Parmapharm

Bunt geschrumpft

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Berlin -

Die Parmapharm gehört neben dem MVDA zu den ältesten Apothekenkooperationen in Deutschland. Jahrelang war sie außerdem der größte Verbund ohne Anbindung zum Großhandel. Doch dann manövrierten Unstimmigkeiten und Managementfehler den Zusammenschluss in die Defensive; zwei Drittel der Mitglieder verabschiedeten sich. Zum 20-jährigen Bestehen soll es wieder vorwärts gehen.

Gegründet wurde die Kooperation 1994 mit Unterstützung aus der Parfümeriebranche. Weil Apotheken nicht für sich werben durften, spielten marketingaktive Apotheker über Bande und gründeten in unmittelbarer Nachbarschaft zur Offizin Reformhäuser oder Parfümerien. Für diese „Gesundheitszentren“ rührten sie dann die Werbetrommel.

Einer dieser Apotheker war Wolf-Peter Krause aus Preetz. Gemeinsam mit 18 Kollegen knüpfte er Kontakte mit der „parma Parfümerie Markterschließungs-Gesellschaft“ (heute Beauty Alliance). Deren Chef Ulrich Schwarze brachte seine Erfahrungen beim Zentraleinkauf ein, im Gegenzug wurde die Firma an der Apothekenkooperation beteiligt. Erst 2008 stiegen die Drogisten aus, Schwarze sitzt noch heute im Parmapharm-Aufsichtsrat,

1996 wurden die ersten Marketingaktionen wie gemeinsame Flyer oder Plakate durchgeführt. Die Standesvertretung reagierte kritisch – auch deshalb, weil vor allem große Apotheken mitmachten. Nach mehreren juristischen Angriffen fand der damalige Sprecher der ABDA-Geschäftsführung, Dr. Johannes Pieck, später versöhnliche Worte.

Als mit dem GKV-Modernisierunggesetz Versandhandel und Filialisierung zugelassen wurden, führte auch die Parmapharm 2003 mit „Gesund ist bunt“ eine Dachmarke ein. Heute ist der einheitliche Auftritt Pflicht: Die Präsentation der Marke ist in der Satzung für alle Mitglieder verbindlich geregelt.

Die 2008 eingeführten Eigenmarken müssen die Apotheker nicht unbedingt anbieten. 200 Apotheker machen aber mit; im vergangenen Jahr lag der Umsatz der OTC-Präparate, Nahrungsergänzungsmittel, Kosmetika und Schüßler-Salze bei rund 500.000 Euro.

Zwischen der Systemzentrale und den Mitgliedern kriselte es immer wieder: 2007 beendete die Parmapharm die Zusammenarbeit mit Gehe. Etwa 200 der damals rund 1000 Mitglieder folgten der Entscheidung nicht und traten aus. Im gleichen Jahr gab es Tumult bei einer außerordentlichen Gesellschafterversammlung: Grund waren der von der Zentrale vorgeschlagene Wechsel zu Pro Medisoft und die Einführung des Bonusprogramms Happy Digits.

Prominente Apotheker, die die Parmapharm in den vergangenen Jahren verlassen haben, sind Dr. Werner Gajewski, Holger Gnekow, Tobias Loder und Karin Klindwort. Dirk Düvel schied 2007 aus der Geschäftsführung aus, er hatte 1999 zusammen mit dem ehemaligen Bayer-Manager Thomas Worch die Nachfolge von Heinrich Wellenbrock angetreten. Heute leitet Worch zusammen mit Frank Stuhldreier, der 2006 von Hagebau zu den Apothekern kam, die Geschäftsstelle in Bielefeld mit 12 Mitarbeitern.

In den vergangenen Jahren führten Worch und Stuhldreier die Parmapharm durch einen regelrechten Hindernisparcours. Beim Tochterunternehmen GIB Pharma, das die Eigenmarken vertreibt, musste die Kooperation die Mitgesellschafter auslösen.

Auch mit dem Einstieg bei Gesine hatte die Parmapharm im Jahr 2010 kein Glück. Mit der Insolvenz des Großhandels war die Einlage futsch; die Pleite von Frank Füßl kostete die Kooperation wegen der Zentralregulierung einen weiteren sechsstelligen Betrag.

Im Jubiläumsjahr will die Parmapharm neue Wege gehen. Auch ein Namenswechsel könnte anstehen: Die Kooperation will den Firmennamen „Parmapharm Marktförderungs GmbH & Co. KG“ ablegen und einheitlich als „Gesund ist bunt“ auftreten. Das Thema wird auf der nächsten Gesellschafterversammlung im Mai diskutiert. Noch gibt es dazu jedoch keinen Beschluss.

Heute sind die meisten Konflikte beigelegt: Mit den Softwarehäusern und Gehe ist die Parmapharm wieder im Reinen. Die Kooperation arbeitet nicht nur mit Alliance und Phoenix, sondern auch mit dem Stuttgarter Großhändler zusammen.

Die Aufnahme in den Verbund kostet 2800 Euro. Zusätzlich wird eine Einlage von 250 Euro fällig. Monatlich zahlen die Mitglieder einen Beitrag von 300 Euro.

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