Schon wieder zum Zwischenaudit

„Will AfP die eigenen Finanzen aufbessern?“

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Berlin -

Erst im Herbst 2022 hat Markus Zang einen Änderungsantrag zur Ergänzung der Produktgruppe „Trink- und Sondennahrung“ für die Rondell-Apotheke in München eingereicht. In diesem Zusammenhang musste er auch sämtliche Vorgaben und Dokumente anderer Versorgungsbereiche nachweisen. Direkt nach Erteilung des Zertifikats zur Präqualifizierung wurde eine Überwachung gefordert, der ordnungsgemäß Folge geleistet wurde. Doch damit nicht genug: „Nun liegt uns schon wieder ein Schreiben der AfP vor, in welchem wir erneut zum Audit aufgefordert werden“, so Zang.

Im Herbst vergangenen Jahres stellte die bayerische Apotheke einen Änderungsantrag zur Ergänzung der Produktgruppe Trink- und Sondennahrung. „Es wurde alles ordnungsgemäß eingereicht, etliches Bildmaterial hochgeladen und sämtliche Prozessbeschreibungen berücksichtigt“, so Zang. Im November 2022 erteilte die AfP das Zertifikat. Doch damit nicht genug: „Direkt im Anschluss kam der Bescheid für die Überwachung. Wir haben denselben Prozess daraufhin von vorn gemacht. Es wurden folglich dieselben Dokumente und Nachweise erneut eingepflegt“, so der Approbierte.

Die Ausstellung des neuen Zertifikas habe sich hingezogen: „Es hat bis zum Februar diesen Jahres gedauert. Wir haben die Überwachung schon recht widerwillig gemacht, weil sich ja in der kurzen Zeit nichts geändert hat“, so der Apotheker. Man habe aber keine andere Wahl gehabt. Die nächste Überraschung ließ nicht lange auf sich warten: „Nun liegt uns schon wieder ein Schreiben der AfP vor, in welchem wir erneut zum Audit aufgefordert werden“, so Zang zum Schreiben vom 17. November.

Diesmal sei die Frist denkbar ungünstig auf den 19. Dezember festgelegt – also mitten im Weihnachtsgeschäft: „Das widerspricht auch ganz klar dem Rhythmus von circa 20 Monaten zwischen den Audits, der im vorliegenden Schreiben dargestellt wird. Unsere aktuelle Präqualifikation läuft zudem noch bis Mitte August 2025“, so der Apotheker. Ein gleichmäßiges Intervall wäre also durchaus möglich, findet Zang.

Auf den Schultern der Apotheken

„Relevante Änderungen an Räumlichkeiten, Prozessen et cetera sind in der kurzen Zeit nicht zu erwarten“, so der Approbierte. Er ärgert sich über die kurzen Zeitabstände: „Selbst eine Produktionsstätte von sterilen parenteralen Arzneimitteln wird normalerweise nicht in so kurzen Abständen von FDA oder EMA inspiziert.“ Ermöglicht werde dieses Vorgehen auch nur durch die schleichende Einigung über die im Engpassgesetz ALBVVG beschlossene Zukunft der Hilfsmittelversorgung, ausgetragen auf den Schultern der leistungserbringenden Apotheken, ist sich Zang sicher.

Für Zang hat das alles einen unseriösen Beigeschmack: „Vor dem Hintergrund des erst kürzlich erfolgten Audits und der zeitnah ablaufenden Frist zur Einigung über Details des ALBVVG zu apothekenüblichen Hilfsmitteln zweifeln wir stark an, dass das geforderte Audit zur Erreichung der Ziele dient, welche auf der Homepage der Deutsche Akkreditierungsstelle (DAkkS) aufgeführt sind“, so Zang.

Vielmehr wirkt es aus seiner Perspektive nach „einem Versuch eines Unternehmens, die letzte Möglichkeit zu nutzen, auf dem Rücken der Apotheken noch einmal die eigenen Finanzen aufzubessern“, so der Apotheker. Denn alle Audits müssen natürlich bezahlt werden: „Allein die Überwachung kostet schon 185 Euro.“

BAV war keine Hilfe

Schade sei auch die fehlende Unterstützung des Bayrischen Apothekerverbandes (BAV): „Wir haben uns an den Verband gewendet und auf Hilfe gehofft. Wir haben auf die besonders kurzen Zeitabstände zwischen den Audits hingewiesen. Im Grunde wurde jedoch in einem Rückschreiben nur noch mal wiederholt, was auch in den Geschäftsbedingungen der AfP steht“, so Zang. In der Art werde die Interessenvertretung durch den Verband nicht benötigt, so der Apotheker. „Man redet sich von allen Seiten raus.“ Dies sei umso ärgerlicher, als AfP ja zur Abda und damit zur eigenen Standesvertretung gehöre.

Diese Vorgehensweise der Präqualifizierungsstelle und die aufwendige Nachweisführung, sei für viele Apotheken ein klares Ausschlusskriterium: „Es wird lieber auf die Hilfsmittelbelieferung verzichtet, als sich mit diesen sinnfreien und vor allem zeitraubenden Audits rumzuschlagen“, so Zang.

Auch die Rondell-Apotheke beliefert deshalb keine Kompressionsstrümpfe mehr: „Allein für die Bereitstellung einer Liege muss man Etliches nachweisen, dabei haben wir keinen einzigen Patienten gehabt, der sich für die Anmessung seiner Strümpfe auf die Liege legen musste“, so der Approbierte. Glücklicherweise sei ein Sanitätshaus in der Nähe: „Die Patienten bleiben so nicht unversorgt. Es tut uns zwar in dem Moment leid, die Menschen rüber zu schicken, aber der Aufwand lohnt sich einfach nicht –personell, wie räumlich.“

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