Cochrane-Review

Hersteller zerpflücken Homöopathie-Studie

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Berlin -

Anfang April hat ein Cochrane-Review erneut die Wirkung homöopathischer Arzneimittel infrage gestellt und infolgedessen auch die Verwendung von Forschungsgeldern auf diesem Gebiet. Das hat die Hersteller und Förderer homöopathischer Arzneimittel auf den Plan gerufen, denn hier geht es nicht nur ums Geschäft, sondern ums Prinzip.

Die Essenz der Cochrane-Studie lautete: Für Globuli kann eine Wirkung jenseits des Placebo-Effektes nicht signifikant nachgewiesen werden. Konkret ging es in der Studie um die Frage, ob homöopathische Arzneimittel bei akuten Infektionen der oberen Atemwege im Kindesalter wirken. Bei der Untersuchung wurden die Globuli mit Placebo und konventionellen Arzneimitteln in kontrollierten doppelblind randomisierten Studien ausgewertet.

„Homöopathische Arzneimittel sind sehr gut geeignet, um im Rahmen der apothekengestützten Selbstmedikation bei leichten vorübergehenden Erkrankungen eingesetzt zu werden, so auch bei Erkältungen“, so Dr. Hermann Kortland, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Arzneimittelhersteller (BAH). „Für homöopathische Arzneimittel gibt es eine breite Basis interner Evidenz. Diese basiert sowohl auf der Erwartungshaltung und den positiven Erfahrungen der Patienten sowie auch auf den positiven Erfahrungen der Ärzte und Apotheker.“

Die positive Erfahrung der Patienten zeige sich besonders bei der Indikation Erkältung. Kortland verweist auf eine repräsentative Befragung des Institutes für Demoskopie Allensbach aus dem Jahr 2014. Demnach haben 56 Prozent aller Verwender homöopathischer Arzneimittel angegeben, bei Erkältungen und grippalen Infekten Homöopathika erfolgreich eingesetzt zu haben. „Wie alle anderen Arzneimittel auch, haben Homöopathika therapeutische Grenzen, die jeder verantwortungsvolle Apotheker und Arzt kennen sollte. Deshalb sind homöopathische Arzneimittel in Deutschland zu recht in aller Regel apothekenpflichtig. Im Zweifel klärt der Apotheker so über Therapiealternativen auf.“

Die vom ehemaligen deutschen Bundespräsidenten und seiner Ehefrau gegründete Karl und Veronica Carstens-Stiftung zur Förderung von Naturheilkunde und Homöopathie meldet in einer Stellungnahme Zweifel an der Datenrelevanz der Studie an: „Die vorliegende Übersichtsarbeit zur Wirksamkeit einer homöopathischen Behandlung bei Infektionen der oberen Atemwege von Kindern wertet lediglich zwei Studien aus. Jede dieser Studien dokumentiert für sich positive Therapieeffekte der Homöopathie, einmal tendenzielle Überlegenheit gegenüber Placebo und einmal mindestens Gleichwertigkeit mit einer Standardtherapie inklusive Antibiotika.“ Die statistische Gesamtauswertung erfolge dagegen nach methodisch fragwürdigen Gesichtspunkten.

Bei Hevert braucht man noch Zeit, um die Analyse näher bewerten zu können. „Generell sieht man, dass in die Studie lediglich acht klinische Studien eingeschlossen wurden, von denen wiederum aufgrund deren Qualität oder methodologischer Probleme nur vier ausgewertet werden konnten“, so Firmenchef Mathias Hevert. „Unsere Erfahrung im Indikationsgebiet Erkältungskrankheiten zeigt, dass die Kundenzufriedenheit sehr hoch ist.“

Generell gehe die Tendenz in der Homöopathieforschung dahin, die zahlreichen Behandlungsansätze und Arzneimitteltypen, die in der Homöopathie traditionell gewachsen sind, nicht mehr über einen Kamm zu scheren beziehungsweise die Homöopathie in Gänze bewerten zu wollen. „Gerade das scheint aber in der vorliegenden Cochrane-Meta-Analyse wieder teilweise passiert zu sein, auch wenn hier nur Studien zu einer festen Indikation betrachtet wurden.” Als Beispiele nannte er die individualisierte Verordnung oder Verordnung nach fester Indikation sowie die Verabreichung von Fertigarzneimitteln beziehungsweise Einzelmitteln oder Komplexmitteln und schließlich den Einsatz von Tief- oder Hochpotenzen.

Auch bei Heel teilt man nicht die Ansicht, dass alle Medikamente gegen Erkältung, egal ob homöopathisch oder anders hergestellt, weitestgehend nutzlos sind. In der Analyse seien zwar keine Medikamente von Heel untersucht worden, dennoch werde man sich diese Arbeit noch sorgfältig durchsehen, so Geschäftsführer Marc Deschler. „Bis dahin können wir jedoch keine seriöse Aussage darüber treffen, wie die von den Autoren analysierten acht Versuche einzuschätzen sind.”

Derweil startete im Rahmen der „Skeptikon-Messe” der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) eine Homöopathie-Challenge. Unter dem Titel „What‘s in – find out!“ hat das Informationsnetzwerk Homöopathie (INH) einen Preis in Höhe von 50.000 Euro ausgelobt. Das Geld geht an denjenigen, der bei einem Globuli-Fläschchen ohne Beschriftung den Wirkstoff beziehungsweise die Urtinktur bestimmen kann.

Konkret muss der Gewinner drei Homöopathika in Hochpotenz (ab D24/C12) aus einer Gesamtzahl von zwölf unbeschrifteten Fläschchen wählen und danach den Wirkstoff bestimmen. Bei der Bestimmungsmethode herrscht freie Wahl. Die Kandidaten dürfen modernste Analysegeräte genauso wählen wie Pendel oder Kinesiologie, heißt es in den Teilnahmebedingungen. Sollte der Nachweis nicht gelingen, ist laut GWUP/INH der Nachweis erbracht, dass sich die angeblich aufgeprägte Information der Urtinktur in den Globuli nicht nachweisen lässt und somit die Milchzuckerkügelchen physiologisch wirkungslos sind. Die Challenge endet erst am 30. April 2020.

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