Landversorgung

Apotheker und Ärzte organisieren sich

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Berlin -

Im Landkreis Dachau hat sich eine Genossenschaft gegründet, die Gesundheitsversorgung und Prävention in der Region verbessern will. Auch einige Apotheker gehören zum interdisziplinären Netzwerk. Das Projekt wird vom Freistaat Bayern und dem Landkreis gefördert.

Wie schwierig es in ländlichen Regionen ist, einen Nachfolger zu finden, wissen nicht nur Apotheker aus eigener Erfahrungen. Auch Ärzte sind oft gezwungen, ihre Praxen mangels Nachwuchses dicht zu machen. Der bayerischen Landkreis Dachau ist da keine Ausnahme. „Die medizinische Versorgung zentralisiert sich zunehmend in der Kreisstadt“, sagt Apotheker Maximilian Lernbecher, der die Obere Apotheke in Dachau und die Römer-Apotheke in Bergkirchen betreibt. Die Ärzte würden sich am liebsten in großen Gemeinschaftspraxen oder gar Ärztehäusern niederlassen. Das Hinterland dörre dagegen aus. Ohne Ärzte hätten es auch die Landapotheken schwer.

Um die Probleme der Gesundheitsversorgung im Landkreis will sich nun eine Genossenschaft kümmern. Dafür soll ein Netzwerk gegründet werden, dessen Mitglieder in verschiedenen Bereichen des Gesundheitswesens beschäftigt sind. Noch bevor die Arbeit richtig losgeht, konnte die gemeinnützige Genossenschaft nach Angaben des Apothekers rund 40 Mitglieder gewinnen, darunter den AWO-Kreisverband, das Dachauer Helios Amper Klinikum, den Gesundheitsverbund Dachauer Land sowie einige Hausärzte, Hebammen, Heilpraktiker und Physiotherapeuten. „Es soll keine Ärzte-Apotheker-Connection werden“, betont Lernbecher. Die Struktur sei transparent, offen und bunt. „Mit der Gesundheitsregion Plus haben wir die Chance, Angebote auch interdisziplinär zu bündeln.“

Auch Apotheker sind dabei. „Derzeit machen acht von 31 Apothekern des Landkreises mit“, sagt Lernbecher, der in der Genossenschaft als Aufsichtsratsvorsitzender fungiert. „Es wäre schön, wenn noch mehr Kollegen dazu kämen“, so der Pharmazeut.

Wer dabei sein will, müsse lediglich einmalig 100 Euro Genossenschaftsanteil zahlen und Engagement mitbringen. „Man tut nicht nur etwas Gutes für die Versorgung in der Regionen“, betonte er. Die Mitgliedschaft biete auch einige Vorteile wie bessere Vernetzung, kurzen Draht zu lokalen Politikern, Ärzten und anderen wichtigen Akteuren des lokalen Gesundheitswesens.

Durch gemeinsame Anstrengungen soll eine Gesundheitsregion Plus aufgebaut werden, die das vom bayerischen Gesundheitsministerium festgelegte Konzept umsetzt. Es handelt sich dabei um eine Initiative von Ministerin Melanie Huml (CSU).

Das Ziel: Es sollen sich kommunale Netzwerke bilden, die sich um die Verbesserung der Prävention und Versorgung in Bayern kümmern. Dafür stellt der Freistaat Förderung in Aussicht. Bis zu 50.000 Euro jährlich wird der Betrieb einer Geschäftsstelle für fünf Jahre gefördert. Zusätzliche 20.000 Euro pro Jahr werden vom Landkreis zur Verfügung gestellt.

Hauptamtlicher Geschäftsführer ist der ehemalige Redakteur des bayerischen Rundfunks, Werner Buchberger, der dort für Gesundheitsthemen zuständig war. Buchberger ist auch Vizepräsident der Bayerischen Krebsgesellschaft. Zum ehrenamtlichen Vorstand der Genossenschaft wurde der Lauterbacher Arzt Georg von Hundt gewählt. Begleitet wird der Vorstand durch einen Aufsichtsrat, dem insgesamt 14 Vertreter der unterschiedlichen Professionen des regionalen Gesundheitsbereichs angehören. Bis auf Buchberger arbeiten alle ehrenamtlich für die Genossenschaft.

Zum Konzept der Gesundheitsregion Plus gehört unter anderem die Gründung eines Gesundheitsforums. In dem Gremium sollen alle wichtigen Vertreter des lokalen Gesundheitswesen vertreten sein. Zudem soll es Arbeitsgruppen geben die passgenaue Maßnahmen zu den Bereichen Prävention, Gesundheitsförderung und Gesundheitsversorgung entwickeln.

Dachau ist nicht der einzige Landkreis, in dem eine solche Kooperation zwischen Gesundheitsberufen entstanden ist. Mittlerweile nehmen mehr als 30 bayerische Landkreise an dem Programm teil und bündeln ihre Anstrengungen, um die Gesundheitsversorgung vor Ort zu erhalten und zu verbessern.

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