Mit 200 Millionen Franken hat DocMorris auf Kosten der Aktionäre noch einmal die Kriegskasse gefüllt. Laut Verwaltungsratspräsident Walter Oberhänsli wird das Geld gebraucht, um den Markt so aggressiv wie möglich bearbeiten zu können.
Seit Jahren schreibt DocMorris hohe Verluste; immer wieder musste frisches Kapital besorgt werden, um den Betrieb am Laufen zu halten. Wie Aktionäre bei der Generalversammlung wütend kritisierten, wurden in den vergangenen Jahren mehr als eine Milliarde Franken verbrannt.
Vor allem das Marketing kostet, denn DocMorris muss sich seine Umsätze nach wie vor teuer erkaufen. Lag der Fokus zunächst auf dem OTC-Bereich, sollen nun Rx-Kunden akquiriert werden: „Der Rezeptmarkt verändert sich massiv, deswegen halten wir es für richtig, weiter in die Akquisition von Patienten zu investieren.“
Oberhänsli wurde deutlich: „Wir wollen so viel Muskelkraft wie möglich aufbauen, um den Markt so aggressiv wie möglich bearbeiten zu können.“
Finanzvorstand Daniel Wüest hatte die Zahlen dazu parat: Im vergangenen Jahr seien die Marketingaufwendungen von 48,8 auf 79,7 Millionen Franken gestiegen – 31 Millionen Franken habe man dabei in zusätzliches Rx-Marketing investiert. In diesem Jahr sollen alleine hier weitere 15 Millionen Franken hinzukommen, womit man also insgesamt bei 95 Millionen Franken ankommen würde.
Das Geld werde möglichst effizient eingesetzt, versicherte CEO Walter Hess. Man habe vielleicht keinen Günther Jauch als Werbefigur, man gehe mit den vorhandenen Mitteln wirtschaftlich um: „Unser Fokus ist digital, so erreichen wir die Menschen, die uns sehen müssen.“ Zwar seien in der neuen Kampagne auch TV-Spots und Plakate vorgesehen, „aber wir haben einen anderen Mix, eine andere Geldallokation“.
„Wir brauchen die Mittel nicht, um unsere Ertragsziele zu erreichen“, so Oberhänsli. „Wir brauchen sie, um die gigantische Marktchance zu ergreifen.“
Man habe die Wahl, sich mit dem OTC-Geschäft zufrieden zu geben, so seine Botschaft. Das bedeute aber, im Abseits zu stehen und die Chance vorüber ziehen zu lassen. Oder man greife beherzt zu und investiere komplett in den Rx-Bereich – in Kund:innen, die außerordentlich wertsteigernd seien. „Wir investierten, weil es sich lohnt.“