Rx-Versandverbot

Noweda schreibt an Schulz und Zypries

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Berlin -

Die Noweda setzt sich nicht nur mit Plakaten, sondern auch auf politischer Ebene für ein Rx-Versandverbot ein. Der neue Vorstandschef Dr. Michael P. Kuck hat SPD-Spitzenpolitiker Martin Schulz und Brigitte Zypries angeschrieben und aufgefordert, ihre Blockadehaltung zu hinterfragen.

In seinem Schreiben appelliert Kuck an Schulz, mit Apothekern zu sprechen, sich aus erster Hand über deren Leistungen für die Patienten zu informieren und das Rx-Versandverbot zu unterstützen. Er erinnert den SPD-Kanzlerkandidaten an dessen Forderungen nach Gerechtigkeit und fairen Wettbewerb: Er selbst habe betont, dass nicht global agierende Konzerne Wirtschaft und Stadtbilder dominieren dürften.

Ausgerechnet im Arzneimittelbereich solle sich nun schlechtere Qualität durch Preisdumping durchsetzen können. Der EuGH habe den Zweck des deutschen Preissystems offensichtlich nicht verstanden, so Kuck: „Denn die Preisbindung wurde keineswegs geschaffen, um Preiswettbewerb zwischen den Apotheken zu verhindern.“ Vielmehr gehe es darum Kranke in ihrer schwierigen Situation vor Preisvergleich und Übervorteilung zu schützen. „Qualitätswettbewerb statt Preiswettbewerb – das war die Intention des Gesetzgebers.“

Wenn ausländische Versandapotheken nun über Boni wichtige Umsätze abziehen, werden dies laut Kuck vor allem Landapotheken in kleineren Städten und Gemeinden nicht überleben, da „ihre Finanzierung oftmals heute schon knapp kalkuliert ist“. Auch um Gemeinwohlaufgaben zu erfüllen, die oftmals nicht kostendeckend erbrachten werden könnten, seien die Apotheken im Sinne einer Mischkalkulation auf ausreichend Umsatz angewiesen.

Die einzig richtige Reaktion auf das EuGH-Urteil sei daher das Rx-Versandverbot, so Kuck. „Für uns ist es unverständlich, dass gerade die SPD, die sich in diesem Bundestagswahlkampf mehr denn je für Gerechtigkeit auf allen Ebenen ausspricht, die Apothekerinnen und Apotheker in ihrer begründeten Forderung nach einem Rx-Versandhandelsverbot nicht unterstützt. Gerechtigkeit bedeutet auch, mittelständische Strukturen, von denen Patientinnen und Patienten jeden Tag profitieren, nicht zugunsten von Konzern- und Investoreninteressen zu gefährden.“

Gegenüber Zypries schlägt Kuck noch offensivere Töne an: Der Noweda-Chef will von der Wirtschaftsministerin wissen, „warum sich die SPD bislang dem geplanten Rx-Versandhandelsverbot so hartnäckig verschließt“. Die Weigerung sei „gleichzusetzen mit einem Experiment, dessen Gegenstand die sichere Arzneimittelversorgung der Patientinnen und Patienten in Deutschland ist“. Denn niemand könne heute verlässlich sagen, dass „die zu erwartende Zunahme des mit Rabatten gespeisten Rx-Versandhandels keine negativen Folgen für die wirtschaftliche Grundlage der Vor-Ort-Apotheken und damit für die Versorgung der Bevölkerung hat“.

„Ist die heute gut funktionierende Infrastruktur der Vor-Ort-Apotheken erst einmal zerstört, wird sich diese Entwicklung, wenn überhaupt, nur mit erheblichem Aufwand zurückdrehen lassen“, gibt Kuck zu bedenken. Verantwortungsbewusst wäre es daher, „alles zu tun, um diese hervorragend funktionierende Infrastruktur im Sinne der bislang ausgezeichneten Arzneimittelversorgung der Bevölkerung zu schützen, und alles zu unterlassen, was diese Infrastruktur gefährde.

Mit ihrer Ablehnung des Rx-Versandverbots setze sich die SPD indirekt für Versandkonzerne und deren millionenschweren Investoren ein, so Kuck mit Verweis auf den Einstieg der saudischen Al Faisaliah Group bei Zur Rose. Das sei auch deshalb schwer verständlich, weil Schulz als SPD-Kanzlerkandidat öffentlich Gerechtigkeit fordere für den „kleinen Bäcker“ von nebenan, der im Gegensatz zum internationalen Kaffeekonzern vor Ort seine Steuern zahle. „Gilt das für den ‚kleinen Apotheker‘ von nebenan nicht?“

Die Tatsache, dass die Deutsche Parkinson Vereinigung (DPV) zurückgerudert sei, ist laut Kuck ein Beleg dafür, dass gerade auch Chronikern der persönliche Kontakt zu ihrer Vor-Ort-Apotheke wesentlich wichtiger sei als die Aussicht auf Internet-Schnäppchen.

Kuck appelliert an Zypries, „das hohe Gut der Versorgungssicherheit“ in den Mittelpunkt aller Überlegungen zu stellen und nicht zuzulassen, dass das Gewinnstreben einiger weniger Firmen und Investoren das funktionierende System der Arzneimittelversorgung gefährde. „Die Aufrechterhaltung der hohen Versorgungsqualität sollte uns allen gemeinsam am Herzen liegen“, schließt Kuck. Die Noweda will ihre Plakatkampagne verstärkt fortsetzen.

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