„Jamaika hätte eine Chance verdient“

Spahn: Durchstechereien waren „ätzend“

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Berlin -

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat bedauert, dass bei den Gesprächen zur Regierungsbildung ein Jamaika-Bündnis von FDP, Grünen und Union nun zunächst nicht weiter im Fokus steht. Gleichzeitig dementierte er, an den Durchstechereien gegenüber der Bild-Zeitung beteiligt gewesen zu sein.

„Jamaika hätte eine Chance verdient“, sagte er am Mittwoch bei einem Auftritt in der Bundeskonferenz. Dies gelte trotz schwieriger Ausgangslage durch das schlechte Wahlergebnis der Union, „weil es spannend wäre in vielerlei Hinsicht und es helfen würde, auch gesellschaftliche Themen zu befrieden“, sagte Spahn. „Aber ich muss gleichzeitig auch akzeptieren, dass es jetzt erstmal auch andere Gespräche gibt.“ Spahn sagte, er glaube, „dass eine Regierungsbeteiligung in einer Jamaika-Koalition auch noch einmal einen echten Unterschied hätte machen können für die nächsten Jahre“.

FDP und Grüne hatten bekanntgegeben, dass sie nun zunächst mit der SPD über ein mögliches Ampelbündnis sprechen wollen. Gespräche zur Bildung einer sogenannten Jamaika-Koalition mit Union, FDP und Grünen sollen aber weiterhin eine Option bleiben.

Spahn wertete es als „ätzend“, „verantwortungslos“ und „in gewisser Weise auch plump“, dass aus den Gesprächen der Grünen und der FDP mit der Union Inhalte nach außen ausgeplaudert worden waren. „Es ärgert mich maßlos, wir müssen ein Wahlergebnis aufarbeiten, das schwierig ist.“ Spahn wies Spekulationen zurück, dass er selbst die Informationen weitergegeben habe. „Ich weiß, was ist, und deswegen weiß ich einfach, dass es nicht stimmt. Ganz einfach.“ Es sei misslich, dass die Durchstechereien als ein Argument für eine Absage herangezogen werden könnten. „Es ärgert mich in jeder Hinsicht einfach alles.“

Spahn ist bekannt dafür, die Presse gezielt für seine Zwecke zu nutzen. Sein Pressesprecher hat früher für die Bild-Zeitung gearbeitet. In der Union wird Spahns Name im aktuellen Zusammenhang genannt, auch die Süddeutsche Zeitung (SZ) hatte einen solchen Verdacht in den Raum gestellt, weil Spahn selbst gerne Parteichef werden wolle.

Und auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) weist in einem Porträt über Spahn darauf hin, dass sich seine Träume vom Kanzleramt bei einem anderen Wahlausgang wohl zerschlagen hätten. „Doch dann kam der 26. September, der Tag der Bundestagswahl, bei der die Union so schlecht abschnitt wie nie zuvor und hinter der SPD landete. Seither ist alles wieder offen. Seither kann Spahn wieder vom Kanzleramt träumen. Allerdings stünde ihm selbst bei günstigem Traumverlauf die nächste Durststrecke bevor.“

Spahn selbst hat seit der Wahl mehrfach einen Generationswechsel in seiner Partei gefordert – und so versucht, sich selbst ins Spiel zu bringen. Die Frage, ob Armin Laschet in der von ihm gewünschten Jamaika-Koalition der richtige Kanzler wäre, wollte er nicht beantworten. Der gemeinsame Termin mit RKI-Präsident Professor Dr. Lothar Wieler drehte sich eigentlich um Grippe und Corona und war einen Tag nach hinten verschoben worden.

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