Wieder dreistelliger Millionenverlust?

DocMorris: Mit dem Rücken zur Wand

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Berlin -

Noch hat DocMorris keine Ertragszahlen für das vergangene Jahr vorgelegt. Doch es zeichnet sich bereits ab, dass unter dem Strich wieder ein dreistelliger Millionenverlust stehen könnte. Denn im Wettrennen um das E-Rezept wurden hohe Summen in Marketing investiert. Die liquiden Mittel werden knapper, die Verschuldungsquote wächst.

Nach eigenen Angaben hat DocMorris auf Ebene des bereinigten operativen Ergebnisses (Ebitda) einen Verlust von rund 50 Millionen Franken erzielt. In diesem buchhalterischen Wert sind Zinsen, Abschreibungen und Sondereffekte noch nicht enthalten, unter dem Strich dürfte also ein weitaus größeres Minus stehen.

Dazu passt, dass die liquiden Mittel laut Management auf 95 Millionen Franken abgeschmolzen sind. Laut dem mittlerweile ausgeschiedenen CFO Marcel Ziwica waren es Ende Juni noch 195 Millionen Franken. 100 Millionen Franken haben sich also offenbar alleine in der zweiten Jahreshälfte in Luft aufgelöst – plus 26 Millionen Franken, die der Verkauf der Liegenschaft in Frauenfeld im August in die Kasse gespült hat.

Gleichzeitig hat sich aber die Verschuldung schon wieder deutlich erhöht – alleine das Volumen an Anleihen ist nach einer weiteren Emission von 302 auf 375 Millionen Franken gestiegen. Die Nettoverschuldung – Verbindlichkeiten abzüglich liquider Mittel – könnte damit auf weit mehr als 300 Millionen Franken gestiegen sein. Zwar hatte dieser Wert 2023 schon einmal bei knapp 400 Millionen Franken gelegen, aber damals gehörte noch das Geschäft in der Schweiz dazu, der bis dahin einzige Ertragsbringer in der Gruppe überhaupt. Der Verkaufserlös in Höhe von 360 Millionen Franken ist also zum großen Teil aufgezehrt.

Millionen für das E-Rezept

Das Geld dürfte überwiegend im Zusammenhang mit Marketing für das E-Rezept draufgegangen sein. Alleine im ersten Halbjahr schlugen hier Aufwendungen in Höhe von 20 Millionen Franken zu Buche. Dadurch konnte im OTC-Bereich nicht investiert werden, der in der Folge zwar auf Ebdita-Ebene ohne Verluste abschnitt, aber auch nur ein mittleres einstelliges Wachstum vorweisen konnte.

Immerhin wurde der Aderlass erst einmal beendet: 2022 hatte DocMorris wegen des Sparprogramms nicht in Marketing investieren können und rückläufige Umsätze hinnehmen müssen. Die Zahl der aktiven Kundinnen und Kunden ging um 2,6 Millionen auf 9,5 Millionen zurück. Jetzt sind es immerhin wieder 10,3 Millionen. Die Umsätze haben sich aber nach der Schrumpfkur und dem Verkauf des Praxisgroßhandels halbiert.

Viele Optionen hat DocMorris also nicht mehr. Seit Monaten rechnen Analysten, darunter auch die Deutsche Bank und Jefferies, mit einer möglichen Kapitalerhöhung. Während Jefferies einen Kapitalbedarf von 150 bis 200 Millionen Franken sieht, geht man bei der Zürcher Kantonalbank von 30 bis 60 Millionen Franken aus. 2022 hatte sich das Management bei den Aktionären die Erlaubnis geholt, frisches Kapital zu besorgen – und dafür neue Aktien im rekordverdächtigen Umfang von bis zu 50 Prozent des derzeitigen Aktienkapitals auszugeben.

Neue Aktien

Eine neuerliche Kapitalerhöhung käme aber wegen des schwachen Aktienkurses zur Unzeit. Drei Kapitalerhöhungen hat DocMorris beziehungsweise seinerzeit Zur Rose in den vergangenen Jahren durchgeführt; der Gesamtumfang lag bei rund 600 Millionen Franken. Seit dem Börsengang hat sich die Zahl der Aktien auf diese Weise ungefähr verdoppelt, seit dem Einstieg des ersten Großinvestors im Jahr 2016 sogar fast verdreifacht.

Laut Börsenmagazin Cash findet am Donnerstag ein Treffen mit dem Management und am Abend ein CEO-Dinner statt. Dort erhofft man sich weitere Informationen zur Liquiditätssituation. Insbesondere jene Investmentbanken, die auf großen Aktienpaketen sitzen, werden genau hinhören. Darunter sind JP Morgan Chase, Goldman Sachs, UBS, Barclays und BNP Paribas.

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