung kommt es irgendwann zu Phase drei in der sich Symptome wie Fieber, Gürtelrose, Durchfall, Pilzerkrankungen oder Nervenschädigungen bemerkbar machen. Mit dem Erwerb von lebensgefährlichen Erkrankungen wie Krebs oder Lungenentzündungen kommt es zu Phase vier – Aids.

Wird eine HIV-Infektion rechtzeitig behandelt, kann Aids vermieden werden und es sind keine Viren mehr im Blut nachweisbar. In diesem Fall ist selbst eine Übertragung beim Geschlechtsverkehr nicht mehr möglich. Mittlerweile gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, mit denen Betroffene gut leben können und eine normale Lebenserwartung haben. Eine Heilung ist bislang jedoch nicht möglich. Die Medikamente müssen daher ein Leben lang eingenommen werden. Unter einer erfolgreichen Therapie kann die Übertragung jedoch verhindert werden – das heißt: Auch HIV-positive Menschen können Eltern werden.

Bei der Behandlung von HIV kommt die antiretrovirale Therapie (ART) zum Einsatz: Sie hemmt die Vermehrung der Viren im Körper und verhindert somit die Entstehung von Aids. Es werden immer mehrere Wirkstoffe kombiniert, die an unterschiedlichen Stellen der Virusvermehrung ansetzen. Zum Einsatz kommen beispielsweise CCR5-Korezeptorblocker und Fusionshemmer:Sie gehören zu den sogenannten „Entry-Hemmern“ die das Virus daran hindern, sich an die Körperzellen zu binden und in sie einzudringen.Reverse-Transkriptase-Hemmer verhindern zudem die Anpassung des HIV an das Ergbut der menschlichen Zelle. Sie werden unterteilt in Nukleotid- und Nukleosidanaloge Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NRTIs) und Nicht-nukleosidale Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NNRTIs). Außerdem können Integrase-Hemmer und Protease-Hemmer zum Einsatz kommen, die auf verschiedene Weisen die Virusvermehrung unterbinden.

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