Schwabe: Abschied vom Ginkgo-Monopol Patrick Hollstein, 03.12.2019 09:56 Uhr
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Ginkgo für alle: Jahrelang hatte Schwabe das Monopol auf den Extrakt gegen das Vergessen. Das änderte sich 2016. Foto: Schnobby CC BY-SA 3.0
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Tebonin bekam 50 Jahre nach der Markteinführung Konkurrenz. Foto: APOTHEKE ADHOC
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Der Markt war damals rund 200 Millionen Euro schwer undkonstant unter den führenden Anbietern verteilt. Grafik: APOTHEKE ADHOC
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Jahrelang konnte Dr. Willlmar Schwabe seine Investitionen in die Erforschung des Extrakts erfolgreich verteidigen. Foto: APOTHEKE ADHOC
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Schon in den 1950er Jahren hatte das Familienunternehmen begonnen, die damals in der Heilkunde völlig unbekannte Pflanze aus China wissenschaftlich zu untersuchen. Foto: Schwabe
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Lange waren die Schwabe-Studien der einzige Standard – und die Droge damit faktisch vor Konkurrenz geschützt. Foto: Thor CC BY 2.0
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Doch Anfang 2015 hat die Europäische Arzneimittelagentur eine Monographie zu Ginkgo verabschiedet. Foto: EMA
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Alle Hersteller können sich bei ihrem Zulassungsantrag auf den Standard beziehen. Foto: Schwabe
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Wichtig ist, dass die dieselben Pflanzenarten und -teile verwendet werden, ... Foto: Schwabe
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... dass die Droge entsprechend verarbeitet wird und ... Foto: Schwabe
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... dass bei der Extraktion dasselbe Lösungsmittel verwendet wird. Foto: Schwabe
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Dabei muss auch das vorgegebene Drogen-Extrakt-Verhältnis (DER) beachtet werden. Foto: Schwabe
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Das Verfahren umfasst 20 Schritte, in denen die wirksamen Inhaltsstoffe an- und unerwünschte Inhaltsstoffe abgereichert werden. Foto: Schwabe
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Schwabe taufte den Spezialextrakt EGb 761 und ... Foto: Schwabe
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... ließ das Verfahren durch zahlreiche Patente schützen. Foto: Schwabe
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Andere Hersteller konnten keine Tabletten aus Ginkgo-Extrakten produzieren, ohne die Schutzrechte zu verletzen. Foto: Schwabe
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Das BfArM hatte mit Verweis auf eine Monographie der Kommission E aus dem Jahr 1994 Vorgaben gemacht, die andere Hersteller nicht erfüllen konnten. Foto: APOTHEKE ADHOC
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So blieb Tebonin lange unangefochten. Foto: APOTHEKE ADHOC
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Hexal und Ratiopharm sind Lizenznehmer: Sowohl Gingium als auch ... Foto: APOTHEKE ADHOC
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... Ginkobil enthalten einen Extrakt der Schwabe-Tochter Bioplanta. Foto: APOTHEKE ADHOC
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Schwabe und der französische Hersteller Ipsen hatten die Ginkgo-Welt unter sich aufgeteilt. Foto: Schwabe
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Nur Lichtwer verfügte mit Kaveri über ein Produkt, dass den Auflagen des BfArM genügte. Foto: Klosterfrau
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Beim Ausverkauf des Berliner Herstellers hatte Klosterfrau die Marke übernommen. Foto: APOTHEKE ADHOC
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Allerdings zahlte sich die Strategie von Schwabe, gemeinsam mit den Lizenznehmern den Markt dicht zu machen, aus. Foto: APOTHEKE ADHOC
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Wegen der dominanten Stellung von Tebonin, Gingium und Ginkobil wurde Kaveri nie offensiv beworben. Foto: APOTHEKE ADHOC
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Die Produktion war samt Auftragsbuch an Lindopharm, heute Aristo, gegangen. Foto: Lindopharm
