Ukrainische Ausbildung nicht anerkannt

Inhaberin sammelt für Sprachkurs

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Berlin -

Apothekerin Stefanie Schön konnte endlich ihr Personal aufstocken: Eine Apothekerin aus der Ukraine ist seit Anfang Mai Teil des Teams. Doch das vierjährige Studium der 22-Jährigen wird in Deutschland nicht anerkannt – Khrystyna Nardid braucht einen Sprachkurs, um die Prüfung vor der Landesapothekerkammer ablegen zu können. Nun hat die Inhaberin eine Spendenaktion ins Leben gerufen, um den Kurs zu finanzieren.

Wie viele Inhaber:innen ist auch Schön auf der Suche nach Personal. „Ich bin aktuell die einzige Approbierte“, erklärt sie. Vor einem knappen Jahr hat sie die Alice-Apotheke am Bahnhof in Alsfeld übernommen. Durch eine Bekannte wurde sie auf die junge Ukrainerin mit pharmazeutischer Ausbildung aufmerksam. Für die Inhaberin war schnell klar, dass sie ihr einen Platz im Team geben möchte. „Ich wollte sie möglichst schnell einbinden“, erklärt Schön.

Ausbildung nicht anerkannt

In ihrem Heimatland absolvierte Nardid ein vierjähriges duales Studium als Apothekenfachkraft mit Diplom. Da es sich bei der Ukraine jedoch nicht um einen EU-Staat handelt, wird die Ausbildung nicht anerkannt. Es scheitert an der Sprachbarriere: Nardid braucht das C1-Niveau in Deutsch und zudem die pharmazeutische Sprachqualifikation.

„Sie spricht sehr gut Englisch und Russisch – aber eben kaum Deutsch“, erklärt Schön. Doch die Motivation ist groß. Nun sind mehrere Sprachkurse notwendig, um die Qualifizierung zu erreichen. Erst dann kann die Ukrainerin ihre Prüfung vor der Landesapothekerkammer abgelegen und als Apothekerin angestellt werden.

Keine Beratung, kein Labor – trotz Studium

Bislang muss Schön sie auf Minijob-Basis beschäftigen. Pharmazeutische Tätigkeiten darf sie nicht ausüben: HV-Tisch und Labor sind damit tabu. Lediglich einfache Arbeiten können von Nardid ausgeübt werden. „Wir haben zunächst versucht ihr das deutsche Generalalphabet zu erklären“, meint Schön. Unter Aufsicht darf Nardad auch Ware verräumen. „Die Wirkstoffe kennt sie ja – oft heißen sie nur etwas anders.“

Um der jungen Frau die Scheu vor der neuen Sprache zu nehmen, versucht das Team immer wieder das direkte Gespräch mit ihr zu suchen. Wenn es drauf ankommt, können sich viele mit ihr auf Englisch verständigen. „Einige im Team freuen sich, ihr Englisch nochmal auffrischen zu können, aber die Sprachbarriere ist natürlich vorhanden und bringt manchmal Herausforderungen mit sich.“ Dennoch sei das Team sehr offen gewesen. „Wir wollen sie gerne fördern und ihr eine Chance geben.“

Auf der Suche nach einem Sprachkurs

Doch die Suche nach einem Sprachkurs gestaltet sich schwierig. Denn in der Volkshochschule startet aktuell kein Kurs. Schön will daher einen privaten Sprachlehrer suchen, der individuell auf die Bedürfnisse der Ukrainerin eingehen kann. Doch die Kosten für den Sprachkurs sind hoch – rund 40 Euro fallen für eine Einheit an. Alleine sind sie daher nicht zu bewältigen.

Deshalb hat sich die Inhaberin eine besondere Spendenaktion überlegt: Das gesammelte Geld soll dem Sprachkurs der ukrainischen Apothekerin zugutekommen. Schön hat bereits verschiedene Vereine kontaktiert, von einem wurde daraufhin ein Spendenkonto eingerichtet. Zusätzlich sollen in der Apotheke künftig kleinere Aktionen geplant werden, um die Spendendose zu füllen: Unter anderem sind ein Ausschank und Blutdruckmessungen geplant.

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