Apothekensterben verstärkt Bereitschaftsdienste

Notdienst-Stress: „Wir sind alle sieben Tage dran“

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Berlin -

Landapotheken sind besonders betroffen vom Apothekensterben: Durch vermehrte Schließungen müssen immer mehr Notdienste auf immer weniger Apotheken aufgeteilt werden. So leistet die Medem- sowie die Rats-Apotheke bereits jetzt schon alle sieben Tage einen Notdienst. Tendenz steigend: „Apothekenschließungen im Umfeld verschärfen die Situation“, so Inhaberin Maika Engelke.

Noch vor ein paar Jahren war jeweils eine der beiden niedersächsischen Apotheken von Engelke sieben Tage am Stück für den Notdienst eingeteilt: „Das war für meine Mitarbeiter in der Medem- und Rats-Apotheke und für mich nicht mehr stemmbar“, so die Apothekerin. Zwar konnte die Inhaberin dann im Anschluss sieben Wochen pausieren, aber eine ganze Woche am Stück sei „enorm kräftezehrend“ gewesen. Folglich wendete sich Engelke an die Apothekerkammer (AKNS): „Es wurde ein halbes Jahr lang an einer Lösung gebastelt, die von allen akzeptiert werden konnte, aber es kam zunächst einfach keine gute Idee zustande“, so die Inhaberin.

Schlussendlich erhielt Engelke dann doch einen konkreten Vorschlag: „Es wurde ein 7-Wochen-Turnus vereinbart, wobei wir alle sieben Tage zum Notdienst eingeteilt wurden. Wir leisten seitdem die Bereitschaft von Freitag 8 Uhr bis Montag 8 Uhr.“ So komme es auch manchmal vor, dass in einer Woche gar kein Notdienst geleistet werden muss, so die Inhaberin. Prekär sei die Lage aber vor allem wegen des fortschreitenden Apothekensterbens: „Wir befinden uns in einer ländlichen Gegend mit wenig Bevölkerungsdichte. Wenn eine Apotheke in der Umgebung schließt, bekommen die Menschen das eher zu spüren als in der Stadt, wo die Apothekendichte noch höher ist.“ Aktuell würden im Notdienst Wege von etwa 20 km akzeptiert, so Engelke.

„Wir wollen keine light-Apotheken“

Sorge bestehe aber auch, weil „keine neuen Apotheken in dieser Gegend entsehen“, so die Apothekerin. „Es finden sich schlichtweg keine Nachfolger. Erst im März hat eine Apotheke in Wanner geschlossen, für die sich zwei Jahre einfach niemand fand.“ Trotz guter Angebote: „Es hätte sogar ein mietfreies Verhältnis bestehen können, die Gemeinde war engagiert und wollte die Apotheke erhalten, aber es half alles nichts“, so Engelke.

Derzeit sei die Entfernung zwischen den notdiensthabenden Apotheken noch gut geregelt: „Wir haben zeitgleich mit einer Apotheke am anderen Ende unseres Notdienstkreises Bereitschaft. Das heißt, die Menschen können noch wählen, welche Apotheke sie aufsuchen, der Weg hält sich noch in Grenzen“, so die Apothekerin. Schließen demnächst aber weitere Apotheken, so könne der Notdienst der Kolleg:innen aber nicht mehr aufgefangen werden: „Deswegen wollen wir keine Lauterbach-Apotheken-light bei uns haben, die keinen Notdienst leisten.“

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