„Der Worte sind genug gewechselt“

Boykott statt Bitte: Apotheker schreibt Brandbrief an Abda

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Berlin -

Die Apothekenteams arbeiten an ihrer Belastungsgrenze – oder haben sie längst überschritten. Immer mehr Betriebe müssen schließen, weil Personal fehlt oder die finanzielle Schieflage zu groß ist. Das Apothekenhonorar wurde seit Jahren nicht erhöht, sondern zeitlich befristet sogar gesenkt. Apotheker Dr. Klaus Fehske wendet sich in einem offenen Brief an die Abda. „Apotheken brauchen jetzt endlich eine engagierte, effektive Interessensvertretung – statt einer abgehobenen ‚Standesorganisation‘!“

„Der Worte sind genug gewechselt. Lass mich auch endlich Taten sehen!“, eröffnet Fehske seinen Brief an die Standesvertretung. „Die deutschen Apotheken, die Sie angeblich vertreten, erwarten von Ihnen endlich harte erfolgreiche Verhandlungen über ein angemessenes Honorar, für das wir die von Politikern in Krisenzeiten wie der zurückliegenden Pandemie oder den Lieferengpässen immer wieder als selbstverständlich eingeforderten Leistungen auch erbringen können“, so der Apotheker.

Die Belastungsgrenze sei nach zehn Jahren ohne relevante Honoraranpassung längst überschritten. Das Apothekensterben werde voranschreiten, denn sehr viele Apotheken könnten die nächste Tariferhöhung nicht stemmen. „Die flächendeckende Akutversorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln und Dienstleistungen ist massiv gefährdet!“, mahnt Fehske. Betroffen seien nicht nur die kleinen, sondern auch die großen Apotheken.

„Während andere Gruppen im Gesundheitswesen zumindest eine gewisse finanzielle Anpassung erhalten, akzeptieren Sie als Abda sogar eine Honorar-Kürzung und dass der Bundesgesundheitsminister zum wiederholten Male noch nicht einmal persönlich zum Apothekertag erscheint“, schreibt der Apotheker.

Die Postkartenaktion und der angekündigte dreistündige Protest am 27. September dürften in der aktuellen heftigen Auseinandersetzung um Honorarerhöhungen in allen anderen Bereichen der Wirtschaft sicher völlig unzureichend sein, so Fehske. So solle die Abda zumindest erreichen, dass die Erhöhung des Zwangsrabattes zurückgenommen oder gesenkt werde. Statt Gesprächsbitten zu verschicken, die immer wieder abgesagt würden, solle dem Minister angeboten werden, „drei Tage in seinem Lieblingsgebiet keine E-Rezepte mehr einzulösen oder keine Rezepturen anzufertigen“.

Und dann bringt der Apotheker die Erhöhung der Beiträge ins Spiel. „In dieser wirtschaftlich extrem bedrohlichen Situation ohne sichtbaren Erfolg Ihrer Aktivitäten von Ihren Zwangsmitgliedern unbekümmert 18 Prozent Beitragserhöhung zu verlangen, ist schon bemerkenswert distanziert.“

Daher der Appell an die Abda: „Kämpfen Sie als unsere Vertretung endlich für die verzweifelten Apotheken und Ihre Teams, statt sich mit der eigenen Finanzierung Ihrer ‚Standesorganisation‘ zu beschäftigen – es gibt dann schnell nämlich kaum noch ausreichend viel Apotheken, die die Arzneimittelversorgung aufrechterhalten können – und auch Sie als Abda finanzieren.“

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