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Noch heute werden Ginkgo-Produkte bei der Aristo-Tochter Advance produziert. Foto: Andreas Domma
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Auch Krewel Meuselbach nutzt den ehemaligen Lichtwer-Extrakt. Foto: APOTHEKE ADHOC
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Als Schwabe erfolgreich gegen Krewel Meuselbach prozessierte, weil Ginkgo-Maren den geforderten Grenzwert um das 50-Fache überschritt, kam kurzfristig Hilfe von Lichtwer. Foto: Krewel Meuselbach
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Kleinere Anbieter mit Bioplanta-Extrakten sind Sandoz und ... Foto: Sandoz
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... 1A Pharma. Foto: 1A
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Schwabe hat mit Rökan und ... Foto: Schwabe
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... Craton eigene Zweitmarken im Sortiment. Foto: Schwabe
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Dank der HMPC-Monographie kamen 2016 Generikahersteller zum Zuge. Als erster Anbieter hatte Midas die europäischen Verfahren durchlaufen und ... Foto: APOTHEKE ADHOC
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... Heumann, ... Foto: Heumann
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... Aliud und ... Foto: Aliud
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... Stada den Markteintritt ermöglicht. Foto: Stada
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Produziert werden die Produkte bei der Aenova-Tochter Dragenopharm. Foto: Elke Hinkelbein
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Auch Queisser hat eine Midas-Zulassung. Das Doppelherz-Produkt ist der absolute Preisbrecher in dem Segment. Foto: Queisser
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Bislang ist Queisser mit einem Ginkgo-haltigen Nahrungsergänzungsmittel in der Drogerie vertreten. Foto: APOTHEKE ADHOC
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Auch andere Anbieter vertreiben entsprechende Produkte im Mass Market, die nicht den strengen Anforderungen genügen müssen. Foto: APOTHEKE ADHOC
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Darüber wird derzeit vor Gerichten gestritten. Foto: Kurt F. Domnik / pixelio.de
Berlin - Arzneimittel mit Ginkgo: In diesem Bereich führte über Jahre hinweg an Dr. Willmar Schwabe kein Weg vorbei. Selbst Konkurrenten wie Hexal und Ratiopharm mussten sich die Rechte, eigene Produkte herstellen zu können, beim Phytokonzern aus Karlsruhe einkaufen. Doch in den vergangenen Jahren sind erstmals eigenständige Präparate auf den Markt gekommen. 50 Jahre nach der Einführung von Tebonin war das Ginkgo-Monopol Geschichte. (Der aktualisierte Beitrag erschien zuerst am 21. Juni 2016.)
Schwabe hatte Tebonin 1965 auf den Markt gebracht; schon in den 1950er Jahren hatte das Familienunternehmen begonnen, die damals in der Heilkunde völlig unbekannte Pflanze aus China wissenschaftlich zu untersuchen. Während Ärzte die durchblutungsfördernde Wirkung erforschten, suchten die Technologen nach einem Verfahren, um einen möglichst verträglichen Auszug zu gewinnen.
20 Schritte sind notwendig, um die wirksamen Inhaltsstoffe wie Bilobalid bis zu 20-fach anzureichern und unerwünschte Inhaltsstoffe wie Ginkgolsäure um das 20.000-Fache zu reduzieren. Schwabe taufte den Spezialextrakt EGb 761 und ließ das Verfahren durch zahlreiche Patente schützen.
In den folgenden Jahrzehnten brachten auch andere Hersteller Ginkgo-Präparate auf den Markt, oft mit selbstgestrickten Herstellungsverfahren, die zu ganz unterschiedlichen Resultaten führten. Damit war im Juli 1994 Schluss: Die Kommission E veröffentlichte eine Monographie zu „Trockenextrakt aus Ginkgobiloba-Blättern extrahiert mit Aceton-Wasser“, die unter anderem einen Grenzwert für die stark allergisierenden Ginkgolsäuren von 5 ppm definierte.
Die Experten bezogen sich maßgeblich auf den geschützten Extrakt von Schwabe und verwiesen auf die umfangreichen Untersuchungen des Herstellers, die eine Aussage entsprechend nur zu den entsprechenden Produkten zuließen. Kritiker spötteln, die Monographie sei eigentlich in Karlsruhe geschrieben worden. Neueinführungen waren damit auf einen Schlag deutlich schwieriger geworden.
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