Lücke bei Abgabeerleichterungen

Engpass-Retax: Verbandschef traut Kassen nicht

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Berlin -

Der Landesapothekerverband Niedersachsen (LAV) kritisiert, dass die Apotheken sich nach dem Auslaufen der Sonderregelungen zum Austausch von Medikamenten bei Lieferengpässen derzeit in einem rechtsunsicheren Raum befinden. Die geplante Pauschale von 50 Cent wird als unzureichendes Honorar für den Mehraufwand kritisiert.

„Die Bundesregierung hat uns Apothekerinnen und Apotheker eine nahtlose Verlängerung der erleichterten Austauschregelungen bis zum 31. Juli zugesichert, aber nicht Wort gehalten“, sagt Verbandschef Berend Groeneveld. „Die Apotheken können jetzt bei Engpässen die Patientinnen und Patienten nicht mehr so leicht mit Arzneimitteln versorgen.“ Wegen des Versagens der Politik müssten sich die Patientinnen und Patienten jetzt auf mehr Wartezeit einstellen. „Ist das Arzneimittel in der Apotheke außerdem nicht verfügbar, müssen wir die Patientinnen und Patienten wieder in die Arztpraxis schicken, um sich ein neues Rezept ausstellen zu lassen, auch, wenn wir alternative Arzneimittel mit demselben Wirkstoff vorrätig hätten.“

Weil das UPD-Gesetz nicht rechtzeitig in Kraft getreten sei, hätten die Apotheken einen noch höheren Mehraufwand, mehr Bürokratie und unzufriedene Kundinnen und Kunden. „Die Bundesregierung hat ihr Ziel, die Patientinnen und Patienten schnellstmöglich mit Arzneimitteln zu versorgen verfehlt und lässt uns Apothekerinnen und Apotheker im Regen stehen.“ Zwar habe man den Fehler erkannt und den GKV-Spitzenverband gebeten, von Retaxationen abzusehen. „Aber es gibt für uns Apothekerinnen und Apotheker keine hundertprozentige Sicherheit, dass wir bei einem Austausch die abgegebenen Arzneimittel von den Krankenkassen zurückerstattet bekommen! Dass wir uns aufgrund dieser Unzuverlässigkeit der Politik nun in dieser unsicheren Rechtssituation befinden, ist für uns unfassbar und macht uns wütend.“

Ausgleich statt Almosen

Dass Apotheken nur 50 Cent für das Management der Lieferprobleme erhalten sollen, ist laut Groeneveld absolut unzureichend: „Wir müssen bei Engpässen viel Zeit in die Recherche nach Alternativen investieren. Auch der Austausch mit der verschreibenden Ärztin oder dem verschreibenden Arzt kostet Zeit. Abschließend steht dann die Kommunikation mit den Patientinnen und Patienten, die wir beruhigen und ihnen erklären, dass das neue Medikament die gleiche Wirkung hat und wir informieren sie darüber, wie sie es einnehmen müssen. Als Engpass-Ausgleich für den Personal- und Zeitaufwand brauchen wir keine Almosen, sondern eine faire Vergütung! Wertschätzung der Arbeit, die unsere Apothekenteams täglich für die Arzneimittelversorgung der Patientinnen und Patienten leisten, sieht anders aus und muss fair honoriert werden!“

Die Apothekerschaft habe bereits bundesweit Proteste und Aktionen angekündigt, um die Gesundheitspolitik in Berlin auf die immer schwierigere Lage der Apotheken vor Ort aufmerksam zu machen, warnt Groeneveld.

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