Nur 50 Prozent Rx-Wachstum erwartet

Nach riesigem Verlust: DocMorris will frisches Geld

, Uhr
Berlin -

DocMorris schreibt große Verluste, setzt sich nur moderate Ziele und hat große Begehrlichkeiten: Das Management will nach einem Verlust von 97 Millionen Franken im Vorjahr frisches Kapital einsammeln – und zwar nicht weniger als 200 Millionen Franken. Derweil ist der Ausblick auf die Rx-Umsätze zurückhaltend: Um gerade einmal 50 Prozent soll das Geschäft mit verschreibungspflichtigen Medikamenten im ersten Quartal wachsen – auf Basis eines extrem schwachen Vorjahreszeitraums.

Während Konkurrent Redcare am Dienstag die Devise ausgab, den Rx-Umsatz in Deutschland in diesem Jahr auf mindestens 500 Millionen Euro zu verdoppeln, setzt sich DocMorris bescheidenere Ziele: Im ersten Quartal wird ein Rx-Wachstum von rund
50 Prozent angepeilt – Grundlage ist aber das wohl schwächste Quartal überhaupt: In den ersten drei Monaten des Vorjahres lagen die Rx-Erlöse bei gerade einmal 35,5 Millionen Franken, ein Rückgang um 17,5 Prozent.

DocMorris verweist auf den bis April 2024 eingeschränkten Marktzugang zum E-Rezept, der erst durch CardLink gewonnen werden konnte. Durch eine Marketingkampagne habe man dies in den verbleibenden acht Monaten mehr als ausgleichen können: Die Rx-Neukundenzahl habe sich im Vergleich zum Vorjahr verdreifacht und im Vergleich zum jeweiligen Jahresende sogar verfünffacht. „Die Kundenloyalität und Wiederbestellrate von E-Rezept-Neukunden ist gegenüber Papierrezeptkunden signifikant besser“, so das Management.

Umsatz halten

Umso erstaunlicher ist, dass man sich nicht zutraut, hier mehr rauszuholen, zumal gerade eine neue Kampagne startet. Nach der ausgegebenen Prognose würde DocMorris gerade einmal die Rx-Erlöse des Vorquartals halten (53 Millionen Franken) – das Wachstum von 50 Prozent entspricht also dem, was im Vergleich zwischen 1. und 4. Quartal 2024 bereits erzielt wurde. Zum Vergleich: Shop Apotheke konnte seine Erlöse im 4. Quartal gegenüber dem 1. Quartal 2024 um 165 Prozent auf 98 Millionen Euro steigern – und müsste selbst auf dieser Basis noch ein Viertel obendrauf legen, um die Verdopplung wirklich zu schaffen.

Allerdings sind die Mittel bei DocMorris beschränkt, denn der Konzern hat das vergangene Jahr mit einem hohen Verlust von 97 Millionen Franken abgeschlossen. Alleine die Marketingausgaben erhöhten sich von 49 auf 80 Millionen Franken. Allerdings wäre hier zu ergänzen, dass in den Jahren zuvor unter dem Strich noch deutlich höhere Verluste standen.

Der Außenumsatz insgesamt wuchs um 4,6 Prozent auf knapp 1,1 Milliarden Franken (plus 6,7 Prozent in Lokalwährung), der konsolidierte Umsatz um 4,9 Prozent auf 1 Milliarde Franken (plus 7 Prozent in Euro).

Frisches Geld

Vor diesem Hintergrund braucht DocMorris jetzt mehr Geld. Man prüfe verschiedene Optionen für eine Eigenmittelaufnahme
in Höhe von rund 200 Millionen Franken, so das Management. In erster Linie sei eine Kapitalerhöhung mit Bezugsrecht für bestehende Aktionäre geplant. „Ziel ist es, die Bilanz zu stärken, um strategische Ziele, wie die Gewinnung neuer Rx-Kunden
über die nächsten Jahre, zusätzlich zu unterstützen“, heißt es. Außerdem muss 2026 eine Wandelanleihe über 95 Millionen Franken zurückgezahlt werden.

„Die Gesellschaft hat für die Evaluation, Strukturierung, Terminierung und Abwicklung Banken mandatiert.“ Die Ergebnisse sollen mit Veröffentlichung der Ergebnisse des ersten Quartals kommuniziert werden. Erst dann soll es auch einen detaillierteren Ausblick für das laufende Jahr geben.

Neues Vertrauen dürfte der Konzern am Kapitalmarkt in dieser Gemengelage nicht gewinnen. Die neuerliche Kapitalerhöhung kommt schon alleine wegen des schwachen Aktienkurses zur Unzeit. Drei Kapitalerhöhungen hat DocMorris beziehungsweise seinerzeit Zur Rose in den vergangenen Jahren durchgeführt; der Gesamtumfang lag bei rund 600 Millionen Franken. Seit dem Börsengang hat sich die Zahl der Aktien auf diese Weise ungefähr verdoppelt, seit dem Einstieg des ersten Großinvestors im Jahr 2016 sogar fast verdreifacht.

Guter Journalismus ist unbezahlbar.
Jetzt bei APOTHEKE ADHOC plus anmelden, für 0 Euro.
Melden Sie sich kostenfrei an und
lesen Sie weiter.
Bitte geben Sie eine gültige E-Mail-Adresse ein.
Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Lesen Sie auch
Mehr zum Thema
Inhaber will Abgabe und Beratung trennen
„Pauschal mehr Fixum ist nicht sinnvoll“
Nahrungsergänzungsmittel
Schwabe übernimmt Braineffect
Mehr aus Ressort
Medizinproduktehersteller steigert Gewinn
Hartmann: Verkaufsschlager Inkontinenzhosen