Lange musste man auf die Zahlen von DocMorris warten, denn anders als Konkurrent Redcare gibt der Versender nur zweimal im Jahr einen Einblick in seine Bücher. Jetzt liegen die vorläufigen Umsätze vor – und die sprechen eine eindeutige Sprache: Trotz E-Rezept liegt das Wachstum bei Rx bei 0 Prozent.
179,2 Millionen Schweizer Franken erlöste DocMorris in Deutschland mit rezeptpflichtigen Medikamenten, das waren gerade einmal 200.000 Franken mehr als im Vorjahr. Das Wachstum liegt damit bei 0,1 Prozent. Nur in Lokalwährung, also Euro, ist überhaupt ein Effekt sichtbar, demnach lag das Plus bei 2,1 Prozent.
DocMorris lenkt den Blick auf den Jahresverlauf, in dem es einen fortlaufenden Aufwärtstrend gegeben habe: Nach einem Rückgang von 17,5 Prozent im ersten Quartal habe man im vierten Quartal ein Umsatzplus von 16,6 Prozent in Lokalwährung gegenüber dem Vorjahr erzielt. Und: Die Anzahl Rx-Neukunden habe sich im vierten Quartal im Vergleich zur Vorjahresperiode verfünffacht; diese wiesen gegenüber Papierrezeptkunden wesentlich höhere Wiederbestellraten und höhere Warenkörbe aus.
Eine Erklärung für das insgesamt marginale Wachstum: Im Vorjahr habe es noch einen signifikanten Umsatz mit Papierrezepten von gesetzlich Versicherten gegeben. Außerdem habe sich die Einführung von CardLink verzögert. Insgesamt sei die Wende bei den Rezepteinlösungen gelungen. Im Dezember bis zur Weihnachtswoche habe das Rx-Wachstum sogar bei mehr als 30 Prozent gelegen. „In den ersten Wochen 2025 zeigt sich eine weitere Beschleunigung.“
Das Geschäft mit rezeptfreien Arzneimitteln (OTC) verzeichnete ein Wachstum von 4,6 Prozent auf 824 Millionen Franken, in Lokalwährung lag das Plus bei 6,7 Prozent. Auf der Stufe des operativen Ergebnisses (Ebitda) wurde laut Management hier der Break-even erreicht. Bei Teleclinic verdoppelte sich der Umsatz auf 11 Millionen Franken; hier mit einem positiven Ergebnisbeitrag.
Damit stieg 2024 der Außenumsatz im Hauptmarkt insgesamt um 4,8 Prozent auf 1,02 Milliarden Franken, in Lokalwährung um 6,9 Prozent. Im Segment Europa mit Fokus auf Spanien, Frankreich und Portugal erhöhte sich der Umsatz um 1,6 Prozent auf 63 Millionen Franken (plus 3,6 Prozent in Lokalwährung).
Der Außenumsatz insgesamt wuchs damit um 4,6 Prozent auf knapp 1,1 Milliarden Franken (plus 6,7 Prozent in Lokalwährung), der konsolidierte Umsatz um 4,9 Prozent auf 1 Milliarde Franken (plus 7 Prozent in Euro). Ertragszahlen werden erst im März mit dem Geschäftsbericht vorgestellt; das Management bestätigt die im August kommunizierten Ziele von minus 50 Millionen Franken beim bereinigten Ebitda und Investitionsausgaben von rund 30 Millionen Franken.
Per Ende Dezember erhöhte sich die Anzahl aktiver Kunden im Vergleich zum dritten Quartal 2024 von 10,2 auf 10,3 Millionen. Mit der Integration der Marke Zur Rose sowie der Schließung des Standorts Halle/Saale hat DocMorris das Breakeven-Programm beendet. Laut Management verfügt DocMorris über liquide Mittel von 95 Millionen Franken.
Gänzlich überraschend kommen die schlechten Zahlen nicht: Im ersten Halbjahr hatte sich für den Rx-Bereich ein Minus von 12,8 Prozent auf 78,1 Millionen Franken beziehungsweise minus 10,6 Prozent in Lokalwährung im Vergleich zum Vorjahr ergeben. Selbst im zweiten Quartal waren die Umsätze hier noch rückläufig – um 4,4 Prozent auf 42,6 Millionen Schweizer Franken. In Lokalwährung lag das Minus bei 3,7 Prozent. Erst im Juli wuchs der Rx-Umsatz in Lokalwährung um 6 Prozent gegenüber dem Vorjahr – und um 36 Prozent gegenüber dem durchschnittlichen Rx-Monatsumsatz des ersten Quartals, wie DocMorris vorrechnete.
Vor diesem Hintergrund hatte das Management den Ausblick gesenkt: Statt 10 Prozent wurde ein Umsatzwachstum von 5 bis 10 Prozent in Aussicht gestellt.
Zum Vergleich: Shop Apotheke hat im vergangenen Jahr 254 Millionen Euro mit rezeptpflichtigen Medikamenten umgesetzt, ein Plus von 69 Prozent. Nach dem auch hier mauen ersten Halbjahr hatte das Geschäft seit der Einführung von CardLink und Jauchs Dauerpräsenz in der Werbung deutlich an Fahrt aufgenommen: Lagen die Rx-Erlöse im ersten Quartal noch unverändert bei 37 Millionen Euro, wuchsen sie im zweiten Quartal auf 50 Millionen Euro, im dritten Quartal auf 69 Millionen Euro – das war erstmals so viel wie vor der Einführung der Rx-Boni – und schließlich im vierten Quartal auf 98 Millionen Euro.
Legt man allerdings die Prognose des Managements von Anfang Oktober zugrunde, sind die Rx-Erlöse gerade einmal am unteren Ende des aus anderen Kennzahlen herzuleitenden Korridors von 200 bis 420 Millionen Euro gelandet. Und im Grunde hat der Versender gerade einmal den Anschluss wiedergefunden: 2020 wurden 219 Millionen Euro mit Rx-Medikamenten erlöst, jetzt waren es 10 Prozent mehr.
Insgesamt stieg der Konzernumsatz beim Mutterkonzern Redcare um 31,8 Prozent auf 2,37 Milliarden Euro. Auch die Non-Rx-Umsätze wuchsen auf Jahressicht um 21 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro, die konzernweiten Rx-Umsätze legten um 64 Prozent auf 749 Millionen Euro zu.