Nordrhein-Westfalen

Hausärzt:innen: Apotheken bringen Impfkampagne nicht voran

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Berlin -

Hausärzt:innen in Nordrhein-Westfalen haben die in dieser Woche erstmals anlaufenden Covid-19-Impfungen in Apotheken kritisiert. „Die Apotheken bringen die Impfkampagne nicht voran. Wen sollen sie denn noch erreichen? Die Impfzögerer auf jeden Fall nicht“, sagte Dr. Oliver Funken, Chef des Hausärzteverbands Nordrhein, der Rheinischen Post. 

Zudem schickte Funken eine Botschaft an die Apotheker:innen: „Apotheken haben keinerlei Erfahrung im Impfen. Sie sollen Impfstofflieferketten sicherstellen. Im Klartext: Schuster, bleib bei deinem Leisten.“ Bereits zuvor machten viele Ärzt:innen offiziell und gegenüber den sie beliefernden Apotheken deutlich, dass sie gegen das Impfangebot in der Offizin sind. Einzelne Inhaber:innen erhielten mitunter sogar indirekte Drohungen.

In dieser Woche dürfen durch Apotheker:innen erstmals Covid-19-Impfungen angeboten werden. Die Betrieben haben zögerlich bestellt: Dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) zufolge gingen von Apotheken 480 Bestellungen für den Biontech-Impfstoff bei den Großhändlern ein. Über 16.572 Dosen von Comirnaty wurden bestellt. Für die Apotheken gilt – wie für die restlichen Leistungserbringer – eine begrenzte Bestellmenge von 240 Dosen (40 Vials) pro Betrieb.

Der Impfstoff von Moderna ist nicht kontingentiert. Die Nachfrage war jedoch deutlich geringer. Von Apotheken wurden laut BMG insgesamt 136 Bestellungen für 8300 Dosen Spikevax abgegeben. Der Covid-19-Impfstoff Janssen konnte ebenfalls bestellt werden, wurde aber durch Apotheken nicht nachgefragt. Tatsächlich waren viele impfberechtigte Inhaber:innen zum Start noch zurückhaltend und bestellten nur wenige Vials von Comirnaty und Spikevax oder warteten ganz ab.

Testmüdigkeit beklagt

Die Mediziner:innen klagen zudem über eine wachsende Sorglosigkeit in der Bevölkerung im Umgang mit der Corona-Pandemie. „Insgesamt ist wohl in der Bevölkerung eine Testmüdigkeit aufgekommen. Viele, die als Kontaktperson in Quarantäne sein sollten, sind es nicht“, sagte . Bislang sind nur geboosterte Kontaktpersonen von der Quarantäne-Pflicht befreit.

Auch die jüngste Stiko-Entscheidung für eine vierte Impfung hätten die Patienten gleichmütig aufgenommen: „Die Patienten überrascht fast nichts mehr.“ Die Frage nach dem zweiten Boostern hätten viele bei der Auffrischimpfung schon gestellt. „Einen erneuten Run auf die Praxen erwarten wir nicht“, sagte Funken.

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