Rabattverträge

Aufstand der HIV-Apotheker

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Berlin -

Null-Retaxationen sind zulässig – solange sie berechtigt sind. Doch genau daran hatte Apotheker Erik Tenberken aus Köln große Zweifel und ließ eine Retaxation von seinem Rechenzentrum prüfen. Noch streitet er mit der Kasse über die Absetzung, doch der Fall zieht schon politische Kreise.

Tenberken versorgt schwerpunktmäßig HIV-Patienten und hatte vor rund einem Jahr an einen KKH-Vesicherten das Mittel Telzir (Fosamprenavir) von GlaxoSmithKline (GSK) abgegeben. Die Kasse retaxierte und verwies auf ihren Rabattvertrag mit dem Reimporteur CC Pharma.

Tenberken ließ den Fall von seinem Rechenzentrum AvP überprüfen. Demnach war zu diesem Zeitpunkt kein Indikationsfeld ausgefüllt, der Rabattvertrag wurde in der Software überhaupt nicht angezeigt. Der Arzt hatte außerdem ein Aut-idem-Kreuz gesetzt. Zudem konnte der Apotheker belegen, dass das Importarzneimittel zum fraglichen Zeitpunkt nicht lieferfähig war. Bislang habe die Kasse auf seinen Widerspruch nicht reagiert.

Tenberken hat sich in der Sache auch an die Präsidentin der Apothekerkammer Niedersachsen, Magdalene Linz, gewandt. Beide sind im Vorstand der Deutschen Arbeitsgemeinschaft HIV-kompetenter Apotheken (DAHKA). Linz will jetzt politisch gegen solche Retaxationen vorgehen und die zuständigen Behörden einschalten.

Linz hatte für ihre Apotheken die Zusammenarbeit mit CC Pharma beendet, nachdem gefälschte Präparate bei dem Reimporteur aufgetaucht waren. Die Kammerpräsidentin kritisiert, dass die Kassen bei ihren Rabattverträgen nicht genauer hinschauen: „Die KKH zwingt mich, mit Rabattpartnern zusammen zu arbeiten, die sich als unzuverlässig erwiesen haben“, so Linz.

Die Kassen müssten bei der Wahl ihrer Partner besonders aufmerksam sein, fordert die Kammerpräsidentin. Bei Reimporteuren sei schon die Lieferfähigkeit kaum zu garantieren. Noch bedenklicher findet es Linz, wenn Kassen Verträge mit Lieferanten schließen, „die möglicherweise aufgrund ihrer Vorlieferanten unzuverlässig sind“.

Gerade HIV-Patienten müssten auf die Sicherheit ihrer Medikamente vertrauen können, so Linz. Denn eine einzige gefälschte Packung könne die Therapie dramatisch verschlechtern. „Das bin ich als Apothekerin nicht bereit zu akzeptieren. Ich muss mich auf die Ware verlassen können“, so Linz. Sie will mit ihrem Anliegen in Berlin vorsprechen.

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