Schließungen in Westfalen-Lippe

Apothekenzahl sinkt zum 18. Mal in Folge

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Berlin -

Zum Jahresende schlossen in ganz Deutschland zahlreiche Apotheken, viele Medien berichteten über die Geschäftsaufgabe und die Geschichte dahinter. Als erster Kammerbezirk legt Westfalen-Lippe schon Zahlen vor: Laut Apothekerkammer (AKWL) ist im 18. Jahr in Folge die Zahl der Apotheken gesunken – auf nur noch 1760 Apotheken.

Der erneute Rückgang um 37 Betriebsstätten liegt auf dem Niveau der vergangenen Jahre. Während es sieben Neueröffnungen an den Standorten Bad Wünnenberg, Coesfeld, Datteln, Iserlohn, Isselburg, Lübecke und Recklinghausen gab, schlossen 44 Apotheken für immer, davon allein sieben in der Stadt Bielefeld. Je zwei Apothekenschließungen waren in Bochum, Dorsten, Dortmund und Witten zu verzeichnen, in 29 weiteren Städten und Gemeinden je eine weitere.

Seit 2012 hat sich die Zahl der Apotheken in Westfalen-Lippe um 367 reduziert, das entspricht einem Rückgang von 17 Prozent in nur zehn Jahren.

Nur noch 1292 Inhaber:innen

Der Trend zu immer größeren Betriebsstätten hält laut AKWL ebenfalls an. Mehr als jede vierte Apotheke wird in Westfalen-Lippe als Filiale geführt (473 Filialapotheken). Somit stehen hinter den 1760 Apotheken nur noch 1.286 Inhaber:innen. „Das wiederum ist der niedrigste Wert an Selbstständigen seit über 60 Jahren und bereitet uns große Sorgen“, sagt Hauptgeschäftsführer Dr. Andreas Walter, der zugleich feststellt: „Die aktuellen gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen muss jede Apothekerin und jeder Apotheker, der oder die darüber nachdenkt, sich selbstständig zu machen, als absolute Zumutung empfinden.“ Eine überbordende Bürokratie, sich wöchentlich verschärfende Lieferengpässe und das jüngste Spargesetz der Bundesregierung seien neben den Personalengpässen derzeit die größten Herausforderungen.

Geringe Apothekendichte

Im Durchschnitt versorgt eine Apotheke in Westfalen-Lippe gut 4800 Patientinnen und Patienten, Das sind etwa 10 Prozent mehr als im Bundesschnitt. Laut Walter korrespondiert die geringere Apothekendichte mit der im bundesvergleich sehr geringen Hausarztdichte in den Regierungsbezirken Arnsberg, Detmold und Münster.

Die Apotheken in Westfalen-Lippe bieten aktuell fast 17.000 wohnortnahe Arbeitsplätze. „Das entspricht einem Zuwachs um ein Fünftel binnen 20 Jahren“, so Walter. Weiterhin suchten viele Apotheken händeringend Fachkräfte: „Derzeit gibt es in unseren Apotheken über 1100 offene Stellen für Apothekerinnen und Apotheker, PTA und PKA“, so Walter. Das Verhältnis zwischen Stellensuchenden und offenen Stellen liege derzeit bei 1:20.

Verstärkt wirbt die Kammer inzwischen bei der „stillen Reserve“ innerhalb der Mitgliedschaft um eine Rückkehr in den Beruf, beispielsweise aus der Elternzeit. Weiterhin fordert sie einen Ausbau des Studienplatzangebotes, unter anderem auch an einem zusätzlichen Standort in Ostwestfalen.

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