Versandapotheken

Zur Rose wirbt mit altem Siegel

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Berlin -

DIMDI-Siegel, Trusted-Shop-Garantie und TÜV-Plakette: Legale Versandapotheken brauchen Statussymbole, um sich im Internet von dubiosen Pillenhändlern abzugrenzen. Bei Zur Rose war man 2011 besonders stolz, dass das pharmazeutische Fachpersonal vom TÜV Rheinland zertifiziert wurde. So stolz, dass man das Logo noch immer auf der Seite hat, obwohl das Zertifikat seit einem halben Jahr abgelaufen ist.

Im September 2011 verkündete Zur Rose stolz, als bundesweit erste Versandapotheke mit TÜV-zertifiziertem pharmazeutischen Fachpersonal zu arbeiten. 14 Mitarbeiter des gleichnamigen Komplettdienstleisters, der wiederum zur schweizerischen Ärzte-AG gehört, durften sich nach Qualifizierung, schriftlicher Prüfung und telefonischem Testkauf „TÜV Rheinland geprüfte(r) PTA telefonische Beratung Interaktion“ nennen.

Patienten könnten sich auf eine besonders qualifizierte Beratung verlassen, hieß es damals. Der Erhalt des TÜV-Siegels sei eine „herausragende Anerkennung unseres täglichen Einsatz für die Arzneimittelsicherheit und verdeutlicht, dass wir in Zusammenarbeit mit Ärzten und Krankenkassen den stetigen Ausbau unseres Leistungsspektrums mit höchster Qualität betreiben“, ließ sich Chefapothekerin Kathrin Grimm zitieren.

Durch die Erkennung unerwünschter Wechselwirkungen lasse sich sogar Geld sparen. Um diese „Qualitätsdimension“ beizubehalten, würden sich die Mitarbeiter künftig regelmäßig vom TÜV Rheinland hinsichtlich ihrer Beratungsqualität überprüfen lassen, hieß es.

Tatsächlich ist das Zertifikat im November 2013 ausgelaufen; dem Vernehmen nach haben viele der ausgezeichneten Mitarbeiter das Unternehmen längst verlassen. „Wir bieten diese Dienstleistung gar nicht mehr an. Zur Rose ist kein Kunde mehr bei uns“, sagt ein TÜV-Sprecher. Dass die Versandapotheke immer noch mit dem TÜV-Siegel werbe, werde man umgehend unterbinden.

Beim Apothekentest von Stiftung Warentest war Zur Rose als einziger Kandidat durchgefallen. Nicht erreichbar über Tage hinweg, keine Rezepturherstellung und sorgloser Umgang mit Nutzerdaten, lauteten die Kritikpunkte. „Das passt nicht zum Anspruch unseres Unternehmens, denn gerade die Beratung steht bei uns im Fokus“, kommentierte eine Sprecherin das Ergebnis.

Zur Rose steckt mitten in einem Umstrukturierungsprozess. Nach der Übernahme von DocMorris durch das schweizerische Mutterunternehmen ging vor einem Jahr Geschäftsführer Rainer Seiler, der Zur Rose in Verträge mit Kassen hatte führen wollen. Jetzt wird an der Integration gearbeitet: Das Logistikzentrum in Halle soll künftig auch das Geschäft des bislang tschechischen OTC-Discounters VfG abwickeln. Mit dem Einstieg ins Pick-up-Geschäft bei dm vor knapp einem Jahr war Zur Rose nach eigenen Angaben zunächst heillos überfordert. Zur Rose und VfG kamen 2013 auf einen Umsatz von umgerechnet 67 Millionen Euro, ein Plus von 5,5 Prozent. Am Standort in Halle arbeiten knapp 80 Mitarbeiter, dazu kommen 25 in der Apotheke sowie zwölf Azubis und bis zu 60 Studenten als Aushilfskräfte.

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