Zulassungsbehörde

Berlin will die EMA

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Berlin -

Im Juni entschied sich das britische Volk für den „Brexit“ – ein Votum mit Konsequenzen, auch für wichtige Institutionen wie die europäische Arzneimittel Agentur (EMA). Berlin will Profit aus der Situation schlagen und die Behörde von der Themse an die Spree holen.

Die Konkurrenz ist groß, hatte sich Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) doch im vergangenen Jahr für Bonn als geeigneten Standort bekannt: Mit dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte haben wir in Bonn geballte Kompetenz in Fragen der Zulassung und Sicherheit von Arzneimitteln.“ Ein Plus für das Rheinland. Auch der Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH) fordert den Umzug der Behörde von London nach Bonn.

In der Hauptstadt unternimmt man jetzt jedoch einiges, um die Verantwortlichen im eigenen Land von Berlin als EMA-Standort zu überzeugen. Der Senat und „Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie“ werden am Donnerstag auf der Ost-Ministerpräsidentenkonferenz in Bad Muskau, wo auch Kanzlerin Angela Merkel erwartet wird, eine entsprechende Broschüre vorstellen.

Die Hauptstadt mit ihren vielen Gesichtern, biete auch verschiedene Standorte für die EMA. Möglich sind Berlin-Buch, die neu entstehende Europacity am Hauptbahnhof und Berlin Adlershof. Jeder Ort biete einen anderen Vorteil. In Buch zum Beispiel befindet sich das Helios-Klinikum sowie ein Teil der Charité und Forschungseinrichtungen. Die Europacity – wo auch das neue Apothekerhaus entsteht – liegt nicht nur verkehrsgünstig, sondern ebenfalls nah am Campus der Berliner Charité. In Adlershof befindet sich neben Berlin Chemie auch ein Wissenschafts- und Technologiezentrum.

Wichtig sei ein reibungsloser Umzug. Man laufe sonst Gefahr, Zulassungen von Arzneimitteln zu verzögern. Berlin könnte diese Anforderung erfüllen. Die Hauptstadt muss sich jedoch nicht nur national gegen weitere Standorte wie Bonn, München oder Frankfurt am Main durchsetzen; auch international ist die Konkurrenz groß.

Etwa 18 weitere Standorte möchten die EMA mit ihren 900 Arbeitsplätzen für sich gewinnen. Unter den Kandidaten sind die Städte Paris, Madrid, Dublin und Wien. Die Österreicher finden den Standort aufgrund zahlreicher Faktoren prädestiniert für die EMA. „Angefangen von der extrem hohen Lebensqualität und der zentralen Lage in Europa, über die Verfügbarkeit von top-qualifizierten Arbeitskräften bis hin zu einer sehr guten Zusammenarbeit im Gesundheitswesen zwischen Universitäten, Industrie und Behörden“, findet der Präsident des Pharmaverbands Pharmig, Martin Munte, der zugleich Geschäftsführer von Amgen in Österreich ist.

Die EMA hat seit ihrer Gründung im Jahr 1995 ihren Sitz in London. Als europäische Behörde ist die EMA verantwortlich für die Bewertung und Überwachung der Arzneimittel in der EU. Hauptaufgabe dabei ist die Zulassung von Medikamenten für Menschen und Tiere. Die EMA fungiert aber auch als Schlichtungsstelle, wenn beispielsweise nationale Behörden sich bei dezentralen Verfahren nicht einig über die Bewertung der Sicherheit und Wirksamkeit von Medikamenten sind.

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