Personalmangel

Apothekernachfolge: Suche mit Happy End

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Berlin -

Eine schwere Herz-OP Ende 2015 war für Uwe Scheerschmidt aus Hohenlinden Anlass für eine wichtige Entscheidung: Die möglichst zeitnahe Aufgabe seiner Apotheke nach mehr als 30 Jahren. Eine Nachfolge zu finden, war jedoch alles andere als einfach – jetzt scheint er endlich fündig geworden zu sein.

Seit rund 45 Jahren gibt es die Forst-Apotheke in Hohenlinden, 35 Kilometer östlich von München. Uwe Scheerschmidt hat die Offizin 1984 übernommen – und steht den 2800 Einwohnern des kleinen bayerischen Orts seitdem mit Rat und Tat zur Seite.

Als Scheerschmidt Anfang des Jahres der Kundschaft nach und nach mitteilte, dass er seine Apotheke für immer aufgeben werde, war die Enttäuschung auf der einen Seite kaum zu verbergen: „Ich habe schon großes Bedauern wahrgenommen“, erzählt er und ergänzt: „Viele haben bei der Gelegenheit auch betont, dass sie sich bei mir immer gut beraten gefühlt haben.“ Ein großes Sympathie- und Vertrauensbekenntnis, das „die Seele berührt“ habe, wie es Scheerschmidt formuliert.

Wirklich übel genommen haben es die Hohenlindener „ihrem“ Apotheker aber ohnehin nicht, dass er die Pharmazie-Welt für immer hinter sich lassen will. Und zwar nicht nur deshalb, weil sie dem 66-Jährigen seinen wohlverdienten Ruhestand inklusive zahlreicher Hobbys durchweg gönnen.

Der Hauptgrund, weshalb die Kunden viel Verständnis für die Apothekenaufgabe haben, ist ein anderer: Am zweiten Weihnachsfeiertag vergangenen Jahres machte urplötzlich Scheerschmidts Herz nicht mehr mit. Es folgten OP, Reha – und ein ärztlicher Rat, der besagte, dass er sich aus dem Berufsleben zurückziehen solle.

Schon ein paar Monate zuvor hatte Scheerschmidt für sich die Entscheidung getroffen, die Suche nach einer Nachfolge einzuleiten. Eilig hatte er es damit aber nicht. „Erst meine Erkrankung hat mir deutlich gemacht, dass ich in jedem Fall aufhören muss – und zwar auch dann, wenn ich niemanden finden sollte, der meine Apotheke übernimmt.“ Tatsächlich gestaltete sich die Suche mehr als schwierig.

„Ich habe es im Großhandel, bei Industrievertetern und auch Kollegen in der Umgebung erzählt, gemeldet hat sich aber niemand“, sagt Scheerschmidt, der sich das eigentlich ganz anders vorgestellt hatte. So habe er von seiner Arbeit doch immer gut leben können. Millionär sei er natürlich nicht geworden, aber die Reisen, die er mit seiner Frau schon immer gerne unternommen hat, seien zum Beispiel immer drin gewesen.

Scheerschmidt hat sich schließlich an einen Makler gewandt, um doch noch eine Nachfolge zu finden. Dabei ging es ihm auch um seine Kundschaft: „Hohenlinden ist ein relativ isolierter Ort. Wie sollen denn ältere Menschen zur Apotheke kommen?“ Vier Kilometer seien es zur nächsten Offizin, doch wer kein Auto besitze und auch keine Familie vor Ort habe, für den sei das eine nahezu unüberwindbare Strecke.

Umso erleichterter war Scheerschmidt, als sich vor wenigen Wochen der beauftragte Makler meldete – und eine gute Nachricht hatte: Es habe sich ein ernstzunehmender Interessent für die Forst-Apotheke gefunden. Mittlerweile war der „Bewerber“ schon ein paar Mal in der Offizin – und Scheerschmidt hat ein gutes Gefühl. „Ich denke, dass es funktionieren wird.“ Der Pharmazeut komme zwar aus einem ganz anderen Ort, sei aber dennoch gut dazu geeignet, seine Kundschaft zu übernehmen.

Am 30. November wird Scheerschmidt seinen letzten Arbeitstag haben. Dann wird er in das neue Haus fahren, das er sich gemeinsam mit seiner Frau gekauft hat, und einen neuen Lebensabschnitt beginnen. Sprachen will Scheerschmidt lernen, sich um den Garten kümmern, verreisen und vieles mehr. Inzwischen hat ihm sein Arzt auch wieder Sport erlaubt. Als die Scheerschmidts letztens im Chiemsee ihre Runden drehten, konnte seine Frau nur staunen: „Das gibt`s ja nicht, jetzt schwimmst du mir schon wieder davon.“

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